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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich noch an die Anordnung der Räume: Die Aufzüge befanden sich in der Mitte des langen, rechtwinklig angelegten Stockwerks. Die Büros der Untersekretäre und Sonderbeauftragten waren entlang der nach Westen blickenden Wand angeordnet; im Norden gab es zwei große, fensterlose Konferenzräume; nach Süden zu eine schmale, fensterlose Bibliothek. Das mit Teakholz vertäfelte Büro des Generalsekretärs befand sich im Ostteil des Gebäudes. Wegen der Sondersitzung war fast niemand auf dem Stockwerk zu sehen; sämtliche Angestellten waren mit den Besucherdelegationen beschäftigt.
    Janson nahm Kopftuch und Bart ab und wartete in dem etwas zurückgesetzten Eingangsbereich der Bibliothek, von wo aus er sowohl den Flur zum Büro des Generalsekretärs wie auch die Lifttüren beobachten konnte.
    Er wusste, dass er nicht lange würde warten müssen.
    Ein leiser Glockenton kündigte das Eintreffen einer Aufzugkabine an.
    »Da wären wir«, sagte Mathieu Zinsou, als die Lifttüren sich öffneten. Er machte eine einladende Geste, um dem Mann, der für alle Welt wie Peter Novak aussah, den Vortritt zu lassen.
    Konnte Janson Recht gehabt haben?, fragte sich Zinsou. Oder zeigte die Belastung der letzten Tage jetzt auch Wirkung bei dem amerikanischen Agenten, einem Mann, dem die Umstände eine Verantwortung aufgebürdet hatten, wie kein Mensch allein sie schultern sollte.
    »Sie müssen verzeihen - fast alle, die normalerweise in meinem Büro tätig sind, befinden sich jetzt im Gebäude der Vollversammlung. Oder irgendwo sonst. Das Jahrestreffen der Vollversammlung ist für manche UNAngestellten der Höhepunkt des Jahres.«
    »Ja, das ist mir bewusst«, sagte sein Begleiter ausdruckslos.
    Als Zinsou die Tür zu seinem Büro öffnete, zuckte er verblüfft zusammen, als er hinter seinem eigenen Schreibtisch die Gestalt eines Mannes sitzen sah, den die allmählich untergehende Nachmittagssonne silhouettenhaft abzeichnete.
    Was zum Teufel war hier im Gange? Er wandte sich seinem Begleiter zu: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Anscheinend haben wir unerwarteten Besuch.«
    Der Mann hinter Zinsous Schreibtisch stand auf und ging auf ihn zu, und Zinsou riss erstaunt den Mund auf.
    Ein Helm aus dichtem schwarzem Haar mit nur wenigen grauen Strähnen, die hohen, fast asiatisch wirkenden Wangenknochen. Ein Gesicht, das die Welt als das Gesicht Peter Novaks kannte.
    Zinsou drehte sich zu dem Mann an seiner Seite herum.
    Dasselbe Gesicht. Praktisch nicht zu unterscheiden.
    Und doch gab es Unterschiede, überlegte Zinsou, nicht nur körperlicher Art. Es waren eher Unterschiede im Auftreten und im Ausdruck. Der Mann an seiner Seite hatte etwas zögernd Vorsichtiges an sich; der Mann vor ihm etwas unnachgiebig Machtvolles. Die Marionette und der Marionettenspieler. Nur die Erkenntnis, dass Paul Janson richtig geraten hatte, dämpfte das Schwindelgefühl, das Zinsou erfasste.
    Jetzt reichte der Mann an Zinsous Seite dem anderen, der sein Spiegelbild hätte sein können, einen Umschlag.
    Ein leichtes Nicken: »Danke, Laszlo«, sagte der Mann, der auf sie gewartet hatte. »Sie können jetzt gehen.«
    Der unechte Novak an seiner Seite drehte sich um und verließ wortlos den Raum.
    »Mon cher Mathieu«, sagte der Mann, der zurückblieb. Er streckte ihm die Hand hin. »Mon très cher frère.«

42
    Janson hörte Zinsous Stimme deutlich an seinem Ohr. »Mein Gott.«
    G leichzeitig sah er, wie der Peter Novak, der nicht Peter Novak war, den DOWN-Knopf des Fahrstuhls drückte.
    Er war im Begriff, sich zu entfernen.
    An Jansons Ohr die Stimme eines anderen Mannes: »Ich muss mich für die Konfusion entschuldigen.«
    Janson rannte zum Aufzug und hielt ihn an. Der Mann, der nicht Peter Novak war, sah ihn verblüfft an - erkannte ihn aber sichtlich nicht.
    »Wer sind Sie wirklich?«, herrschte Janson ihn an.
    Die Antwort des Mannes war eisig und würdevoll: »Kennen wir uns?«
    »Ich verstehe einfach nicht«, sagte der Generalsekretär.
    Sein Gegenüber wirkte völlig entspannt und selbstsicher. »Sie müssen es mir nachsehen, dass ich ganz besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe. Wie Sie ohne Zweifel inzwischen bereits erkannt haben, war das mein Double.«
    »Sie haben ein Double geschickt?«
    »Sie kennen doch sicherlich die Rolle, die das >Stalin-Doppel< gespielt hat, oder nicht? Der sowjetische Diktator hatte die Angewohnheit, zu gewissen öffentlichen Auftritten einen Doppelgänger zu entsenden - das hielt seine Feinde im Trab. Ich muss Ihnen

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