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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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säuft sieben-, achtmal ab. Schließlich überquere ich den Rasen, öffne die Beifahrertür und steige ein.
    Marv schaut mich an.
    »Was machst du hier, Ed?«
    Ruhig. Ernsthaft.
    Spreche ich.
    »Ich brauche deine Hilfe, Marv.«
     
     
    Er unternimmt einen erneuten Versuch, den Wagen zu starten. Vergeblich.
    »Womit?«, fragt er. Er versucht es noch einmal. »Soll ich irgendwas reparieren?«
    »Nein, Marv.«
    »Willst du, dass ich den Türsteher für dich vertrimme?«
    »Vertrimmen?«
    »Ja, du weißt schon - ihm eine Abreibung verpassen.«
    »Wer bist du? Al Capone?«
    Marv bewundert seinen eigenen Humor und dreht dabei permanent den Zündschlüssel im Schloss herum, was mich unglaublich nervt.
    »Marv«, sage ich, »könntest du das mit dem Schlüssel bitte mal sein lassen und mir ein paar Minuten zuhören? Wärst du bitte so freundlich?«
    Er will es wieder versuchen, aber ich greife nach vorn und reiße den Schlüssel aus dem Zündschloss.
    »Marv«, flüstere ich. Es ist ein Flüstern, das das Zeug zu einem Schrei hat. »Ich brauche deine Hilfe. Ich brauche Geld.«
    Der Moment wird langsamer. Ich kann uns atmen hören.

    Die Stille der Minute geht vorbei.
    Dies ist das Ende von meiner und Marvs bislang belangloser Beziehung.
    Es fühlt sich tatsächlich so an, als wäre etwas gestorben.
     
     
    In Sekundenschnelle habe ich Marvs Interesse geweckt. So ist es immer, wenn irgendjemand Geld erwähnt. Seine Augenbrauen spannen sich an, und er schaut zu mir, versucht, einen Eingang zu finden. Er sieht nicht besonders entgegenkommend aus.
    Er fragt: »Wie viel, Ed?«
    Und ich explodiere.
    Ich reiße die Autotür auf.
    Knalle sie wieder zu.
    Lehne mich durch das Fenster ins Innere und deute mit dem Finger auf meinen Freund.
    »Ich hätte es wissen müssen!«, fahre ich ihn an. »Du bist der geizigste Dreckskerl, Marv...« Immer noch strecke ich ihm meinen Finger entgegen. »Ich kann’s nicht glauben!«
    Schweigen.
    Straße und Schweigen.
    Ich drehe mich um und lehne mich mit dem Rücken gegen die Karosserie. Marv steigt aus und kommt zu mir.
    »Ed?«
    »Vergiss es. Tut mir Leid.« Es läuft prima , denke ich. Ich schüttele den Kopf.
    »Nein, tut’s dir nicht«, sagt er.
    »Marv, ich dachte nur...«
    Er unterbricht mich.
    »Ed, ich habe das Geld...« Seine Stimme versiegt.
    »Ich dachte einfach, du könntest...«

    »Ed, ich habe das Geld nicht.«
    Das ist ein Schock.
    »Warum nicht, Marv?« Ich mache einen Schritt auf ihn zu. »Warum zum Teufel nicht?«
    »Es ist nicht mehr da.«
    Seine Stimme ist ebenfalls irgendwo anders. Sie kommt nicht aus seinem Mund. Sie scheint neben ihm aufzutauchen. Verloren.
    »Wofür hast du’s ausgegeben?«
    Langsam werde ich unruhig.
    »Nun, eigentlich für gar nichts.« Seine Stimme schlüpft wieder in ihn hinein. Sie gehört wieder ihm. »Ich habe es fest angelegt und kann ein paar Jahre lang nicht dran. Ich zahl einfach nur regelmäßig ein und bekomme Zinsen dafür.« Er klingt jetzt sehr ernst. Nachdenklich. »Ich komme da nicht dran.«
    »Überhaupt nicht?«
    »Nein.«
    »Nicht mal im Notfall?«
    »Ich glaube nicht.«
    Ich werde wieder laut. Meine Aggression scheint selbst die Straße zu erschrecken. »Verdammt, wozu soll das gut sein, Marv?«
    Marv bricht zusammen.
    Er bricht zusammen, eilt um den Wagen herum und steigt auf der Fahrerseite ein. Hält sich am Lenkrad fest.
    Still weint Marv.
    Seine Hände tropfen auf das Lenkrad. Die Tränen umklammern sein Gesicht. Sie wollen nicht fallen und rollen widerwillig seine Kehle hinab.
    Ich umrunde das Auto.

    »Marv?«
    Ich warte.
    »Was ist los, Marv?«
    Er dreht den Kopf und seine aufgelösten Augen tasten nach meinen.
    »Steig ein«, sagt er. »Ich will dir was zeigen.«
    Beim vierten Versuch springt der Wagen an. Marv fährt mich durch die Stadt, vorbei an der Edgar Street. Die Tränen lassen sein Gesicht dampfen. Sie gleiten jetzt willig über seine Wangen. Schlingern. Als wären sie betrunken.
    Wir halten vor einem kleinen, schäbigen Fertighaus an und Marv steigt aus. Ich folge ihm.
    »Weißt du noch?«, fragt er.
    Ich weiß es.
    »Suzanne Boyd«, sage ich.
    Langsam torkeln die Worte von Marvs Lippen. Die Hälfte seines Gesichts liegt im Dunkeln verborgen, aber ich kann immer noch die Konturen erkennen.
    »Als ihre Familie die Stadt verließ«, sagt er, »gab es einen Grund, warum sie einfach so verschwanden...«
    »Oh Gott«, will ich sagen, aber ich sauge die Worte mit meinem Atem ein. Sie finden nicht mehr den Weg nach

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