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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Vorteil daraus gezogen, die Menschen Ungarns zu unterschätzen«, entgegnete Janson nüchtern. »Allerdings haben sie eine Sprache und eine Kultur, die nur wenige von uns verstehen.«
    »Obskures Magyarentum. Das hat dem Land gute Dienste leistet, als andere versuchten, es zu beherrschen. Aber es gab auch Zeiten, wo es uns weniger gut getan hat. Nun, ich glaube, diejenigen von uns, die - ich will mal sagen -mit Bedacht vorgehen, haben gelernt, den Wert dieser Eigenschaft zu schätzen.«
    Ein Kellner kam an ihren Tisch und füllte ihre Wassergläser.
    »Eine Flasche von Ihrem 98er Margaux«, sagte Lakatos. Dann wandte er sich wieder Kurzweil zu. »Das ist ein junger Wein, aber sehr erfrischend. Es sei denn, Sie möchten die hiesige Spezialität versuchen - >Stierblut< nennt sich das Gewächs. Einige Lagen sind wirklich erstaunlich gut.«
    »Ja, das würde ich gern.«
    Lakatos winkte den Kellner zurück. »Nein, bringen Sie eine Flasche Egri Bikaver zweiundachtzig.«
    Dann wandte er sich wieder seinem Tischgenossen zu. »Und jetzt«, meinte er, »wie finden Sie Ungarn?«
    »Ein außergewöhnliches Land, das der Welt einige außergewöhnliche Menschen geschenkt hat. So viele Nobelpreisträger, Regisseure, Mathematiker, Physiker, Musiker, Dirigenten, Schriftsteller. Und doch gibt es einen berühmten Sohn Ungarns, der - wie soll ich das höflich formulieren? - meine Klienten beunruhigt hat.«
    Lakatos fixierte ihn verblüfft. »Jetzt machen Sie mich neugierig.«
    »Die Freiheit eines Mannes ist die Tyrannis eines anderen, sagt man. Und die Foundations of Liberty könnten auch Foundations der Tyrannis sein.«
    Er hielt inne, um sicherzugehen, dass der andere seine Andeutung verstanden hatte.
    »Faszinierend«, sagte Lakatos und schluckte. Er griff nach seinem Wasserglas.
    Janson unterdrückte ein Gähnen. »Sie müssen mir verzeihen«, murmelte er. »Der Flug von Kuala Lumpur nach Europa ist lang, so bequem er einem auch gemacht wird.«
    Tatsächlich war die siebenstündige Fahrt von Mailand nach Eger in einem mit gepökelten Schinken beladenen Anhänger unbequem und ziemlich strapaziös gewesen. Während er jetzt mit dem Waffenhändler speiste, würde Jessie Kincaid einen falschen Pass und eine ebensolche Kreditkarte dazu benutzen, ein Auto für die morgige Reise zu mieten und dann die Reiseroute sorgfältig vorbereiten. Er hoffte, dass sie bald Gelegenheit bekommen würde, sich auszuruhen. »Aber mein ganzes Leben besteht ja aus Reisen«, fügte er dann großspurig hinzu.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Lakatos, und seine Augen funkelten.
    Der befrackte Kellner kam mit einer Flasche des örtlichen Weins zurück; die Flasche hatte kein Papieretikett, sondern der Name des Weinguts war direkt ins Glas eingeätzt. Dunkler, üppiger, fast undurchsichtiger Wein ergoss sich in ihre Kristallgläser. Lakatos nahm einen kräftigen Schluck, kostete genießerisch und verkündete dann, dass er hervorragend sei.
    »Als Weingegend liefert Eger höchst robuste Sorten.« Er hob sein Glas. »Sie können vermutlich nicht durch Ihr Glas hindurchsehen«, fügte er hinzu, »aber ich kann Ihnen versichern, Mr. Kurzweil, Sie bekommen einen ordentlichen Gegenwert für Ihr Geld. Sie haben eine ausgezeichnete Wahl getroffen.«
    »Freut mich, das aus Ihrem Munde zu hören«, erwiderte Janson. »Ein weiterer Tribut an das undurchsichtige Wesen der Magyaren.«
    In diesem Augenblick trat ein Mann in einem hellblauen Anzug, aber ohne Krawatte, an ihren Tisch - offensichtlich ein amerikanischer Tourist und ebenso offensichtlich ziemlich angeheitert. Janson blickte zu ihm auf und spürte, wie die Alarmglocken in seinem Kopf anschlugen.
    »Das ist jetzt aber lang her«, sagte der Mann, und seine Stimme klang dabei leicht lallend. Er legte seine haarige, mit Ringen geschmückte Hand auf das weiße Tischtuch in der Nähe des Brotkorbs. »Ich hab mir doch gedacht, dass Sie das sind - Paul Janson, in Lebensgröße.«
    Er schnaubte laut, bevor er sich umdrehte und sich davontrollte. »Ich habe dir doch gesagt, dass er es ist«, meinte er zu der Frau, die an seinem Tisch auf der anderen Seite des Restaurants saß.
    Verdammt! Was da gerade vorgefallen war, war bei verdeckten Einsätzen theoretisch immer möglich, aber bis jetzt hatte Janson Glück gehabt. Einmal, in Usbekistan, hatte er sich mit dem stellvertretenden Ölminister jenes Landes getroffen und sich dabei als Vermittler einer internationalen Erdölfirma ausgegeben. Und genau an dem Tag war ein

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