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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Daumennagel über die Schneide eines Kampfmessers. »Außerdem hat das ja Peter Novak versucht, und du siehst, was es ihm gebracht hat. Das ist ein echter Rein-und-raus-Einsatz. In den Palast eindringen und Novak befreien.«
    Janson nickte. »Wenn alles gut läuft, werden wir insgesamt hundert Minuten auf Anura verbringen. Aber wenn man sich mit diesen Leuten anlegt, hilft es vielleicht, wenn man weiß, was sie bewegt.«
    »Befinden wir uns erst mal in dem Stadium«, erwiderte Katsaris mit finsterem Blick, »dann ist bereits alles schief gegangen, was schief gehen konnte.«
    »Wird mir ein Vergnügen sein, mit diesem Vogel ein paar Runden zu drehen«, sagte Honwana bewundernd. Er, Janson und Hennessy standen im Halbdunkel des Hangars. Ihre Augen hatten sich nach der grellen Sonne draußen noch nicht ganz an die hier herrschende Dunkelheit gewöhnt. Die BA609 war ein für Landungen auf dem Wasser ausgestattetes Kipprotoren-Flugzeug; ähnlich den nicht mehr gebauten Ospreys besaß es Propeller, die vertikale Starts und Landungen zuließen. Wenn die Propeller in Horizontalposition gekippt wurden, funktionierte die Maschine wie ein Starrflügel-Flugzeug. Bell/Agusta hatte den Rumpf dieses ganz speziellen Exemplars nicht aus Stahl, sondern aus extra geformtem Kunststoff gefertigt. Dabei war ein außergewöhnlich leichtes Flugzeug entstanden, das mit einem Liter Treibstoff wesentlich weiter fliegen konnte als jede konventionelle Konstruktion - bis zur vierfachen Reichweite. Die Vielseitigkeit der Maschine war ein entscheidender Faktor für den Erfolg ihres Einsatzes.
    Jetzt strich Honwana liebkosend mit den Fingerspitzen über die nicht reflektierende Rumpffläche. »Wunderschön.«
    »Und unsichtbar, wenn die Götter uns hold sind«, sagte Janson.
    »Ich werde zu den Ahnen beten«, erwiderte Honwana spöttisch. Als überzeugter, in Moskau ausgebildeter Atheist war ihm jede Art von Religiosität zutiefst zuwider, gleichgültig, ob sie nun überkommen oder von Missionaren verbreitet war.
    »Der Tank ist voll. Sofern du nicht zugenommen hast, seit wir das letzte Mal zusammen waren, sollten wir es damit hin und zurück schaffen.«
    »Das ist alles sehr knapp gerechnet. Die Toleranzen, meine ich.«
    Die Augen des Mosambikaners blickten ernst.
    »Ich habe keine andere Wahl. Ich habe weder den Zeitplan aufgestellt, noch den Ort ausgewählt. Man könnte sagen, die KLF gibt hier den Takt vor. Ich versuche nur, so gut ich kann zu improvisieren. Wir arbeiten hier nicht mit einem bis auf die letzte Kommastelle gesicherten Plan mit allen möglichen Sicherheitsfaktoren. Das Motto für uns lautet eher: >Hey, Leute, probieren wir es mal.<«
    »Wie in einem alten Hollywoodfilm mit Mickey Rooney und Judy Garland in einer Scheune«, ließ sich Hennessy vernehmen. »Und mit einer ganzen Ladung Sprengstoff.«
    Der Küstenverlauf im Norden von Anura erinnerte an den Einschnitt in ein Lebkuchenherz. Die östliche Hälfte bestand hauptsächlich aus spärlich besiedeltem Dschungelland. Honwana steuerte die BA609 im Horizontalflug dicht über den Wipfeln des Nikala-Dschungels. Als sie schließlich das offene Meer erreicht hatten, zog er die Maschine im Winkel von beinahe vierzig Grad in die Höhe.
    Trotz der ungewöhnlichen Flugbahn der Maschine steuerte Honwana sie mit größtmöglichem Geschick, kam jeder Windströmung und jeder Thermik zuvor. Die jetzt horizontal gekippten Motorgondeln ließen ein ständiges Dröhnen hören, etwas, das zwischen Summen und Brüllen lag.
    Andressen und Hennessy waren mit Honwana vorne als Crew eingeteilt und unterstützten ihn bei der Navigation; die beiden Fallschirmspringer saßen, durch eine dünne Zwischenwand vom Cockpit getrennt, alleine auf ungepol-sterten Bänken im hinteren Teil der Maschine und sprachen dort noch einmal letzte Einzelheiten durch.
    Nach einer halben Stunde in der Luft warf Katsaris einen Blick auf seine stoßsichere Breitlinguhr und schluckte eine Hundert-Milligramm-Tablette Provigil. Damit passte er seine innere Uhr an, stellte totale Wachsamkeit sicher, ohne exzessive Stimulation und das daraus resultierende übertriebene Selbstvertrauen, wie es von Amphetaminen erzeugt wurde. Sie waren immer noch zwei Stunden von der Absprungstelle entfernt. Das Provigil würde zur rechten Zeit seine maximale Wirkung entwickeln. Jetzt nahm er noch eine weitere kleine Pille, ein Procholinergi-kum, das die Schweißabsonderung reduzieren würde.
    Er deutete auf zwei dicke schwarze Aluminiumrohre, die

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