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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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an mich?«, fragte er aggressiv. Diesmal machte er es Janson unmöglich, so zu tun, als wisse er nicht, mit wem der Mann sprach.
    Janson wandte sich Lakatos zu. »Wie amüsant. Anscheinend muss ich mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte er. Dann blickte er zu dem angeheiterten Amerikaner auf und sah ihn ausdruckslos und desinteressiert an. »Mir scheint, Sie verwechseln mich mit jemand«, sagte er in seinem makellosen transatlantischen Englisch.
    »Den Teufel tue ich. Und warum zum Teufel reden Sie denn so verdreht? Versuchen Sie, etwas vor mir zu verbergen? Ist es das? Versuchen Sie mir auszuweichen? Übel nehmen könnte ich es Ihnen ja nicht.«
    Janson wandte sich Lakatos wieder zu, zuckte scheinbar unbekümmert die Schultern und war gleichzeitig bemüht, seinen sich beschleunigenden Puls unter Kontrolle zu bekommen. »Das passiert mir öfter - das muss wohl an meinem Gesicht liegen. Letztes Jahr war ich in Basel, und da war eine Frau in der Hotelbar überzeugt, sie wäre mir in Gstaad begegnet.«
    Er grinste und hielt sich dann die Hand vors Gesicht, um sein Grinsen zu verbergen, als wäre ihm die Erinnerung peinlich. »Und nicht nur das - wir hatten allem Anschein nach eine Affäre.«
    Lakatos sah ihn unbewegt und ohne zu lächeln an. »Sie und die Frau?«
    »Nun, sie und der Mann, für den sie mich hielt. Es war zugegebenermaßen ziemlich dunkel. Aber ich war stark versucht, sie mit auf mein Zimmer zu nehmen und, na, sagen wir - dort weiterzumachen, wo mein Doppelgänger aufgehört hatte. Jetzt bedauere ich, dass ich das nicht getan habe - obwohl sie ja wahrscheinlich ihren Irrtum irgendwann bemerkt hätte.«
    Er lachte, ein lockeres, ungezwungen klingendes Lachen, aber als er aufblickte, war der Amerikaner immer noch da und fixierte ihn finster.
    »Sie haben mir also nichts zu sagen?«, knurrte er. »Scheiße.«
    Die Frau, die an seinem Tisch gesessen hatte - höchstwahrscheinlich seine Frau -, kam herüber und zerrte an seinem Arm. Sie hatte ziemliches Übergewicht und trug ein etwas deplatziert wirkendes sommerliches Jackenkleid. »Donny«, sagte sie, »Du belästigst den netten Herrn. Er ist wahrscheinlich im Urlaub, genau wie wir.«
    »Netten Herrn? Dieser Scheißkerl ist schuld, dass man mich gefeuert hat.«
    Sein Gesicht war jetzt rot angelaufen, und seine Augen funkelten. »Yeah, so ist es. Der Boss hat Sie für die Dreckarbeit geholt, nicht wahr, Mr. Janson? Dieser Scheißkerl, Paul Janson, taucht bei Amcon als Sicherheitsberater auf. Nicht lange darauf liefert er einen Bericht über Erkundigungen vor der Einstellung und Angestelltendiebstahl, und mein Boss schmeißt mich raus, weil die Sauerei in meinem Zuständigkeitsbereich passiert ist. Zwanzig Jahre habe ich für den Laden gearbeitet. Hat Ihnen das jemand gesagt? Ich habe gute Arbeit geleistet. Gute Arbeit.«
    Sein gerötetes Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, die in gleichem Maße Hass und Selbstmitleid erkennen ließ.
    Die Frau warf Janson einen unfreundlichen Blick zu; wenn ihr das Verhalten ihres Mannes peinlich war, dann ließen ihre zusammengekniffenen Augen auch erkennen, dass ihr schon eine ganze Menge über diesen Sicherheitsberater zu Ohren gekommen war, der daran schuld war, dass ihr armer Donny den Job verloren hatte.
    »Wenn Sie wieder nüchtern sind und sich entschuldigen wollen«, sagte Janson kühl, »Dann machen Sie sich bitte keine Gedanken. Ich nehme Ihre Entschuldigung im Voraus an. Solche Verwechslungen kommen vor.«
    Was konnte er noch sagen? Wie würde das Opfer einer Verwechslung sonst reagieren? Verdutzt, amüsiert und am Ende zornig?
    In Wirklichkeit lag natürlich keine Verwechslung vor, und Janson erinnerte sich ganz genau, wer Donald Weldon war. Ein leitender Mitarbeiter einer Ingenieurbaufirma in Delaware und dort für die Sicherheitsbelange zuständig. Weldon war seit einer Ewigkeit für die Firma tätig, hatte die Sicherheitsabteilung als eine Sinekure behandelt und wichtige Positionen mit Vettern, Neffen und Freunden besetzt. Solange keine größere Katastrophe passierte, würde doch niemand seine Kompetenz und seine Rechtschaffenheit in Zweifel ziehen? Aber unterdessen hatten Angestelltendiebstähle und ein systematischer Schwindel mit gefälschten Belegen das Kostenbudget der Firma immer stärker belastet, während Weldon als leitender Mitarbeiter der Gesellschaft sein Einkommen dadurch verdoppelt hatte, dass er einen Wettbewerber mit vertraulichen Informationen versorgte. Janson hatte die Erfahrung gemacht,

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