Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Papier.
    Eine Liste der für jenen Tag geplanten Artillerieeinsätze.
    Möglicher VC-Raketenangriff, Abschusskoordinaten AT384341, zwischen 0200 und 0300 heute Morgen.
    Ein VC-Politkader treffen, Ortschaft Loc Ninh, BT415341, um 2200 heute Abend.
    VC-Infiltrationsversuch, unterhalb des Go-Noi-Flusses, AT404052, zwischen 2300 und 0100.
    Der Stapel abgegriffener Zettel auf dem Schreibtisch von Lieutenant Commander Alan Demarest enthielt ähnliche Berichte. Sie wurden von Informanten an die reguläre Armee Südvietnams geliefert, die sie an das MACV, das Military Assistance Command Vietnam, weiterleiteten. Die Informanten ebenso wie die Berichte erhielten einen Buchstaben und eine Ziffer, die ihre Verlässlichkeit klassifizierten. Fast alle Berichte waren mit F/6 bezeichnet: Verlässlichkeit des Agenten unbestimmt, Verlässlichkeit des Berichts unbestimmt.
    Unbestimmt war ein Euphemismus. Die Berichte kamen von Doppelagenten, von Sympathisanten des Vietkong, von bezahlten Informanten und manchmal auch nur von Dorfbewohnern, die irgendeine alte Rechnung begleichen wollten und auf diese Weise eine bequeme Möglichkeit gefunden hatten, dass jemand anders den Reisfelddeich eines Rivalen zerstörte.
    »Das soll die Grundlage für unseren Artilleriebeschuss sein«, hatte Demarest seinen Mitarbeitern Janson und Maguire erklärt. »Aber das Zeug ist keinen Schuss Pulver wert. Irgendein Charlie in Hanoi hat das für uns aufgeschrieben und über die Federfuchser von der MACV an uns weitergeleitet. Totale Verschwendung von Artilleriefeuer, Gentlemen. Wollen Sie wissen, woher ich das weiß?«
    Er hob einen der Zettel hoch und ließ ihn wie eine Fahne in der Luft flattern. »An diesem Papier klebt kein Blut.«
    Aus den winzigen Lautsprechern einer Stereoanlage tönte ein Choral aus dem 12. Jahrhundert, eines der Hobbys Demarests.
    »Bringen Sie mir einen verdammten VC-Kurier«, fuhr Demarest mit finsterer Miene fort. »Nein, besser ein glattes Dutzend von den Burschen. Wenn die Papier bei sich haben, dann bringen Sie es mir - mit Vietkong-Blut bestätigt. Beweisen Sie mir, dass militärische Abwehrarbeit nicht ein Widerspruch in sich ist.«
    Am Abend jenes Tages waren sechs von ihnen aus einem Einsatzboot in das badewasserwarme, seichte Wasser von Ham Luong geklettert. Sie arbeiteten sich durch etwa zweihundert Meter Uferschlick zu der birnenförmigen Insel vor. »Bringen Sie mir Gefangene mit, wenn Sie zurückkommen, oder bleiben Sie gleich dort«, hatte ihr Vorgesetzter sie aufgefordert. Wenn sie Glück hatten, würden sie das schaffen: Es war bekannt, dass der Vietkong die Insel Noc Lo kontrollierte. Aber Glück war in letzter Zeit eine ziemlich seltene Ware gewesen.
    Die sechs Männer trugen schwarze Pyjamas wie die Gegenseite auch. Keine Erkennungsmarken, keinerlei Rangabzeichen, die darauf hindeuteten, dass sie ein SEAL-Team waren oder, noch viel wichtiger, dass sie zu Demarests Devils gehörten. Sie hatten zwei Stunden damit verbracht, sich durch die dichte Vegetation der Insel zu arbeiten, und dabei auf alles geachtet, was auf die Anwesenheit des Feindes hindeutete - Geräusche, Fußabdrücke, selbst den Geruch der Nuoc-Cham -Sau c e, mit der der Feind sein Essen zu würzen pflegte.
    Sie hatten sich in drei Zweiergruppen aufgeteilt, zwei vorne im Abstand von zehn Metern; zwei als Nachhut, die das schwere M60 schleppten und jederzeit bereit waren, Sperrfeuer zu schießen.
    Janson bildete zusammen mit Hardaway die Spitze, einem großen, kräftig gebauten Mann mit dunkelbrauner Haut und weit auseinander liegenden Augen. Er schor sich das Haar mit einer elektrischen Maschine millimeterkurz. Hardaways Dienstzeit war in sechzig Tagen um, und die bevorstehende Rückkehr in die Staaten fing an, ihn nervös zu machen. Vor einem Monat hatte er die Mittelseite eines Pornomagazins herausgerissen und das Blatt in einzelne Quadrate aufgeteilt. Jeden Tag kreuzte er eines der Quadrate an. Wenn sie alle voll waren, würde er sein Playmate mit nach Hause nehmen und es gegen ein echtes eintauschen. Das war jedenfalls Hardaways Plan.
    Jetzt, dreihundert Meter landeinwärts, hob Hardaway ein Gebilde aus Reifengummi und Segeltuch auf und hielt es Janson mit fragendem Blick hin. Schlammschuhe. Die schmächtigen VCs, die Vietkongsoldaten, benutzten sie, um damit, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, sumpfiges Terrain zu durchqueren. In letzter Zeit verloren?
    Janson bedeutete den anderen mit einem Handzeichen, sie sollten eine halbe Minute

Weitere Kostenlose Bücher