Der Janusmann
brach in sich zusammen, als sei er von einem von oben kommenden Gewicht erschlagen worden.
Der andere Kerl war schneller. Er wich zurück und richtete sich zugleich auf. Villanueva schlug nach seinen Beinen, verfehlte sie aber. Der Kerl warf sich herum. Seine Glock zielte auf mich. Ich wollte unbedingt verhindern, dass er schoss, also warf ich den nächsten Felsbrocken nach ihm. Da er sich im selben Augenblick abwandte, traf er ihn oben zwischen den Schulterblättern. Die Wirkung war die eines kräftigen Faustschlags, der ihn in die Knie zwang und ihm den Atem raubte. Dann rappelte er sich wieder auf und versuchte zu flüchten.
Aber er konnte nicht gut rennen. Der Felsbrocken hatte ihn verletzt. Obwohl ich kein guter Läufer bin, hatte ich ihn schon nach sechs bis sieben Metern eingeholt. Ich packte ihn mit der linken Hand an den Haaren und holte mit der anderen zu einem gewaltigen Schlag aus, der von hinten und ziemlich weit oben auf seinem rechten Bizeps landete. Sein Arm wurde kraftlos, und er ließ die Pistole fallen. Der Rest war einfach. Ich riss ihn zu mir herum und setzte ihn mit einem Kopfstoß, von dem er bewusstlos wurde, außer Gefecht. Schleifte ihn dann am Kragen die wenigen Meter zurück. Villanueva war inzwischen aus dem Wagen gekrochen und stand über den ersten Kerl gebeugt.
»Sind Sie sicher, dass Sie die beiden nicht verhaften wollen?«, fragte ich ihn, etwas außer Atem.
»Zum Teufel mit ihnen«, antwortete Villanueva. »Und der hier ist sowieso tot, glaube ich.«
Ich überzeugte mich davon, dass das stimmte. Sehr schwierig, einen drei Kilogramm schweren Felsbrocken zu überleben, der einem an die Schläfe geschmettert wird. Ich kontrollierte den Puls an Hals und Handgelenk, konnte aber keinen mehr feststellen. Ich zerrte die Leiche an den Straßenrand und ging zurück, um den zweiten Mann zu holen. Er atmete noch. Also machte ich mich mit dem Stemmeisen an die Arbeit.
Hat man genug Zeit, tastet man am besten den Brustkorb ab, sucht die richtige Lücke zwischen den Rippen und stößt schnell und leicht durch sie hindurch. Das Herz hört sofort auf zu schlagen, noch bevor es Zeit gehabt hat, Blut durch die Eintrittswunde hinauszupumpen. Ich wollte keine großen Blutlachen auf der Straße zurücklassen. Der Regen hatte schon längst aufgehört, und ich wusste nicht, ob und wann er wieder einsetzen würde.
Der Kerl war sofort tot. Ich zog das Stemmeisen heraus und wischte es an seinem Hemd ab. Stand wieder auf, ging zu dem Taurus hinüber und schaltete die Scheinwerfer aus. Dann winkte ich Villanueva zu mir heran.
»Wir haben’s jetzt mehr als eilig«, erklärte ich ihm. »Rufen Sie Duffy an, damit sie mit Eliot herkommt. Sie müssen diesen Wagen wegfahren.«
Während Villanueva eine Kurzwahlnummer eintippte und zu reden begann, sammelte ich die beiden Glocks ein und steckte sie den Toten wieder in die Tasche, jedem eine. Dann betrachtete ich den Saab. Ihn wieder auf die Räder zu stellen würde sehr viel schwieriger sein, als ihn umzukippen. Einen Moment fürchtete ich, das könnte sich als unmöglich erweisen. Die Mäntel verhinderten jegliche Reibung auf dem Asphalt. Versuchten wir, den Saab anzuheben, würde er nur auf dem Dach wegrutschen. Ich schloss die Fahrertür des auf dem Kopf liegenden Fahrzeugs und wartete.
»Sie kommen!«, rief Villanueva.
»Helfen Sie mir«, bat ich ihn.
Wir schoben den auf unseren Mänteln liegenden Saab möglichst weit in eine Richtung. Er rutschte von Villanuevas Mantel auf meinen. Glitt dann bis zum Rand über meinen und kam zum Stehen, als Metall auf Asphalt traf.
»So wird er verkratzt«, sagte Villanueva.
Ich nickte.
»Das müssen wir riskieren«, erwiderte ich. »Setzen Sie sich in Ihren Taurus, und schieben Sie ihn an.«
Er kam mit dem Taurus näher, bis die vordere Stoßstange den Saab berührte. Ich machte ihm ein Zeichen, mehr Gas zu geben, sodass der Saab zur Seite geschoben wurde, wobei sein Dach über den Asphalt schrammte. Ich stieg auf die Motorhaube des Taurus und stemmte mich gegen die Türleiste des Saab. Villanueva ließ den Taurus stetig und gleichmäßig weiterrollen. Der Saab richtete sich um vierzig Grad auf, dann um fünfzig, sechzig. Ich stemmte meine Füße gegen den unteren Rand der Windschutzscheibe und legte die Hände flach aufs Dach des schräg stehenden Wagens. Villanueva gab etwas mehr Gas, der Saab kippte ganz um und landete mit dumpfem Ton wieder auf seinen Rädern. Er sprang noch einmal hoch, und Villanueva
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