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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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will Ihnen was sagen«, erklärte Demarest, »bringen Sie sie zum Candle Bog.«
    Candle Bog, so nannten die Amerikaner eine Dschungellichtung vier Kilometer nördlich ihres Hauptlagers. Vor einem Monat hatte es dort ein Gefecht gegeben, als amerikanische Patrouillen auf zwei Unterstände und drei Männer gestoßen waren, die sie als Vietkong-Kuriere identifiziert hatten. Ein Amerikaner war bei der Schießerei ums Leben gekommen; alle drei Vietkong waren am Ende getötet worden. Ein verletzter Angehöriger des amerikanischen Trupps hatte den vietnamesischen Namen des Ortes, Quan Ho Bok, zu Candle Bog verballhornt, und der Name war hängen geblieben.
    Die Gefangenen nach Candle Bog zu transportieren nahm zwei Stunden in Anspruch. Demarest erwartete sie bereits, als sie eintrafen. Er saß auf dem Beifahrersitz eines Jeeps, sein Stellvertreter Tom Bewick saß hinter dem Steuer.
    Janson sah, dass die Gefangenen durstig waren; da man ihnen die Arme an die Seiten gefesselt hatte, hielt er ihnen seine Feldflasche an die Lippen und teilte ihren Inhalt zwischen den beiden auf. Trotz ihrer Angst und ihrer Unsicherheit schlürften die Gefangenen das Wasser dankbar. Er ließ sie auf dem Boden zwischen den beiden Unterständen ausruhen.
    »Gute Arbeit, Janson«, lobte Demarest.
    »Humane Behandlung von Kriegsgefangenen, wie es die Genfer Konvention vorschreibt«, erwiderte Janson. »Wenn der Feind nur unserem Vorbild folgen würde, Sir.«
    Demarest schmunzelte. »Äußerst komisch, mein Junge.«
    Er drehte sich zu seinem Stellvertreter um. »Tom«, sagte er. »Würden Sie unseren Gästen die Ehre erweisen?«
    Bewicks braun gebranntes Gesicht sah wie aus Holz geschnitzt aus, mit groben Schlitzen, die die Augen und den Mund darstellten. Seine Nase war klein, schmal und scharfkantig, fleckige Sonnenbräune, die irgendwie an Holzmaserung erinnerte, verstärkte den Eindruck noch. Seine Bewegungen waren schnell und effizient, aber eher ruckartig als flüssig. Das verstärkte in Janson das Gefühl, dass Bewick zu einer Art Marionette Demarests geworden war.
    Bewick trat vor den ersten Gefangenen, zog ein großes Messer heraus und fing an, die Seile durchzusägen, mit denen ihnen die Arme an die Seiten gefesselt waren.
    »Sie müssen es sich bequem machen können«, erklärte Demarest.
    Bald war klar zu erkennen, dass Bequemlichkeit nicht gerade Bewicks Ziel war. Der Offizier knüpfte Schlingen aus Nylonseil, knotete sie um Fuß- und Handgelenke der Gefangenen und schlang das Seil dann um den Mittelbalken eines Holzgerüsts zwischen den Unterständen. Die Gefangenen lagen jetzt mit gespreizten Armen und Beinen wie aufgespießte Insekten da; das straffe Seil spannte ihre Gliedmaßen in einer unnatürlichen Haltung. Sie waren völlig wehrlos und wussten das auch.
    Und die Erkenntnis dieser Wehrlosigkeit würde psychologische Auswirkungen haben.
    Janson verspürte ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube. »Sir.?«, setzte er an.
    »Sagen Sie nichts«, erwiderte Demarest. »Schauen Sie bloß zu. Dann lernen Sie was. Die alte Regel: einmal sehen, einmal tun, einmal lehren.«
    Jetzt ging Demarest auf den Gefangenen zu, der ihm am nächsten auf dem Boden lag. Er strich dem jungen Mann liebkosend über die Wangen, und sagte: »Toi men ban«, tippte sich auf die Brust und wiederholte, was er gesagt hatte. »Ich mag dich.«
    Die beiden Männer wirkten verdutzt.
    »Sprichst du Englisch? Ist aber nicht wichtig, weil ich Vietnamesisch spreche.«
    Jetzt sagte der Erste endlich etwas: »Ja.«
    Seine Stimme klang gepresst.
    Demarest belohnte ihn mit einem Lächeln. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Er strich dem Mann mit dem Zeigefinger über die Stirn, dann über die Nase und hielt schließlich an seinen Lippen an. »Ich mag dich. Ihr alle inspiriert mich. Weil ihr euch bei dem, was ihr tut, etwas denkt. Das ist wichtig für mich. Ihr habt eure Ideale, und ihr werdet bis zum bitteren Ende kämpfen. Wie viele nguoi My habt ihr getötet, glaubst du? Wie viele Amerikaner?«
    Der zweite Mann platzte heraus: »Wir nicht töten.«
    »Nein, weil ihr Bauern seid, stimmt's?«
    Demarests Stimme klang honigsüß.
    »Wir Bauern.«
    »Ihr seid gar keine VC, nicht wahr? Bloß ehrliche, ganz gewöhnliche, hart arbeitende Fischer, stimmt's?«
    »Dung.«
    Richtig.
    »Oder hast du gesagt, dass ihr Bauern seid?«
    Die beiden wirkten verwirrt. »Kein VC«, sagte der erste Mann flehentlich.
    »Er ist nicht dein Militärkamerad?«
    Demarest deutete auf seinen

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