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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lang völlig still sein. Sie erstarrten, wo sie gerade standen, und lauschten auf irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche. Noc Lo befand sich in einer Feuerfrei-Zone, wo jederzeit ohne Einschränkung geschossen werden durfte, und das gedämpfte Wummern entfernter Batterien, das Dröhnen von Granatwerfern im Abstand einer halben Sekunde war nicht zu überhören. Am Horizont konnte man ständig das weiße Pulsieren des Mündungsfeuers sehen. Aber als die dreißig Sekunden um waren, schien offenkundig, dass in der unmittelbaren Umgebung keinerlei Aktivität herrschte.
    »Weißt du, woran ich bei diesem Granatwerferfeuer manchmal denken muss?«, fragte Hardaway. »An das Klatschen des Chors in meiner Kirche. Wie etwas Religiöses ... irgendwie.«
    »Letzte Ölung, würde Maguire sagen«, erwiderte Janson mit leiser Stimme. Er hatte Hardaway immer gemocht, aber heute Abend kam ihm sein Freund irgendwie abwesend vor.
    »Hey, die nennen sie nicht umsonst die Heiligkeitskirche. Besuch mich mal in Jacksonville, dann nehme ich dich am Sonntag mit.«
    Hardaway fing an mit dem Kopf zu wackeln, als hörte er den Rhythmus von weit her. »>Sanctify My Lord, Sanctify My Lord.<«
    »Hardaway«, warnte Janson und legte die Hand auf seinen Waffengurt.
    Das Peitschen eines Gewehrschusses sagte ihnen, dass der Feind ihre Anwesenheit zur Kenntnis genommen hatte. Sie würden sich hinwerfen müssen, in Deckung gehen.
    Aber für Hardaway war es zu spät. Eine kleine Blutfontäne spritzte aus seinem Hals. Er taumelte ein paar Meter nach vorn wie ein Sprinter beim Überqueren der Ziellinie. Dann ging er zu Boden.
    Sofort setzte hinter ihnen Maguires Maschinengewehr ein, feuerte über ihre Köpfe hinweg, und Janson hastete zu Hardaway hinüber. Er war unten am Hals getroffen, in der Nähe der rechten Schulter; Janson nahm seinen Kopf hoch, drückte mit beiden Händen auf die pulsierende Wunde vorne an seinem Hals und versuchte den Blutstrom zu stillen.
    »Sanctify My Lord«, sagte Hardaway mit schwacher Stimme.
    Der Druck reichte nicht aus. Janson spürte, wie sein Hemd warm und feucht wurde, und bemerkte jetzt, dass er sich getäuscht hatte. Es gab eine Austrittswunde hinten an Hardaways Hals, gefährlich nahe bei seiner Wirbelsäule, und aus der Wunde spritzte hellrotes arterielles Blut.
    Mit einer plötzlichen Aufwallung von Kraft riss Hardaway Jansons Hände von seinem Hals weg. »Lass mich, Janson.«
    Er versuchte zu schreien, aber nur ein leises Schnarren kam heraus. »Lass mich!«
    Er kroch ein Stück, versuchte sich mit beiden Armen aufzustützen, hob den Kopf, suchte die Umgebung nach dem Feind ab.
    Ein Schuss traf ihn an der Brust, warf ihn zu Boden. Janson sah, dass die Kugel ihm den Bauch aufgerissen hatte. Keine Chance. Ein Mann tot. Wie viele noch?
    Janson rollte sich hinter einen Dornbusch.
    Sie waren in einen gottverdammten Hinterhalt gelaufen.
    Der Vietkong hatte ihnen aufgelauert.
    Janson drehte am Okular seines Zielfernrohrs, ließ seinen Blick über Marschgras und Palmen wandern und sah drei VCs, die über einen schmalen Dschungelpfad auf ihn zurannten.
    Ein direkter Angriff? Nein, entschied er: Viel wahrscheinlicher war, dass ihr Maschinengewehrfeuer sie dazu veranlasst hatte, die Stellung zu wechseln. Ein paar Sekunden später hörte er klatschend Kugeln in seiner Nähe einschlagen.
    Verdammt! Unvorstellbar, dass das Feuer so heftig und wohlgezielt war, wenn Charlie nicht schon im Voraus über ihr Spähtruppunternehmen informiert gewesen war. Aber wie war das möglich?
    Mit seinem Zielfernrohr sah er in verschiedene Richtungen, suchte das Terrain vor sich ab. Da: eine Art Schützenstand und dahinter ein VC, der mit einem chinesischen AK-47 in seine Richtung zielte. Ein kleiner Mann, ein guter Schütze offenbar, der für den letzten Schuss verantwortlich war, der Hardaway getroffen hatte.
    Im Mondlicht sah er die Augen des Mannes und unmittelbar darunter die Mündung des AK-47. Er wusste sofort, dass jeder den anderen entdeckt hatte. Und was AK-47-Feuer an Präzision zu wünschen übrig ließ, glich es an Volumen aus. Jetzt sah er, wie der Vietkong den Kolben gegen die Schulter presste und sich anschickte, einen Feuerstoß abzugeben - im selben Augenblick, in dem Janson den Oberkörper des Mannes im Fadenkreuz hatte. Binnen Sekunden würde einer von ihnen beiden tot sein.
    Jansons ganze Welt verengte sich auf die drei Elemente: Finger, Abzug, Fadenkreuz. In diesem Augenblick waren sie alles, was er wusste, alles, was er

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