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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schnaubte verächtlich. »Ich frage Sie nur eines: Glauben Sie wirklich an Zufall?«
    Damit war seine Einheit gerettet. Kein Schmuggler -jedenfalls nicht einer, der schon längere Zeit überlebt hatte - glaubt je an Zufall.
    Der junge Grieche führte die anderen Froschmänner ins Wasser zurück und zu der amerikanischen Fregatte. Verluste: null. Sieben Stunden später umringte eine Flottille von Sicherheitsbooten die Minas: Artilleriegeschütze richteten ihre Rohre auf sie, und angesichts der Übermacht ergaben sich der Rauschgifthändler und seine Leibwache.
    Im Anschluss daran suchte Janson persönlich die Bekanntschaft des jungen Griechen, der die Geistesgegenwart besessen hatte, die einzige Implausibilität - die Tatsache nämlich, dass der Frachter des Drogenhändlers infolge eines Zufalls geentert worden war - zu packen und umzudrehen und damit seine Geschichte plausibel zu machen. Der junge Mann, Theo Katsaris, erwies sich als mehr als nur klug, geschickt und mutig; er war darüber hinaus körperlich ungewöhnlich agil und hatte bei den Einsatzprüfungen durchweg im oberen Bereich abgeschnitten. Je mehr Janson über ihn erfuhr, umso klarer wurde ihm, wie ungewöhnlich er war. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kameraden stammte er aus einer Familie der wohlhabenden Mittelklasse; sein Vater war als Diplomat einmal in Washington eingesetzt gewesen, und Katsaris hatte zwei Jahre das College von St. Alban's besucht. Janson wäre dennoch versucht gewesen, ihn als reinen Draufgänger abzutun - was ohne Zweifel in der ganzen Geschichte auch eine Rolle gespielt hatte -, aber wenn man sich länger mit Katsaris unterhielt, wurde einem schnell klar, mit welcher Hingabe dieser junge Mann seine Pflicht erfüllte und wie sehr es ihn drängte, etwas Wichtiges zu tun.
    Ein paar Tage später saß Janson an einer Bar mit einem griechischen General zusammen, der die amerikanische Militärakademie in Carlisle, Pennsylvania, absolviert hatte. Janson erklärte dem hohen Offizier, dass er einen jungen Mann in der griechischen Armee kennen gelernt habe, dessen Potenzial weit über das hinausginge, was das griechische Militär in seiner Routine nutzen konnte. Er schlug vor, ihn persönlich unter seine Fittiche zu nehmen und dafür zu sorgen, dass er eine exzellente Ausbildung erhielt. Zu jener Zeit galt in der Führung von Consular Operations das Prinzip der »Strategischen Partnerschaften« - was gemeinsame Operationen mit den NATOVerbündeten beinhaltete. Unter diesem Aspekt würde Consular Operations auf kurze Sicht einen wichtigen Mitstreiter gewinnen; auf lange Sicht würde Griechenland den Vorteil haben, jemanden in den Reihen seines Offizierscorps zu wissen, der seine Mitbürger im Kampf gegen den Terrorismus ausbilden konnte. Beim dritten Cocktail war der Handel perfekt.
    Jetzt saß Janson im hinteren Teil des Flugzeugs Katsaris gegenüber und sah ihn durchdringend an. »Weiß Marina, was du machst?«
    »Einzelheiten habe ich ihr nicht gesagt, und sie hat mich auch nicht bedrängt.«
    Katsaris lachte. »Jetzt komm schon, du weißt genau, dass Marina mehr Mumm hat als die ganze Achte Division der griechischen Armee.« »Ja, das weiß ich.«
    »Dann überlass es mir, die Entscheidungen zu treffen. Außerdem, wenn dieser Einsatz für mich zu riskant ist, wie kannst du dann guten Gewissens sonst jemanden auffordern, an meine Stelle zu treten?«
    Janson schüttelte bloß den Kopf.
    »Du brauchst mich«, sagte Katsaris.
    »Ich hätte jemand anders nehmen können.«
    »Keinen, der so gut ist.«
    »Das leugne ich ja nicht.«
    Jetzt lächelten beide Männer nicht mehr.
    »Und du und ich, wir wissen, was dieser Einsatz für dich bedeutet. Ich meine, das ist nicht bloß Arbeit, für die du bezahlt wirst.«
    »Das leugne ich ebenfalls nicht. Er bedeutet für die ganze Welt eine Menge.«
    »Ich spreche gerade von Paul Janson und nicht dem Planeten Erde. Menschen sind wichtiger als abstrakte Begriffe, stimmt's? Darüber waren wir uns doch immer einig.«
    Seine braunen Augen sahen den anderen unverwandt an. »Ich werde dich nicht im Stich lassen«, sagte er leise.
    Janson fühlte sich seltsam gerührt. »Als ob ich das nicht gewusst hätte«, murmelte er.
    Je näher die Stunde null rückte, umso mehr machte sich Unruhe breit, auch wenn keiner sich dazu bekannte. Sie hatten alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die ihnen zur Verfügung standen. Das Flugzeug war völlig verdunkelt, flog ohne jede Beleuchtung, und da war auch nichts, was das

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