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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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noch schöner aus - es sei denn, auch das war auf seine Benommenheit zurückzuführen.
    »Du scheinst nicht besonders fest auf den Beinen zu stehen, weißt du«, sagte sie.
    »Nein«, erwiderte er und wusste, dass er dabei albern grinste, konnte aber nichts dagegen tun.
    »Ts, ts, ts«, tadelte sie verspielt. »Ein großer, kräftiger Mann wie du kippt schon von einer Balkan Sobranie um?«
    Blondie hielt ihn also für einen großen, kräftigen Mann? Das war ja ermutigend. Eine positive Erkenntnis in dem vielfältigen Gemenge seines Sexuallebens. Sein Grinsen wurde breiter.
    Zugleich spürte er, wie seine Gedanken seltsam wirr wurden, aber auch das machte ihm nichts aus.
    »Gehen wir doch zu meinem Wagen und fahren ein Stückchen«, sagte sie. Ihre Stimme klang jetzt, als käme sie aus meilenweiter Ferne, und eine andere leise Stimme in ihm sagte: Das ist vielleicht gar keine so besonders gute Idee, Kaz, und dann stellte er fest, dass er zu nichts anderem fähig war, als Ja zu sagen.
    Er würde mit der schönen Fremden mitgehen. Er würde tun, was sie sagte. Er würde ihr gehören.
    Nur wie durch einen Nebel war er sich bewusst, wie ruckfrei sie die Gänge ihres blauen Cabrios schaltete, und das mit den kontrollierten Bewegungen von jemand, der einen Terminplan einhalten musste, der ein Ziel hatte.
    »Du wirst großen Spaß haben, Kazuo«, sagte sie, und ihre rechte Hand strich dabei über seinen Oberschenkel, als sie hinübergriff, um seine Tür abzuschließen.
    Ein Gedanke funkelte und blitzte: Ich habe ihr nie meinen Namen gesagt, und ein anderer Gedanke schloss sich an: Etwas stimmt nicht mit mir, stimmt überhaupt nicht, und dann verschwanden all diese Gedanken in der dunklen Leere, zu der sein Bewusstsein geworden war.

TEIL 3
18
    Der Chassid presste nervös seinen zerkratzten Aktenkoffer an sich und schlurfte wie ein alter Mann an die Reling des oberen Vorderdecks. Sein Blick wirkte irgendwie verängstigt, was allerdings, wie es schien, mehr seinem Wesen als den augenblicklichen Umständen an Bord der Expressfähre der Stena Line zuzuschreiben war. Die gewaltige Doppelrumpffähre brauchte knappe vier Stunden für die Reise von Harwich nach Hoek van Holland, wo die Passagiere in Spezialzüge umsteigen konnten, die sie direkt in die Centraal Station von Amsterdam brachten. Die Reederei des Hochgeschwindigkeitsschiffes hatte keinen Aufwand gescheut, um ihren Passagieren die Reise so angenehm wie nur möglich zu machen: An Bord gab es mehrere Bars, zwei Restaurants, eine Anzahl Ladengeschäfte und ein Kino. Der Chassid, der orthodoxe Jude, mit dem zerkratzten Aktenkoffer wirkte freilich nicht wie jemand, der derartige Zerstreuungsmöglichkeiten zu nutzen pflegte. Sein Typ war unverkennbar: ein Diamantenhändler - konnte daran auch der geringste Zweifel bestehen? -, der an den Luxusgütern seines Gewerbes eigentlich keinerlei Interesse hatte, ähnlich einem Abstinenzler, der eine Destille betrieb. Andere Passagiere musterten ihn kurz und wandten sich dann ab. Ihn anzustarren gehörte sich nicht, man wollte ja schließlich nicht, dass der Chassid auf falsche Gedanken kam.
    Jetzt zerzauste die salzige Brise den weißen Vollbart und die Ohrenlocken des Mannes und zupfte an seinem schwarzen, langen Wollrock. Der runde schwarze Hut saß wie festgeklebt auf seinem Kopf, als der Mann seinen Blick über den bleigrauen Himmel und die graugrüne See schweifen ließ. Kein sonderlich anregender Anblick, aber dem Chassid schien er gut zu tun.
    Eine derartige Gestalt, das wusste Janson, wurde dadurch unsichtbar, dass sie auffiel. Wenn der Klebstoff an seinen Wangen juckte und der dicke Wollrock unangenehm warm war, dann trug das dazu bei, jene gewisse Ängstlichkeit zu erzeugen, die die von ihm eingenommene Rolle verlangte. Er ließ sich von der Brise kühlen, ließ sich den Schweiß abtrocknen. Daran zu zweifeln, dass er derjenige war, als den ihn sein Pass auswies, war kein Anlass; er zog von Zeit zu Zeit ein kleines, von einer Plastikschicht geschütztes Foto des verblichenen Rabbi Schneerson aus der Tasche, den viele Chassidim für den Messias, oder mosiach, hielten, und betrachtete es liebevoll. Solche Einzelheiten waren wichtig, wenn man eine Rolle überzeugend spielen wollte.
    Als er hinter sich Schritte hörte, drehte er sich langsam um. Ein Mann mit rundkrempigem Hut und in düsterer schwarzer Kleidung stand vor ihm, und er wurde unruhig. Das war ebenfalls ein Chassid - aber ein echter. Ein Glaubensgenosse, redete er

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