Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
sich eindringlich ein. Du bist der, für den du dich ausgibst - das war ein altehrwürdiger Grundsatz des Spionagegewerbes. Ein weiterer Grundsatz lautete freilich, es damit nicht zu übertreiben.
    Der andere Mann, er war kleiner als Janson und vielleicht Anfang der vierzig, sah ihn lächelnd an. »Voos hurst zich?«, fragte er und senkte dabei leicht den Kopf. Sein Haar war rötlich, seine Augen unter der billigen Kassenbrille von wässrigem Blau. Er trug eine kleine Ledermappe unter den Arm geklemmt.
    Janson senkte leicht den Kopf, presste seinen Aktenkoffer an sich und setzte ein vorsichtig freundliches Lächeln auf, das freilich durch die unvollkommene Geschmeidigkeit des Gesichtsklebers, den er benutzt hatte, etwas beeinträchtigt wurde. Wie sollte er antworten? Es gab Menschen, die die Gabe besaßen, sich spielerisch leicht neue Sprachen anzueignen, manchmal mit geradezu unheimlicher Flüssigkeit; Alan Demarest war so ein Mensch. Janson verfügte zwar aus seiner Studentenzeit über brauchbare Deutsch- und Französischkenntnisse und sprach auch ein wenig Tschechisch, das er sich von seiner Tschechisch sprechenden Mutter angeeignet hatte, gehörte aber sonst jenem beneidenswerten Kreis der Sprachbegabten nicht an. Jetzt zermarterte er sich das Gehirn und versuchte verzweifelt, dort auf ein paar Brocken Jiddisch zu stoßen. Das war eine Eventualität, mit der er hätte rechnen müssen. Ungefährlicher, als sich ein lahmes »Shalom« abzuringen, würde es wohl sein, sich gar nicht erst auf ein Gespräch einzulassen. Einen Augenblick lang gab er sich der flüchtigen Phantasievorstellung hin, den unbequemen Störenfried über Bord zu werfen. Doch dann deutete er auf seinen Hals und schüttelte den Kopf. »Laryngitis«, flüsterte er, bemüht, den Akzent des New Yorker East End wenigstens einigermaßen zu treffen.
    »Ir filt zich besser?«, fragte der Mann mit einem freundlichen Blick. Er war eine einsame Seele und ließ sich nicht so leicht von dem Versuch abbringen, Anschluss an seinesgleichen zu finden.
    Janson hustete explosionsartig. »Tut mir Leid«, flüsterte er. »Sehr ansteckend.«
    Der andere trat erschreckt zwei Schritte zurück. Er verbeugte sich erneut und faltete die Hände ineinander. »Shalom aleichem. Friede und Segen sei mit Euch«, sagte er, hob dann Abschied nehmend zittrig die Hand und zog sich schnell, aber höflich zurück.
    Janson gab sich wieder ganz der kühlenden Brise hin. Wir wissen mehr, als wir wissen, hatte Demarest ihm immer wieder eingeschärft. Janson glaubte, dass das in diesem Fall zutraf - er würde nur dann weiterkommen, wenn es ihm gelang, die einzelnen Daten, die er bereits gesammelt hatte, in die richtige Beziehung zueinander zu bringen.
    Er wusste, dass eine geheime Abteilung der amerikanischen Regierung auf seinen Tod aus war. Dass man mit Hilfe höchst komplizierter elektronischer Manipulationen eine gewaltige Summe auf sein Konto überwiesen hatte. Und dass demzufolge der Eindruck entstanden war, dass man ihn dafür bezahlt hatte, Novak zu töten.
    Konnte er das Geld in irgendeiner Weise nutzen? Eine innere Stimme riet ihm davon ab - jetzt noch nicht. Nicht, solange die wahre Herkunft des Betrags ein Geheimnis war. Das könnte als Beweismittel vielleicht entscheidend sein. Und - die Möglichkeit nagte ständig an ihm -vielleicht war das Geld auch mit einer Art hochkompliziertem elektronischem »Stolperdraht« versehen, sodass er mit jedem Versuch, es abzuheben, seine Feinde über seinen Standort informieren würde. Und das führte ihn wieder zu der schlichten Frage zurück, wer diese Feinde wohl sein mochten.
    Auf wessen Seite stehen Sie, Marta Lang? Bevor er an Bord der Fähre gegangen war, hatte er wieder einmal versucht, mit ihr Verbindung aufzunehmen, auch diesmal ohne Erfolg. War sie beteiligt an einer mörderischen Intrige? Oder war sie entführt, ja sogar ermordet worden -ein Opfer derselben Intrige, die Peter Novak das Leben gekostet hatte? Janson hatte einen alten Freund in Manhattan angerufen - einen Veteranen der Nachrichtendienste, der sich im Ruhestand befand - und ihn gebeten, sich im New Yorker Büro der Liberty Foundation nach ihr umzusehen, wo Lang ja angeblich ihr Büro hatte. Bis jetzt hatte es keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass sie in das Gebäude an der Vierzigsten Straße zurückgekehrt war. Sie musste woanders sein - aber wo?
    Und dann kam es Janson ebenso merkwürdig vor, wie auch Fielding, dass die Nachricht von Novaks Tod nach wie vor von

Weitere Kostenlose Bücher