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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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stehen Schlange, um sich an seinem Blut gütlich zu tun.
    Die Fahrertür ist nicht abgeschlossen. Ich öffne sie und drücke gelassen auf die Hupe.
    »Scheiße!«, kreischt Marv.
    »Komm rein«, sage ich zu ihm. Kurz darauf höre ich die Autotür aufgehen und dann wieder zuschlagen und seine schlurfenden Schritte hinter mir.
     
     
    Ritchie kriegt das Sofa, Marv legt sich in mein Bett, und ich beschließe, in der Küche zu bleiben. Ich sage zu Marv, dass ich sowieso nicht schlafen kann, und glücklich lässt er sich auf meine Matratze sinken.

    »Danke, Ed.«
    Bevor er in mein Schlafzimmer geht, hole ich die Spielkarten aus der Schublade neben dem Bett. Auch der Stein der Tatupus liegt darin.
    In der Küche sehe ich mir die Karten an, lese sie wieder und wieder, obwohl die Müdigkeit in meinen Augen die Worte tanzen und umherwirbeln lässt. Ich fühle mich ausgelaugt.
    In wachen Momenten erinnere ich mich an die Karos, durchlebe noch einmal die Kreuze und muss über die Piks sogar lächeln.
    Was mir Sorgen bereitet, sind die Herzen.
    Ich will nicht schlafen, weil ich fürchte, von ihnen zu träumen.

3
    Der Freizeitanzug
    Tradition kann ein Fluch sein, besonders an Weihnachten.
    Überall auf der Welt kommen Familien zusammen und erfreuen sich ein paar Minuten aneinander. Etwa eine Stunde lang ertragen sie einander. Den Rest der Zeit nehmen sie einander genervt hin.
    Nach einem ereignislosen Morgen mit Marv und Ritchie gehe ich zu meiner Mutter. Marv, Ritchie und ich haben uns an den Resten von gestern Abend satt gegessen (es ist aber immer noch etwas da) und eine Runde Karten gespielt. Ohne Audrey war es nicht dasselbe, und es dauerte nicht lange, da packten wir zusammen, und Marv und Ritchie verabschiedeten sich.

    Meine Familie trifft sich um Punkt zwölf Uhr bei meiner Mutter.
    Meine Schwestern sind da, mit ihren Kindern und ihren Ehemännern. Und Tommy taucht auf mit einer tollen Frau, die er an der Uni kennen gelernt hat.
    »Das ist Ingrid«, stellt er sie vor. Ich muss schon sagen: Ingrid könnte es mit jedem Pin-up-Girl aufnehmen. Sie hat lange braune Haare, ein herrlich sonnengebräuntes Gesicht und einen Körper, in den man regelrecht eintauchen möchte.
    »Es freut mich sehr«, sagt sie. Und eine schöne Stimme. »Ich habe schon viel von dir gehört, Ed.« Natürlich lügt sie und ich denke nicht daran mitzuspielen. Dieses Jahr habe ich einfach nicht die Energie dafür.
    Ich sage: »Nein, hast du nicht, Ingrid.« Meine Stimme ist liebenswürdig und ich sage es beinahe scheu. Sie ist zu schön, als dass ich sie verärgern wollte. Schöne Mädchen kommen sogar mit einem Mord durch.
    »Oh, du bist auch da«, sagt meine Mutter, als sie mich sieht.
    »Frohe Weihnachten, Ma!«, rufe ich begeistert. Ich bin sicher, dass niemandem der Sarkasmus in meiner Stimme entgeht.
    Wir essen.
    Wir verteilen Geschenke.
    Ich schenke Leighs und Katherines Kindern etwa hundert Flieger und Huckepackritte, jedenfalls so viele, bis ich kaum noch stehen kann.
    Ich erwische Tommy im Wohnzimmer, wie er Ingrid betatscht. Direkt neben dem berühmten Beistelltisch aus Zedernholz.

    »Scheiße -’tschuldigung«, sage ich und gehe rückwärts wieder aus dem Zimmer.
    Viel Glück, Tommy.
     
     
    Um Viertel vor vier wird es Zeit, Milla abzuholen. Ich umarme meine Schwestern, schüttele meinen Schwägern die Hand und sage den Kindern Auf Wiedersehen.
    »Der Letzte, der kommt. Der Erste, der geht«, sagt meine Mutter und bläst den Zigarettenrauch aus ihrem Mund. An Weihnachten raucht sie immer ziemlich viel. »Und dabei wohnt er am nächsten.« Beinahe hätte ich die Beherrschung verloren. Ich kann fühlen, wie sie in meine Hände gleitet, und ich will sie ihr entgegenschleudern.
    Sie hat Dad betrogen , denke ich. Und mich beleidigt sie bei jeder Gelegenheit.
    Ich möchte diese Frau, die da in der Küche steht und Rauch in sich einsaugt und wieder ausspuckt, für mein Leben gerne einmal richtig beschimpfen.
    Stattdessen schaue ich sie nur an.
    Ich spreche durch den warmen Nebel hindurch.
    »Rauchen macht hässlich«, sage ich und gehe, lasse sie gestrandet in dem Dunst zurück.
     
     
    In der Einfahrt werde ich zurückbeordert, zuerst von Tommy und dann von meiner Mutter.
    Tommy kommt heraus und fragt: »Alles klar bei dir, Ed?«
    Ich kehre um. »Alles klar, Tommy. Es war ein verrücktes Jahr, aber sonst ist alles klar. Und bei dir?«
    Wir setzen uns auf die Verandastufen, die halb im Schatten, halb in der Sonne liegen. Zufällig sitze ich

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