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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Richard« musste Richard Whitehead sein, der Direktor der Britischen Special Investigations Branch. Doch am meisten beeindruckte ihn, mit welcher Selbstverständlichkeit Marta Lang ihm Anweisungen erteilte. Whitehead sollte sie zurückrufen, nicht etwa um ihr mitzuteilen, ob ihr Wunsch erfüllt werden könne, sondern wann ihr Wunsch erledigt sein würde. Als Novaks erste Mitarbeiterin war sie ganz offensichtlich mit den politischen Eliten der ganzen Welt bekannt. Janson hatte sich Gedanken über die vielen Vorteile gemacht, deren sich seine künftigen anuranischen Widersacher erfreuten, aber Novaks Leute waren offenkundig auch nicht ganz ohne ihre eigenen Ressourcen.
    Janson bewunderte auch Langs instinktiven Respekt für operative Sicherheit. Das Endziel blieb geheim; die Maschine der Liberty Foundation in Gatwick würde lediglich einen vorläufigen Flugplan angeben müssen. Erst wenn die Maschine in den internationalen Luftraum eingetreten war, würde ihr Pilot den Rendezvouspunkt erfahren, den Janson festgelegt hatte und der im NicobarArchipel lag.
    Jetzt ging Janson daran, sich mit einem von Langs Mitarbeitern, einem Mann namens Gerald Hochschild, der für Logistik zuständig war, die Liste des militärischen Geräts vorzunehmen. Auf jede einzelne seiner Forderungen antwortete Hochschild nicht etwa mit einem Ja oder Nein, sondern mit einer Zeitspanne: Zwölf Stunden, vier Stunden, zwanzig Stunden. Das war die Zeit, deren es bedurfte, um den jeweiligen Gegenstand zu dem Rendezvouspunkt auf Nicobar zu schaffen.
    Es war beinahe zu einfach, sinnierte Janson. Dann wurde ihm klar, weshalb das so war. Während Menschenrechtsorganisationen Konferenzen abhielten, um die Probleme des Waffenhandels in Sierra Leone oder den Handel mit Militärhubschraubern in Kasachstan zu diskutieren, verfügte Novaks Stiftung über eine direktere Methode, um Waffen und Material vom Markt zu beschaffen: Sie kaufte das Zeug einfach. Hochschild bestätigte seine Annahme. Sobald ein Modell aus der Produktion genommen und damit nicht mehr ersetzt werden konnte, kaufte es die Liberty Foundation, lagerte es und verschrottete es entweder oder ließ es, falls es sich um militärisches Transportgerät handelte, für zivile Zwecke umbauen.
    Dreißig Minuten später blitzte ein grünes Lämpchen an der Telefonkonsole. Marta Lang nahm den Hörer ab. »Ist er unterwegs?«
    Eine kurze Pause trat ein, dann sagte sie: »In dem Fall gehen wir von einem Abflug in weniger als sechzig Minuten aus.«
    Ihre Stimme wurde weicher. »Das war wirklich nett von Ihnen. Wir wissen das sehr zu schätzen. Wirklich. Und Sie sagen Gillian liebe Grüße, ja? Wir haben Sie beide in Davos vermisst. Sie können versichert sein, dass Peter dem Premierminister Vorhaltungen gemacht hat! Ja. Ja. Wir holen das nach ... bald.«
    Die Frau hat Stil, dachte Janson bewundernd.
    »Es ist nicht auszuschließen, dass Ihr Mr. Hennessy vor Ihnen am Treffpunkt sein wird«, erklärte ihm Marta, unmittelbar nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Hut ab«, nickte Janson schlicht.
    Vor dem Fenster strahlte die goldene Sonnenscheibe, an der kleine weiße Plüschwolken vorbeizogen. Obwohl sie der untergehenden Sonne entgegenflogen, hielt die Zeit Schritt. Als Lang auf die Uhr sah, wusste Janson, dass sie damit mehr tat, als nur festzustellen, wie spät es war. Sie sah nach, wie viele Stunden Peter Novak noch hatte. Dann begegnete ihr Blick dem seinen, bevor sie sagte: »Was auch immer geschieht, ich möchte Ihnen für das danken, was Sie uns gegeben haben.«
    »Ich habe Ihnen gar nichts gegeben«, protestierte Janson.
    »Doch, sogar etwas von ganz entscheidendem Wert«, sagte sie. »Sie haben uns Hoffnung gegeben.«
    Janson setzte dazu an, etwas über die Realitäten zu sagen, die geringen Chancen, darüber, was alles gegen sie stand, aber er ließ es bleiben. Es galt, einen höheren Pragmatismus zu respektieren. In diesem Stadium eines Einsatzes war falsche Hoffnung besser als gar keine.

3
    Die Bilder, an die er sich erinnerte, waren dreißig Jahre alt, aber ebenso gut hätten sie von gestern stammen können. Sie liefen nachts in seinen Träumen ab - immer in der Nacht vor einem Einsatz, ausgelöst von verdrängter Angst -, und obwohl die Bilder an verschiedenen Punkten anfingen und endeten, war es doch, als stammten sie alle von demselben, endlosen Band. Ein Stützpunkt im Dschungel. Auf dem Stützpunkt gab es ein Büro. In dem Büro gab es einen Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch lag ein Blatt

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