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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gezielten, halbherzigen Uppercut anzubringen, aber Janson wich aus und schlug ihm die Ruger mit kontrolliertem Schwung gegen die Schläfe. Das Novak-Double sackte bewusstlos zu Boden. Eine schnelle Durchsuchung seiner Taschen ergab, dass er keinen Umschlag bei sich trug.
    Janson eilte mit leisen Schritten auf Zinsous Büro zu und hielt kurz vor der Tür inne. Die Geräusche, die er jetzt hörte, drangen sowohl durch die Tür als auch aus dem winzigen Knopf, den er im Ohr trug.
    Eine klare, blechern klingende Stimme in seinem Ohr: »Das ist alles ein wenig unerwartet«, sagte Zinsou.
    Janson drehte den Türknopf, stieß die Tür auf und rannte hinein, die Ruger vor sich ausgestreckt. Demarests Reaktion auf sein Eindringen war blitzartig und geschickt: Er bezog unmittelbar hinter Zinsou Position. Es gab keine Schusslinie, die ihn erreichen und den Generalsekretär verfehlen würde.
    Dennoch feuerte Janson - ziellos, wie es schien: drei Schüsse über die Köpfe der beiden Männer hinweg, drei Kugeln, die in die Fensterscheibe schmetterten und dazu führten, dass diese sich zuerst durchbog und sich dann in einem Vorhang von Fragmenten auflöste.
    Stille herrschte.
    »Alan Demarest«, sagte Janson. »Schön, was Sie mit Ihrem Haar gemacht haben.«
    »Ein jämmerlicher Schuss, Paul. Sie machen Ihrem Lehrer Schande.«
    Demarests Stimme, voll und hart, hallte in dem Raum, so, wie sie so viele Jahre in seiner Erinnerung nachgehallt hatte.
    Ein kühler Windstoß zupfte an einem Schreibblock auf dem Schreibtisch des Generalsekretärs; das Rascheln unterstrich die eigenartige Realität, fensterlos im achtunddreißigsten Stockwerk zu sein, mit nichts als einem niedrigen Aluminiumgitter zwischen ihnen und der Plaza in der Tiefe. Die Verkehrsgeräusche vom FDR Drive mischten sich mit den Rufen der Möwen, die draußen auf Augenhöhe kreisten. Am Himmel verdunkelten sich die Wolken; bald würde es regnen.
    Janson sah Alan Demarest an, der um Zinsou herumspähte. Der Generalsekretär gab sich offenbar alle Mühe, seine Fassung zu bewahren, was ihm besser als den meisten Menschen in seiner Lage gelang. Unter den schwarzen Abgründen von Demarests Augen sah er die Mündung einer 45er Smith&Wesson.
    »Lassen Sie den Generalsekretär gehen«, sagte Janson.
    »Mein Prinzip mit Handlangern war immer, sie auszuschalten«, erwiderte Demarest.
    »Sie haben eine Waffe, ich habe eine Waffe. Wir brauchen ihn hier nicht.«
    »Sie enttäuschen mich. Ich hatte immer geglaubt, Sie wären ein gefährlicherer Gegner.«
    »Zinsou! Gehen Sie. Jetzt. Raus hier!«
    Jansons Anweisungen kamen knapp und klar. Der Generalsekretär sah ihn einen Augenblick lang an und trat dann zwischen den beiden Todfeinden zur Seite. »Erschießen Sie ihn, dann erschieße ich Sie«, sagte Janson zu Demarest. »Ich werde die Chance wahrnehmen, Sie zu erschießen. Glauben Sie mir?«
    »Ja, Paul, das tue ich«, antwortete Demarest schlicht.
    Janson wartete mit schussbereiter Waffe, bis er hörte, wie die Tür sich hinter Zinsou schloss.
    Demarests Augen blickten hart und durchdringend, ließen aber eine gewisse Belustigung erkennen. »Man hat den Football Coach Woody Hayes einmal gefragt, weshalb seine Teams so selten Pässe nach vorn werfen. Er hat darauf geantwortet: >Wenn man den Ball in die Luft wirft, können nur drei Dinge passieren, und zwei davon sind schlecht<.«
    Janson fiel plötzlich und völlig irrelevant ein, wie besessen Phan Nguyen vom amerikanischen Football gewesen war. »Sie haben mich in die Hölle geschickt«, sagte er. »Ich denke, es ist Zeit, dass ich mich dafür revanchiere.«
    »Warum so zornig, Paul? Warum so viel Hass in Ihrem Herzen?«
    »Das wissen Sie.«
    »Früher war alles anders. Da gab es einmal eine Verbindung - etwas, was uns gemeinsam war und sehr tief ging. Leugnen Sie es, wenn Sie wollen. Aber Sie wissen, dass es wahr ist.«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch weiß, was wahr ist. Das habe ich Ihnen zu verdanken.«
    »Sie haben mir viele Dinge zu verdanken. Ich habe Sie geformt, habe Sie zu dem gemacht, was Sie heute sind. Das haben Sie doch nicht vergessen, oder? Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass Sie mein bester Mann waren, mein Protege. Sie waren so clever, so mutig und so einfallsreich. Und Sie haben schnell gelernt, sehr schnell. Sie waren für Großes geschaffen. So, wie Sie sich entwik-kelt haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte einen großen Mann aus Ihnen machen können, wenn Sie das zugelassen hätten. Ich habe

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