Der Janson-Befehl
ähnlicher Haltung zeigte. »Dieselbe Positur, aber unterschiedliche Verhältnisse«, sagte sie und atmete tief. »Ich wittere hier eine gewaltige Schweinerei.«
»Und das soll heißen?«
Sie blätterte in dem Bildband, den sie in Budapest gekauft hatte, und machte sich erneut mit ihrem Lineal zu schaffen. Schließlich schien sie zu einem Schluss gelangt zu sein: »Verhältnis der Zeigefingerlänge zur Mittelfingerlänge. Nicht konstant. Fotos können manchmal seitenverkehrt wiedergegeben werden, aber die Hand, an der er seinen Ehering trägt, ist schließlich immer dieselbe.«
Janson beugte sich über die auf dem Tisch ausgelegten Bilder und tippte auf bestimmte Stellen. »Trapezbein zum Mittelhandknochen. Das ist ein weiterer Index. Prüfen Sie das. Die Ventralfläche des Schulterblatts - Sie können das deutlich unter seinem Hemd erkennen. Das Verhältnis sollten Sie sich auch ansehen.«
Sie fuhr fort, mit Hilfe von Lupe und Lineal nach winzigen physikalischen Variationen zu suchen, und fand sie auch. Die Länge des Zeigefingers in Relation zum Mittelfinger, die exakte Länge eines jeden Arms, die exakte Entfernung vom Kinn zum Adamsapfel. Die Skepsis schwand, je mehr Beispiele auftauchten.
»Die Frage stellt sich, wer ist dieser Mann?«
Sie schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Sie wollen wahrscheinlich fragen, wer sind diese Männer?«
Sie presste sich die Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Okay, versuchen wir es damit. Sagen wir mal, Sie wollten zum Beispiel alles nehmen, was dieser Bursche hat. Also töten Sie ihn und nehmen seinen Platz ein, weil Sie es irgendwie so eingerichtet haben, dass Sie genau wie er aussehen, fast genau. Jetzt ist sein Leben das Ihre. Was ihm gehört, gehört Ihnen. Das ist genial. Und um sicherzustellen, dass Sie auch damit durchkommen, treten Sie in der Öffentlichkeit auf und tun so, als wären Sie selbst dieser Mann, so was Ähnliches wie eine Generalprobe.«
»Aber würde denn nicht der echte Peter Novak davon Wind bekommen?«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Nehmen wir doch einmal an, Sie hätten ihn irgendwie in der Hand, wüssten ein Geheimnis über ihn, das er verborgen halten möchte ... Ich meine, dass Sie ihn irgendwie erpressen könnten. Würde es denn auf diese Weise nicht Sinn machen?«
»Wenn man keine guten Erklärungen hat, sehen die schlechten mit der Zeit immer besser aus.«
»Ja, wahrscheinlich schon«, seufzte Jessie.
»Versuchen wir es doch einmal auf eine andere Tour. Ich komme nicht an Peter Novak heran oder wer auch immer sich so nennt. Wen kennen wir sonst noch, der Bescheid wissen könnte?« »Vielleicht nicht die Leute, die hinter Ihnen her sind, wohl aber diejenigen, von denen die Befehle kommen.«
»Genau. Und ich habe den starken Verdacht, dass ich weiß, wer das ist.«
»Sie meinen Derek Collins«, sagte sie. »Den Direktor von Consular Operations.«
»Das Lambda-Team wird nicht ohne seine persönliche Genehmigung eingesetzt«, sagte er. »Ganz zu schweigen von den anderen Teams, die wir bereits im Einsatz erlebt haben. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich dem Mann einen Besuch abstatte.«
»Hören Sie auf mich«, redete sie ihm eindringlich zu. »Sie müssen auf sicherer Distanz zu Collins bleiben. Wenn er Ihren Tod möchte, sollten Sie nicht darauf bauen, dass Sie ihn wieder lebend verlassen, sobald Sie einmal bei ihm sind.«
»Ich kenne den Mann«, sagte Janson. »Ich weiß, was ich tue.«
»Ich auch. Sie reden davon, Ihren Kopf in den Rachen des Löwen zu stecken. Wissen Sie nicht, wie verrückt das ist?«
»Ich habe keine andere Wahl«, wandte Janson ein.
Sie nickte stumm. Dann meinte sie mit belegter Stimme: »Wann machen wir uns auf den Weg?«
»Von >wir< war keine Rede. Ich gehe allein.«
»Sie glauben, dass ich nicht gut genug bin?«
»Sie wissen genau, dass es nicht darum geht«, widersprach Janson. »Brauchen Sie eine ausdrückliche Bestätigung? Sie sind gut, Jessie. Erste Klasse. Wollten Sie das hören? Na schön, es stimmt. Sie sind smart, Sie sind clever, Sie sind schnell und anpassungsfähig, und Sie können logisch denken. Und außerdem ist mir wahrschein-lich noch nie jemand über den Weg gelaufen, der besser schießt als Sie. Trotzdem bleibt es dabei: Was ich jetzt tun muss, muss ich allein tun. Sie können nicht mitkommen. Das ist kein Risiko, das Sie eingehen sollten.«
»Es ist auch keines, das Sie eingehen sollten. Sie spazieren in den Löwenkäfig, ohne einen Stuhl oder eine Peitsche
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