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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ich ging nach unten, fand Beck in der Eingangshalle. Er drückte weiter auf seinem Nokia herum, als könnte er es dadurch zum Funktionieren bringen.
    »Ich fahre noch mal weg«, erklärte ich. »Ein Stück die Straße entlang.«
    »Wozu?«
    »Diese Sache mit den Telefonen gefällt mir nicht. Braucht nichts zu bedeuten, kann es aber.«
    »Zum Beispiel, was?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Vielleicht kriegen wir Besuch. Sie haben mir doch erzählt, wie viele Leute hinter Ihnen her sind.«
    »Wir haben eine Mauer, ein bewachtes Tor.«
    »Haben Sie auch ein Boot?«
    »Nein«, sagte er. »Wieso?«
    »Gelangen diese Leute bis ans Tor, brauchen Sie ein Boot. Sonst könnten Sie hier ausgehungert werden.«
    Er schwieg.
    »Ich nehme den Saab«, sagte ich.
    »Warum?«
    Weil er leichter ist als der Cadillac.
    »Weil ich den Cadillac für Sie dalassen will«, sagte ich. »Er ist größer.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich tu, was getan werden muss«, entgegnete ich. »Ich leite jetzt Ihren Sicherheitsdienst. Vielleicht ist nichts los, aber falls doch, werde ich versuchen, die Sache in Ihrem Sinn zu bereinigen.«
    »Was mache ich inzwischen?«
    »Sie lassen ein Fenster offen und horchen«, riet ich ihm. »Bei Nacht und mit so viel Wasser ringsum hören Sie aus mehreren Meilen Entfernung, wenn ich schieße. In diesem Fall packen Sie alle in den Cadillac und verschwinden von hier. Fahren Sie schnell. Bleiben Sie nicht stehen. Ich halte die anderen lange genug auf, um Ihnen die Flucht zu ermöglichen. Sie haben einen Zufluchtsort?«
    Er nickte. Verriet mir nicht, wo er lag.
    »Fahren Sie also dorthin«, sagte ich. »Komme ich durch, fahre ich zum Lagerhaus. Ich warte dort im Auto. Sie können später vorbeikommen, um nachzusehen.«
    »Okay«, sagte er.
    »Und jetzt rufen Sie Paulie an, damit er mich ohne Widerrede durchlässt.«
    »Okay«, sagte er noch mal.
    Ich ließ Beck in der Eingangshalle stehen. Trat in die Nacht hinaus. Machte einen Umweg die Hofmauer entlang, holte mein Bündel aus dem Versteck und legte es auf den Rücksitz des Saabs. Dann stieß ich rückwärts aus der Garage, fuhr auf die Zufahrt und beschleunigte in Richtung Tor. Die Scheinwerfer auf der Mauer strahlten hell. Ich konnte Paulie am Tor sehen. Ich wurde etwas langsamer und richtete es so ein, dass ich nicht zu halten brauchte. Lenkte den Wagen nach Westen, starrte durch die Windschutzscheibe und hielt Ausschau nach entgegenkommenden Scheinwerfern.
     
    Ich war vier Meilen weit gefahren, als ich einen Dienstwagen, einen grauen DEA-Taurus, entdeckte. Er stand auf der anderen Straßenseite. Ohne Licht. Am Steuer saß der Alte. Ich schaltete meine Scheinwerfer aus, bremste und hielt genau auf seiner Höhe. Kurbelte mein Fenster herunter. Auch er öffnete sein Fenster. Hielt eine Pistole und eine Stablampe auf mich gerichtet, bis er erkannte, wer ich war.
    »Die Leibwächter sind ausgebrochen«, verkündete er.
    Ich nickte. »Das hab ich mir gedacht. Wann?«
    »Vor fast vier Stunden.«
    Ich sah mich unwillkürlich um. Keine Zeit.
    »Wir haben zwei Männer verloren«, sagte er.
    »Tot?«
    Er nickte.
    »Hat Duffy den Fall gemeldet?«
    »Das kann sie nicht«, erwiderte er. »Noch nicht. Wir arbeiten inoffiziell. Diese ganze Sache passiert überhaupt nicht.«
    »Sie wird ihn melden müssen«, sagte ich. »Es hat zwei Tote gegeben.«
    »Das tut sie noch«, sagte er. »Später. Sobald Sie Ihren Teil geleistet haben. Weil die ursprünglichen Ziele wieder gelten. Sie braucht Beck, um alles rechtfertigen zu können – jetzt mehr denn je.«
    »Wie ist es passiert?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie haben den richtigen Augenblick abgepasst. Zwei von ihnen, vier von uns. Hätte klappen müssen. Aber unsere Jungs sind nachlässig geworden, fürchte ich. Es ist immer schwierig, Leute in einem Motel festzuhalten.«
    »Wen hat’s erwischt?«
    »Die beiden Jungs aus dem Toyota.«
    Ich schwieg. Diese Sache hatte ungefähr vierundachtzig Stunden funktioniert. Dreieinhalb Tage. Tatsächlich etwas länger, als ich anfangs erwartet hatte.
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte ich.
    »Wir haben uns räumlich verteilt«, antwortete er. »Sie ist mit Eliot in Portland.«
    »Das mit den Telefonen hat sie klasse hingekriegt.«
    Er nickte. »Wirklich gut. Sie macht sich Sorgen um Sie.«
    »Wie lange sind sie außer Betrieb?«
    »Vier Stunden. Mehr konnte sie nicht erreichen. Also funktionieren sie bald wieder.«
    »Ich vermute, die Typen kommen geradewegs hierher.«
    »Das glaube ich

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