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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mitzunehmen.«
    »Glauben Sie mir, es wird der reinste Spaziergang werden«, erwiderte Janson mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Sagen Sie mir, dass Sie wegen London nicht mehr sauer sind. Weil ich.«
    »Jessie, ich brauche Sie wirklich, um in den Büros der Liberty Foundation in Amsterdam zu recherchieren. Wir werden uns dort bald wieder treffen. Wir dürfen einfach die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass jemand oder etwas dort auftauchen könnte. Was Derek Collins angeht, so kann ich das alleine erledigen. Ich bin sicher, dass es klappen wird.«
    »Ich denke, Sie haben Angst davor, mich einem Risiko auszusetzen«, blieb Jessie hartnäckig. »Ich würde das mangelnden Professionalismus nennen, Sie nicht auch?«
    »Sie haben doch keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Zum Teufel, vielleicht haben Sie Recht.«
    Sie blieb einen Augenblick lang stumm und wandte den Blick ab. »Vielleicht bin ich noch nicht so weit.«
    Plötzlich bemerkte sie einen kleinen Blutfleck auf ihrem rechten Handrücken. Sie sah genauer hin, und Janson fand, dass sie nicht besonders gut aussah, so als wäre ihr ein wenig übel. »Was ich heute auf dem Hügel getan habe.«
    »War, was Sie tun mussten. Es ging um Töten oder Getötetwerden.«
    »Ich weiß«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Niemand erwartet von Ihnen, dass es Ihnen Spaß macht. Sie brauchen sich auch Ihrer Gefühle nicht zu schämen. Das Leben eines anderen Menschen zu beenden gehört in den Bereich ultimativer Verantwortlichkeit. Einer Verantwortlichkeit, vor der ich die letzten fünf Jahre ständig geflüchtet bin. Aber da ist noch etwas, was Sie sich merken müssen, das ist nämlich auch eine der Realitäten in unserem Gewerbe. Manchmal ist tödliche Gewalt das Einzige, womit man tödliche Gewalt besiegen kann, und daran gibt es nichts zu rütteln, auch wenn Eiferer und Verrückte sich diese Aussage gelegentlich für ihre eigenen perversen Ziele zurechtbiegen. Sie haben getan, was getan werden musste, Jessie. Sie haben die Situation gerettet. Mich gerettet.«
    Er lächelte aufmunternd.
    Sie versuchte das Lächeln zu erwidern. »Dieser dankbare Blick steht Ihnen nicht zu Gesicht. Wir haben uns gegenseitig das Leben gerettet, klar? Wir sind quitt.«
    »Was sind Sie eigentlich, eine Scharfschützin oder ein Buchprüfer?«
    Sie lachte verlegen, aber ihr Blick wanderte immer wieder zu dem eingetrockneten Blut auf ihrem Handrük-ken zurück. Eine Weile blieb sie stumm. »Es ist nur so, dass mir plötzlich durch den Kopf ging, dass . Sie wissen schon - dass diese Leute auch Mütter und Väter hatten.«
    »Sie werden mit der Zeit lernen, nicht mehr daran zu denken.«
    »Und das soll gut sein?«
    »Manchmal«, sagte Janson und schluckte schwer, »manchmal ist es einfach notwendig.«
    Jessie verschwand ins Bad, und Janson hörte, wie längere Zeit die Dusche lief.
    Als sie zurückkam, hatte sie sich in einen Bademantel gehüllt, der die weichen Kurven ihres schlanken Körpers erahnen ließ. Sie ging zu dem Bett, das näher am Fenster stand. Janson war fast verblüfft, wie weiblich und zart die Agentin jetzt wirkte.
    »Sie werden mich also am Morgen verlassen«, sagte sie, nachdem ein paar Augenblicke vergangen waren.
    »Ich würde das nicht so formulieren«, erwiderte Janson.
    »Ich frage mich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich Sie je wieder sehen werde«, sagte sie.
    »Kommen Sie schon, Jessie. So dürfen Sie nicht denken.«
    »Vielleicht sollten wir den Tag nutzen - oder die Nacht. Die Rose pflücken, solange sie blüht, oder wie das heißt.«
    Er spürte, dass sie sich um ihn sorgte, und um sich selbst auch. »Ich sehe wirklich sehr gut. Dass wissen Sie ja. Aber ich brauche kein Zielfernrohr, um zu erkennen, was ich vor meinen Augen habe.«
    »Und was ist das?«
    »Ich sehe, wie Sie mich ansehen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ach, jetzt kommen Sie schon, Soldat, jetzt müssten Sie eigentlich sagen, wie sehr ich Sie an Ihre verstorbene Frau erinnere.«
    »Tatsächlich sind Sie ihr völlig unähnlich.«
    Sie schaute ihn an. »Sie fühlen sich in meiner Nähe unbehaglich. Und versuchen Sie jetzt bloß nicht, das zu leugnen.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie haben achtzehn Monate Folter und Verhör der Vietkong überlebt, aber Sie zucken zusammen, wenn ich Ihnen zu nahe komme.«
    »Nein«, sagte er, spürte aber, wie sein Mund trocken geworden war.
    Sie stand auf und ging auf ihn zu. »Und Ihre Augen weiten sich, und Ihr Gesicht rötet sich, und Ihr Herz

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