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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf meinen ehemaligen Boyfriend gewartet, der immer noch Probleme hat, wenn Sie verstehen, was ich meine, und, ich schwör's, da fängt doch der Barkeeper tatsächlich an, mich anzumachen. Ich meine, was soll das?«
    »Keine Ahnung«, sagte Onishi mit Unschuldsmiene. »Und wo ist der Boyfriend?«
    »Ex«, betonte sie. »Er hat mich gerade auf dem Handy angerufen und gesagt, in der Arbeit sei etwas Wichtiges dazwischengekommen. Was weiß ich denn. Glauben Sie's mir, ich war ohnehin nicht scharf darauf, ihn zu treffen. Aber wahrscheinlich hört er erst dann auf, mich anzurufen, wenn er eine neue Freundin hat.«
    Sie wandte sich Onishi zu und ließ ein betörendes Lächeln aufblitzen. »Oder sobald ich einen neuen Boyfriend gefunden habe.«
    Dexter Fillmore leerte sein Glas und hustete. »Ich hol mir eine Schachtel Camels. Braucht jemand etwas?«
    »Mir auch eine«, sagte Onishi.
    Nachdem Fillmore gegangen war, drehte sich die Blondine zu Onishi herum und schnitt ein Gesicht. »Du rauchst Camels?«
    »Hältst wohl nicht viel vom Rauchen, hm?«
    »Das ist es nicht. Aber bitte, es gibt schließlich etwas Besseres als diesen Automatenscheiß. Hast du je eine Balkan Sobranie versucht? Das ist mir eine richtige Zigarette.«
    »Eine was?«
    Sie klappte ihre Handtasche auf und holte eine Metalldose heraus. Sie enthielt eine Reihe schwarzer filterloser Zigaretten mit goldenem Mundstück. »Frisch aus dem Diplomatengepäck«, sagte sie und reichte ihm eine. »Versuch mal«, sagte sie. Gleich darauf hielt sie ein Feuerzeug in der Hand.
    Das Mädchen hat geschickte Hände, dachte Onishi und nahm einen tiefen Zug. Viel versprechend. Außerdem war er erleichtert, dass sie noch nicht die Standardfrage Was-machst-du-eigentlich-beruflich gestellt hatte. Er antwortete darauf immer, er sei »Systemadministrator im Regierungsdienst«, und dann fragte niemand weiter, und wenn sie es doch taten, hatte er eine eingeübte Formel von wegen »Plattforminteroperabilität« zwischen dem Landwirtschafts- und dem Verkehrsministerium. Das löste jedes Mal derartige Verblüffung aus, dass mit Sicherheit keine weiteren Fragen mehr kamen. Aber der eigentliche Grund, weshalb er froh war, dass sie nicht gefragt hatte, war, dass er überhaupt nicht an seinen Job denken wollte. Seinen wirklichen Job. In letzter Zeit war der so stressig geworden, dass seine Schultern schon zu schmerzen anfingen, wenn er nur sein Büro betrat. Sie hatten wirklich ständig Pech gehabt. Unsagbar. All der Schweiß, all die Jahre - und dann musste das gottverdammte Moebius-Programm platzen! Es war einfach dringend nötig, dass er in einem anderen Bereich seines Lebens etwas Glück hatte. Zum Teufel, er hatte einfach verdient, dass er Glück hatte.
    Die Augen der Traumblondine verweilten auf seinem Gesicht, als der Rauch seine Lungen füllte. Etwas an ihm schien sie zu faszinieren. Ein neues Lied begann aus dem Lautsprecher zu tönen; das aus diesem großen neuen Film über den Zweiten Weltkrieg. Onishi mochte das Lied. Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, er würde vor Glück gleich abheben.
    Er hustete. »Stark«, sagte er.
    »So waren Zigaretten früher einmal«, erwiderte sie. Sie sprach mit einem ganz schwachen Akzent, aber er wusste nicht, wo er ihn unterbringen sollte. »Und jetzt sei ein Mann. Tief einatmen.«
    Er nahm einen weiteren Zug.
    »Etwas Besonderes, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ein wenig streng«, meinte er vorsichtig.
    »Nicht streng, voll! Ich schwör's dir, bei den meisten amerikanischen Zigaretten könnte man ebenso gut Schreibmaschinenpapier rauchen.«
    Onishi nickte, aber in Wirklichkeit fühlte er sich etwas benommen, sogar mehr als nur etwas benommen. Es musste wirklich starker Tabak sein. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg und wie er zu schwitzen anfing.
    »Ach, der arme Kleine, schau dich nur an«, sagte die Blondine. »Du siehst so aus, als könntest du etwas frische Luft gebrauchen.«
    »Das könnte mir gut tun«, pflichtete Onishi ihr bei.
    »Komm«, sagte sie. »Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.«
    Er schickte sich an, nach der Brieftasche zu greifen, aber sie legte einen Zwanziger hin, und er fühlte sich zu benommen, um sich dagegen zu sträuben. Dexter würde sich wahrscheinlich fragen, was aus ihm geworden war, aber das konnte er ja später erklären.
    Draußen, in der kühleren, frischen Luft, hielt das Schwindelgefühl an.
    Sie griff nach seiner Hand, drückte sie beruhigend. Im Licht der Straßenlaterne sah sie

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