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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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niemand gemeldet worden war. Soweit es die Öffentlichkeit betraf, war nichts davon - weder die Entführung noch der Mord - je geschehen. Lief da vielleicht unter Mitwirkung der Leute in der Liberty Foundation ein Plan ab, der es nicht opportun erscheinen ließ, diese schreckliche Tragödie bekannt zu machen? Aber wie lange glaubten sie eigentlich, so etwas verheimlichen zu können? Janson hatte von Gerüchten gehört, dass man den Tod Deng Xiaopings mehr als eine Woche lang verheimlicht hatte, während man über die Nachfolgefrage beriet; das Regime war damals überzeugt gewesen, dass es keine auch noch so kurze Periode öffentlicher Unsicherheit riskieren durfte. Stand bei der Liberty Foundation etwa Ähnliches auf dem Spiel? Novaks gewaltiger Reichtum, oder wenigstens der größte Teil davon, steckte bereits in der Liberty Foundation. Deshalb war eigentlich nicht vorstellbar, dass sein Tod einen unmittelbaren Einfluss auf die Finanzen der Stiftung haben könnte. Andererseits hatte Grigori Berman ihm gesagt, dass die Überweisung auf sein Konto aus Amsterdam gekommen war, genauer gesagt von einem Konto der Liberty Foundation. Wer in der Stiftung war imstande gewesen, diese Zahlung vorzunehmen?
    Novak war ein mächtiger Mann, und seine Feinde würden dies ohne Zweifel auch sein. Er musste davon ausgehen, dass Novaks Feinde auch die seinen waren. Und das Infernalische an dieser infernalischen Gleichung war, dass sie jedermann und überall sein konnten. Fielding hatte sich, ehe man ihn umgedreht hatte, sehr negativ über Novaks Gegner geäußert. Die »Oligarchen« korrupter plutokratischer Regime, besonders jene in Osteuropa, könnten zu dem Schluss gelangt sein, dass sie gemeinsame Interessen mit einer Gruppe von Planern in den Vereinigten Staaten hatten, die Novaks wachsenden Einfluss mit Neid und Unbehagen betrachtet hatten. Fragen Sie sich doch einmal, warum Amerika so gehasst wird: die Worte Andros'. Die Antwort auf diese Fragen war kompliziert, sie schloss all die Wut und den Ärger jener ein, die sich von der führenden Rolle Amerikas verdrängt und entmachtet fühlten. Aber Amerika war ja schließlich alles andere als ein zahnloses Unschuldslamm: Wenn es sich dafür einsetzte, seine globale Vorrangstellung zu schützen, konnte es mit brutaler Rücksichtslosigkeit vorgehen. Es war durchaus vorstellbar, dass sich Angehörige des für die Außenpolitik zuständigen Establishments durch das Wirken einer wahrhaft selbstlosen Gestalt bedroht fühlten, einfach weil sie diese Aktionen nicht kontrollieren konnten. Fieldings Worte fielen ihm ein: Jeder weiß, dass er häufig Avancen zurückgewiesen hat, die Amerika ihm gemacht hat, dass er das für die Außenpolitik zuständige Establishment geärgert hat, indem er seinen eigenen Weg gegangen ist. Die einzige Richtschnur, die es für ihn gab, war sein eigenes Gewissen. Wer konnte vorhersehen, wozu die Planer in Washington in ihrer Wut fähig waren -kurzsichtige, einseitig orientierte Leute, geblendet von perverser Machtgier, die sie für Patriotismus hielten? Dies war nicht die beste Seite Amerikas, nichts, worauf er stolz sein konnte. Aber es wäre schiere Naivität, so tun zu wollen, als wäre das Establishment zu solchen Handlungen unfähig. Lieutenant Commander Alan Demarest das ging ihm manchmal durch den Sinn, hatte sich für einen Amerikaner von echtem Schrot und Korn gehalten. Janson war das lange Zeit wie eine bösartige Selbsttäuschung vorgekommen. Doch was, wenn die Demarests der Welt Recht hatten? Was, wenn sie nicht Amerika repräsentier-ten, das nicht, aber immerhin einen Wesenszug Amerikas, eines Amerika, dem Ausländer in gepeinigten Ländern mit größerer Wahrscheinlichkeit begegneten als sonst wo? Janson schloss die Augen, konnte aber die lebhaften Erinnerungen aus seiner Vergangenheit einfach nicht verdrängen, die ihn selbst jetzt noch quälten.
    *
    »Nein, bringen Sie sie nicht herein«, hatte der Lieutenant Commander Janson angewiesen. In seinen Kopfhörern konnte er trotz der vom schlechten Wetter bedingten Störungen im Hintergrund Choralmusik hören. »Ich komme raus.«
    »Sir«, erwiderte Janson, »Das ist nicht nötig. Sie sind gefesselt, wie Sie es verlangt haben. Die Gefangenen sind unverletzt, aber bewegungsunfähig.«
    »Was sicherlich einige Mühe gekostet hat. Aber es überrascht mich nicht, dass Sie das geschafft haben, Janson.«
    »Es würde keinerlei Schwierigkeiten bereiten, sie zu transportieren, Sir«, erwiderte Janson.
    »Ich

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