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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht mehr weiß, worauf man vertrauen kann und worauf nicht. Es ist so, dass ich zu viel weiß und doch nicht genug, und aus beiden Gründen kann ich nicht zurück. Ich kann nur nach vorne gehen. Anders kann ich nicht mehr mit mir leben.«
    »Anders können Sie nicht mit sich leben? In meiner Umgebung steigern Sie ja Ihre Überlebenschancen nicht gerade. Das wissen Sie. Das habe ich Ihnen gesagt.«
    »Schauen Sie, alles hat seinen Preis«, erwiderte sie leise. »Wenn Sie das zulassen, komme ich mit. Wenn nicht, werde ich mir verdammt Mühe geben, Sie zu beschatten.«
    »Sie wissen ja nicht einmal, wo mein nächstes Ziel liegt.«
    »Zuckerbärchen, das ist doch nicht wichtig.«
    Jessie streckte sich. »Wo ist denn Ihr nächstes Ziel?«
    Er zögerte nur kurz. »Ungarn. Wo alles angefangen hat.«
    »Wo alles angefangen hat«, wiederholte sie mit leiser Stimme.
    Janson stand auf. »Wenn Sie mitkommen wollen, habe ich nichts dagegen. Aber vergessen Sie nicht: Wenn Sie versuchen, mit Cons Op Kontakt aufzunehmen, sind Sie praktisch deaktiviert - und nicht von mir. Wenn Sie mitkommen wollen, dann tun Sie das nach meinen Regeln. Andernfalls.«
    »Gemacht«, fiel sie ihm ins Wort. »Sie können aufhören zu bohren - Sie sind auf Öl gestoßen.«
    Er sah sie kühl und abschätzend an, machte sich ein Bild von ihr als Soldat und Agent. In Wahrheit brauchte er Unterstützung. Was ihnen bevorstand, entzog sich jeder Berechnung. Wenn sie an seiner Seite halb so tödlich war, wie sie das gegen ihn gewesen war, würde sie sich in der Tat als wirksame Waffe erweisen.
    Er musste viele Telefonate führen, bevor er schlafen ging, viele Legenden zu neuem Leben erwecken. Der Weg musste vorbereitet werden.
    Wohin dieser Weg führen würde, war natürlich unmöglich vorherzusagen. Doch welche Wahl hatte er schon? So groß die Risiken auch sein mochten, es war die einzige Möglichkeit, je das Rätsel zu lösen, das Peter Novak hieß.

22
    Er war der Köder in einer Falle.
    Der Gedanke trug wenig zur Beruhigung von Jansons Nerven bei, weil er nur zu gut wusste, wie oft jemand, der eine Falle stellte, sich selbst in dieser fing. In dieser Phase des Geschehens kam alles darauf an, dass er völlig ruhig und gelassen blieb. Nur so vermied er die Gefahren, die sowohl in übertriebener Angst als auch in zu großem Selbstvertrauen lauerten. Das eine konnte zu Entmutigung, das andere zu Unbedachtheit führen.
    Aber wenn es nötig war, eine Falle zu stellen, so konnte er sich dafür keine bessere Umgebung vorstellen. Die Adresse 3517 Miskolc-Lillafüred, Erzsebet setany l, lag etwa drei Kilometer westlich der Ortschaft Miskolc und war der einzig nennenswerte Bau in dem Kurort Lillafü-red. Das Palace Hotel, wie es sich jetzt nannte, stand nahe am bewaldeten Ufer des Hamori-Sees in einer Lichtung, die an die opulente Vergangenheit Europas mit seinen herrschaftlichen Parks und Palästen erinnerte. In Wirklichkeit war das Jagdschloss in den zwanziger Jahren unter dem Regime des Reichsverwesers Admiral Horthy gebaut worden, ein Denkmal für den historischen Glanz der Nation. Das Restaurant war füglich nach König Matthias benannt, dem Kriegerfürsten aus dem 15. Jahrhundert, der sein Volk zur Größe geführt hatte, einer Größe, die das Blut seiner Feinde bedeckte. In der postkommunistischen Ära hatte man den früheren Glanz der Anlage schnell wieder hergestellt, und heute lockte das Hotel Urlauber und Geschäftsleute aus dem ganzen Land an. Ein Projekt, das seine Existenz imperialer Eitelkeit verdankte, war jetzt in mächtigere Hände übergegangen, die der Wirtschaft.
    Paul Janson schritt durch die prunkvolle Eingangshalle und ging in das im Stil eines Ratskellers dekorierte Restaurant im Untergeschoss. In diesem angespannten Zustand war Essen das Allerletzte, was ihn interessierte, aber auch das leiseste Anzeichen der Unruhe würde ihn jetzt nur verraten.
    »Ich bin Adam Kurzweil«, gab Janson sich dem Maître d'-Hôtel in gepflegtem transatlantischem Akzent zu erkennen, jenem Akzent, der den gebildeten Bürgern des Britischen Commonwealth - Simbabwe, Kenia, Südafrika, Indien - und wohlhabenden Europäern gemeinsam war, die in früher Jugend die Sprache gelernt hatten. Adam Kurzweil trug einen Nadel streifenanzug und eine scharlachrote Krawatte; er trat auf wie ein Geschäftsmann, der es gewöhnt ist, dass man ihm jeden Wunsch von den Augen abliest.
    Der Maître d', ein Mann mit pomadisiertem gewelltem Haar, taxierte Janson mit geübtem Blick,

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