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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bevor sich sein Gesicht zu einem professionellen Lächeln entspannte. »Ihr Gast ist bereits hier«, sagte er und wandte sich einer jüngeren Frau an seiner Seite zu. »Die Dame führt Sie an Ihren Tisch.«
    Janson nickte knapp. »Danke«, sagte er.
    Der Tisch stand, wie sein Gast das offenbar verlangt hatte, in einer diskreten Ecke. Der Mann, mit dem er sich traf, war ein findiger und vorsichtiger Mann, sonst hätte er in dem ganz speziellen Geschäft, in dem er sich betätigte, nicht so lange überlebt.
    Als Janson auf den Tisch zuging, konzentrierte er sich darauf, in eine Rolle zu schlüpfen, in der er voll und ganz aufgehen musste. Der erste Eindruck war von entscheidender Wichtigkeit. Der Mann, mit dem er sich treffen wollte, Sandor Lakatos, würde argwöhnisch sein. Und er würde das in seiner Rolle als Adam Kurzweil deshalb ebenfalls und in noch höherem Maße kenntlich machen. Das war die wirksamste Gegenmaßnahme, die es gab, das wusste er.
    Lakatos war klein und gebeugt; in Folge der Krümmung seiner Wirbelsäule saß sein Kopf eigenartig vorne auf dem Hals, als würde er ständig das Kinn einziehen. Seine Backen waren rund, seine Nase knollenförmig, und sein Hals ging unmittelbar in seine Kinnpartie über, sodass sein Kopf wie eine Birne wirkte.
    Lakatos war einer der bedeutendsten Waffenhändler Mitteleuropas. Seine Geschäfte hatten während des Waffenembargos gegen Serbien einen enormen Aufschwung genommen, als jene Republik sich auf die Suche nach irregulären Quellen für Dinge hatte begeben müssen, die ihr auf legalem Wege nicht mehr zugänglich waren. Lakatos hatte seine Laufbahn als Spediteur begonnen und sich dabei zunächst auf landwirtschaftliche Erzeugnisse und später auf Textilien spezialisiert; sein Geschäftsmodell und seine Infrastruktur hatten daher nur geringfügiger Modifikationen bedurft, um in das Waffengeschäft einzusteigen. Dass er sich überhaupt zu dem Treffen mit Adam Kurzweil bereitgefunden hatte, deutete auf einen weiteren Faktor seiner Erfolgsgeschichte hin: schiere, unersättliche Habgier.
    Janson hatte sich einer lange nicht mehr benutzten Legende bedient, der eines kanadischen Unternehmers, der verschiedene Sicherheitsdienste betrieb - also private Milizen -, und eine Anzahl Geschäftsleute angerufen, die sich schon lange aus dem Waffenhandel zurückgezogen hatten. Die Botschaft war in jedem einzelnen Fall dieselbe gewesen. Ein gewisser Adam Kurzweil suchte im Auftrag eines Klienten, der ungenannt bleiben wollte, einen Lieferanten für eine außergewöhnlich große und gewinnbringende Transaktion. Janson hatte diese Legende für sich selbst geschaffen, ohne Cons Op zu verständigen, und man erinnerte sich gern an sein unauffälliges Auftreten und respektierte, dass er manchmal längere Zeit unsichtbar blieb. Die Männer, mit denen er Kontakt aufnahm, lehnten dennoch ausnahmslos, wenn auch widerstrebend ab; sie waren alle vorsichtig, hatten ihr Vermögen gemacht und sich inzwischen anderen Dingen zugewandt. Doch das hatte nichts zu besagen. Janson wusste, dass es sich in der kleinen Welt, die jene Branche darstellte, herumsprechen würde, wenn ein ernsthafter Interessent auftrat. Derjenige, der den Kontakt herstellte, konnte mit einer namhaften Provision rechnen. Janson würde nicht mit Lakatos Fühlung aufnehmen; er würde Leute in seiner Umgebung kontaktieren. Als einer dieser Geschäftsleute, ein Mann aus Bratislava, dessen enge Beziehungen zu hohen Regierungsbeamten ihn vor peinlichen Ermittlungen geschützt hatten, ihn fragte, weshalb dieser Adam Kurzweil sich nicht an Lakatos wandte, erhielt er die Antwort, dass Kurzweil alles andere als vertrauensselig sei und deshalb grundsätzlich niemanden ansprechen würde, für den man ihm nicht persönlich garantieren konnte. Soweit es Kurzweil betraf, war Lakatos einfach nicht vertrauenswürdig. Er und seine Klienten wollten das Risiko nicht eingehen, einen solchen Unbekannten ins Vertrauen zu ziehen. Und außerdem - war Lakatos für eine derartige Transaktion nicht viel zu unbedeutend?
    Wie Janson vorhergesehen hatte, wurde dem habgierigen Ungarn zugetragen, dass man ihn so hochmütig abqualifiziert hatte, was ihn wütend machte. Nicht vertrauenswürdig? Unbekannt? Lakatos war also für diesen Adam Kurzweil, diesen geheimnisvollen Zwischenträger nicht gut genug? Dann mischte sich pragmatische Berechnung in seine Empörung. Zuzulassen, dass sein guter Ruf so in Zweifel gezogen wurde, war einfach schlecht fürs Geschäft.

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