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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hatte zwei Einkaufstüten.«
    Es klang gereizt.
    Janson fand zwei Plastiktüten mit dem Emblem von Marks & Spencer darauf, öffnete die Tür und stellte sie ihr vor die Füße.
    »Wo soll's denn hingehen, Freund?«, fragte der Fahrer. Dann sah er Janson im Rückspiegel an und zuckte zusammen. »Da haben Sie ja eine hässliche Wunde.«
    »Sieht schlimmer aus als, sie ist«, murmelte Janson.
    »Sehen Sie zu, dass Sie mir die Polster nicht verschmieren«, knurrte der Fahrer.
    Janson schob eine Hundert-Pfund-Note durch die Trennscheibe.
    »Das sieht schon besser aus«, meinte der Fahrer, dessen Tonfall sich plötzlich veränderte. »Sie sind der Chef und ich der Gaul, knallen Sie mit der Peitsche, und ich halt's Maul.«
    Er schien sehr stolz auf seinen Reim.
    Janson sagte dem Fahrer, wo er hinfahren solle.
    »Geht in Ordnung«, nickte der Mann.
    Das Pochen in Jansons Schädel war so laut und so regelmäßig wie von einem Presslufthammer. Janson zog ein Taschentuch heraus und band es sich um den Kopf, bemüht, die Blutung zu stillen. »Können wir jetzt fahren?«
    Er sah durch das Rückfenster des Taxis - das plötzlich in der linken unteren Ecke, ganz nah bei seinem Kopf, ein Spinnwebenmuster bekam. Eine Kugel hatte das Mehrschichtglas durchschlagen.
    »Heilige Mutter Gottes!«, schrie der Fahrer.
    »Treten Sie einfach aufs Gas«, sagte Janson unnötigerweise und duckte sich in seinem Sitz.
    »Geht klar, Freund«, sagte der Fahrer, und der Motor des Taxis heulte auf.
    »Also los, Mann.«
    Janson schob eine weitere Hundertpfund-Note durch den Schlitz in der Trennscheibe.
    »Gibt es denn noch mehr Probleme?«, fragte der Fahrer und warf einen zweifelnden Blick auf den Geldschein. Sie hatten inzwischen die Marylebone Road erreicht und reihten sich in den schnell dahinfließenden Verkehr ein.
    »Ganz und gar nicht«, erklärte Janson mit grimmiger Miene. »Sie können mir glauben. Es wird so einfach wie ein Spaziergang im Park.«
    *
    Sie sah ihn tatsächlich an. Er bildete sich das nicht ein.
    Kazuo Onishi ließ den Blick durch die verräucherte Singles-Bar wandern und sah dann wieder auf den kärglichen in seinem Glas verbliebenen Rest von Bier. Die Frau war atemberaubend: langes blondes Haar, Stupsnase, verschmitztes Lächeln. Was hatte sie alleine an der Bar verloren?
    »Kaz, macht dich die Braut auf dem Barhocker etwa an?«
    Es musste also stimmen - selbst sein Freund Dexter hatte es bemerkt. Onishi lächelte. »Warum tust du so überrascht?«, feixte er. »Die Ladys erkennen eben einen starken Typ, wenn sie einen zu sehen bekommen.«
    »Das muss wohl der Grund sein, dass du die letzten fünf Mal, die wir hier waren, alleine nach Hause gegangen bist«, erklärte Dexter Fillmore, ein Schwarzer mit Brille, der auch nicht viel mehr Glück gehabt hatte. Die beiden kannten sich schon seit ihrer Studentenzeit am Caltech; jetzt redeten sie nie über ihre Arbeit - das Thema kam einfach nicht zur Sprache, weil das, was sie beide taten, strengsten Sicherheitsvorschriften unterlag -, sie hatten aber, wenn es um ihr Liebesleben ging, nur wenige Geheimnisse voreinander. »Ich bin Junggeselle, ungebunden und verdiene gutes Geld: Die Ladys sollten sich eigentlich eine Nummer ziehen und Schlange stehen«, beklagte sich Onishi regelmäßig.
    »Eine irrationale oder eine imaginäre Zahl?«, pflegte Fillmore feixend darauf zu antworten.
    Aber jetzt sah es tatsächlich so aus, als ob Kazuo Onishi einen Glückstreffer gezogen hätte.
    Der dritte Blick, den die Frau ihm zuwarf, war wirklich unzweideutig.
    »Du solltest jetzt den Schiedsrichter rufen«, sagte Onishi. »Wenn die nämlich so weitermacht, gehe ich K.O.«
    »Komm schon, du sagst doch immer, dass es bei einem Mädchen auf die Persönlichkeit ankommt«, protestierte Dexter grinsend. »Auf den äußeren Eindruck hin kann man doch eine Frau nicht beurteilen.«
    »Ach was, ich spüre einfach die Persönlichkeit«, sagte Onishi. »Das sieht man doch.«
    »Mhm«, machte sein Freund. »Ich wette, damit meinst du die Persönlichkeit unter ihrem engen Pulli.«
    Und jetzt kam die Frau sogar auf ihn zu, einen Martini verspielt zwischen Daumen und Zeigefinger haltend. Da begann ganz offensichtlich eine Glückssträhne.
    »Sitzt hier jemand?«, fragte sie und deutete auf einen leeren Stuhl neben Onishi. Sie setzte sich, stellte ihren Cocktail neben sein Bierglas und winkte dann einer Bedienung, dass sie Nachschub bringen solle. »Okay, normalerweise tue ich so etwas nicht, aber ich habe hier

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