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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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Problem.
     
     
    »Hier.«
    Ich gebe ihm das Fahrgeld, aber er lehnt ab.
    »Geht auf’s Haus«, sagt er, aber ich versuche es noch einmal und diesmal mit Erfolg.
    »Steck’s nicht in die Kasse«, schlage ich ihm vor. »Ich denke, du hast dir heute dein Taschengeld verdient.« Wir bleiben noch einen Moment lang gemeinsam sitzen. Dann steige ich aus.
    »War nett, mit dir zu reden«, sage ich, und wir schütteln uns die Hände. »Fröhliche Weihnachten, Simon.«
    Ich nehme an, dass ich ihn von jetzt an nicht mehr »den Freund« nennen kann. Ich muss Simon sagen.
    Ich gehe ins Haus, lege mich in meinem schwarzen Anzug und dem meerblauen Hemd aufs Sofa und schlafe ein.
    Frohe Weihnachten, Ed.

4
    Die Furcht fühlen
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag muss ich arbeiten und am nächsten Tag besuche ich Bernie im Kino in der Glass Street.
    »Ed Kennedy!«, ruft er aus, als ich hereinkomme. »Sie haben wohl immer noch nicht genug, was?«
    »Doch«, sage ich zu ihm, »aber ich brauche Ihre Hilfe, Bernie.«
    Er tritt näher und fragt: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie kennen sich doch mit Filmen aus, nicht wahr?«
    »Natürlich! Sie können sich einen aussuchen, jeden, den Sie …«
    »Nein, Bernie, darum geht es nicht. Sagen Sie mir alles, was Sie über diese drei Filme wissen.« Ich hole das Herz-Ass hervor, obwohl ich die Titel auswendig kann. »›Fersengeld‹, ›Cat Ballou‹, ›Ein Herz und eine Krone‹.«
    Bernie kommt gleich zur Sache. »›Ein Herz und eine Krone‹ habe ich, aber die anderen beiden nicht. ›Ein Herz und eine Krone‹ gilt als einer der besten Filme überhaupt. Gregory Peck spielt die männliche Hauptrolle. Gedreht wurde er 1953 von William Wyler, dem Regisseur, der durch ›Ben Hur‹ bekannt wurde. Die Bilder sind einfach atemberaubend schön. Drehort war Rom und der Film wurde berühmt für die unvergleichliche Darstellkunst von Audrey Hepburn. Peck bestand darauf, dass sie die gleiche Gage bekam wie er. Ansonsten, so meinte er, würde er sich lächerlich machen, so unglaublich stark war ihre Leistung. Und tatsächlich bekam sie den Oscar für diesen Film...«
    Er redet sehr schnell, aber ich spule zu dem einen Wort zurück, das aus all den anderen herausklingt.

    Audrey , denke ich.
    »Audrey«, sage ich.
    »Ja.« Er schaut mich an, irritiert von meiner Unkenntnis. »Ja, Audrey Hepburn. Sie war absolut wunderb…«
    Nein, sagen Sie nicht »wunderbar«! , denke ich. Das Wort gehört Milla!
    » Audrey Hepburn!« Ich brülle es fast. »Was können Sie mir über die anderen beiden sagen?«
    »Hmm, ich hab da noch einen Katalog«, erklärt Bernie. »Der ist noch dicker als derjenige, den ich Ihnen das letzte Mal gezeigt habe. Er enthält beinahe jeden Film, der jemals herausgebracht wurde. Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Filmmusik, Soundtrack, einfach alles.«
    Er holt ein dickes Buch und reicht es mir. Als Erstes schlage ich »Cat Ballou« nach und lese den Eintrag laut vor.
    »Mit Lee Marvin in einer seiner besten Rollen...« Ich höre auf zu lesen, denn ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe. Noch einmal lese ich den Namen. »Lee Marvin .«
    Und jetzt zu »Fersengeld«.
    Ich lese die Darstellerliste und komme zum Namen des Regisseurs. Er heißt Pablo Sanchez. Er und Ritchie haben denselben Nachnamen.
    Und ich habe meine drei Adressaten.
    Ritchie. Marv. Audrey.
    Das momentane Hochgefühl weicht innerhalb von Sekunden der Sorge.
    Hoffentlich sind es gute Botschaften , denke ich. Aber ein inneres Gefühl sagt mir, dass die Sache nicht einfach werden wird. Es muss einen guten Grund geben, warum diese drei zum Schluss kommen. Es handelt sich nicht nur um meine Freunde, sondern vermutlich auch um die kompliziertesten
Aufgaben, denen ich mich stellen muss. Ich kann es spüren.
    Ich lasse den Katalog auf die Theke fallen, die Karte immer noch in der Hand.
    Bernie ist beunruhigt. »Was ist los, Ed?«
    Ich schaue ihn an und sage: »Wünschen Sie mir Glück, Bernie. Wünschen Sie mir das Herz, um diese Sache durchzustehen.«
    Immer noch mit der Karte in der Hand, gehe ich hinaus auf die Straße. Draußen treffe ich die Nacht und die Frage, was als Nächstes geschehen wird.
    Ich fühle die Furcht, aber trotzdem laufe ich schnell darauf zu.
     
     
    Die Straße versucht, ihren Geruch an mir abzustreifen, aber ich schüttele sie ab und gehe weiter. Jedes Mal wenn ein Zittern meine Arme und Beine befällt, laufe ich schneller. Wenn Audrey mich braucht, und auch Ritchie und Marv, dann muss ich mich

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