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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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Dollar.
     
     
    Am Dienstag gehe ich Milla besuchen, um zu sehen, wie es ihr geht. Ich werde es niemals leid, für sie Jimmy zu
sein, obwohl mir »Die Sturmhöhe« mittlerweile ziemlich auf die Nerven geht. Das Problem ist, dass Heathcliff ein völlig verbittertes Arschloch ist und Catherine mich abgrundtief frustriert. Aber mein wirklicher Hass gilt Joseph, dem widerlichen, bösartigen Dienstboten. Abgesehen von all den scheinheiligen Predigten und dem Gejammer kann man echt kaum ein Wort von dem, was er sagt, verstehen.
    Das Beste an der ganzen Geschichte ist Milla. Für mich steckt sie mitten in den Seiten. Wenn ich an dieses Buch denke, denke ich an sie. Ich denke an ihre alten, feuchten Augen, die mich betrachten, während ich lese und sie zuhört. Ich liebe es, das Buch zuzuklappen und zu sehen, wie die alte Dame in ihrem Sessel schläft. Ich glaube, sie ist meine Lieblingsaufgabe.
    Andererseits gibt es da auch noch Sophie, Vater O’Reilly und die Tatupu-Familie. Sogar die Rose-Brüder.
    Okay, okay.
    Das mit den Rose-Brüdern nehme ich zurück.
     
     
    In letzter Zeit gehe ich viel mit dem Türsteher spazieren, und dabei denke ich an all die Botschaften, die ich bisher überbracht habe. Aus irgendeinem Grund kommt es mir so vor, als würde ich mogeln. Diese Form von Rückblick sollte man eigentlich erst angehen, wenn eine Sache komplett beendet ist. Und ich bin noch nicht fertig. Ich habe noch zwei Aufgaben zu erledigen. Zwei meiner besten Freunde.
    Vielleicht ist das der Grund, warum ich mir die früheren Botschaften in Gedanken wieder zurückhole.
    Ich habe Angst um Marv. Und um Audrey.

    Ich habe Angst um mich.
    Du kannst sie nicht im Stich lassen , ermahne ich mich selbst, während sich die Minuten an mir vorbeischieben.
    Ich habe. Angst.
    Ich bin doch wohl nicht so weit gekommen, um jetzt bei denjenigen, die ich am längsten kenne und die mir am wichtigsten sind, zu kneifen.
    Ich lasse sie noch einmal Revue passieren, von der Edgar Street bis zu Ritchie.
    Ich habe. Angst.
    Die Botschaften schenken mir Mut.
     
     
    »Glück gehabt mit der Jobsuche?«, frage ich Ritchie, als wir uns am Sonntag bei mir treffen.
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, noch nicht.«
    »Du?«, ruft Marv aus. »Du und ein Job?« Er bricht in hysterisches Gelächter aus.
    »Was ist daran so komisch?«, mischt sich Audrey ein. Ritchie sagt nichts, aber man merkt, dass er ein bisschen gekränkt ist. Sogar Marv entgeht es nicht. Er versucht, das Lachen in sich einzusaugen und es dort zu halten.
    Er räuspert sich.
    »Entschuldigung, Ritchie.«
    Ritchie schiebt den Schmerz noch ein Stück tiefer in sich hinein und präsentiert uns sein gewohntes, lässiges Selbst. »Kein Problem«, sagt er. Insgeheim bin ich froh, dass ihm Marv einen kleinen Hieb versetzt hat. Wenn die Kränkung eine Konsequenz hat, dann wohl die, dass Ritchie jetzt nur noch entschlossener nach Arbeit sucht, um es Marv zu zeigen und den Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen, wenn er verkündet, dass ihn jemand eingestellt hat. Es hat etwas
Befriedigendes, wenn man Marv beweisen kann, dass er Unrecht hat.
    »Ich bin dran mit Geben«, sagt Audrey.
     
     
    Als wir mit dem Spiel zum Ende kommen, ist es bereits fast elf Uhr. Ritchie ist schon weg, und Marv bietet Audrey an, sie nach Hause zu fahren. Wir stehen auf der Veranda. Verständlicherweise lehnt sie das Angebot ab.
    »Warum nicht?«, will Marv wissen.
    »Weil ich zu Fuß schneller bin«, versucht Audrey ihm zu erklären. »Und, ganz ehrlich, Marv, hier draußen gibt es weniger Mücken als in deinem Wagen.« Sie deutet auf das Prachtstück, das am Straßenrand steht.
    »Vielen Dank.« Er fängt an zu schmollen.
    »Marv, weißt du noch, was das letzte Mal passiert ist, als du mich mitgenommen hast?«
    Zerknirscht gibt Marv zu, dass er sich daran erinnert.
    Trotzdem ruft ihm Audrey die Sache noch einmal deutlich ins Gedächtnis.
    »Wir mussten die Karre den ganzen Weg zu dir nach Hause schieben.« Ihr kommt ein Gedanke. »Du solltest dir ein Fahrrad auf den Rücksitz legen.«
    »Warum?«
    Langsam wird es interessant.
    Sogar unterhaltsam.
    »Ach, weißt du, Marv«, sagt sie. »Ich wette, du wirst selbst darauf kommen, spätestens wenn du das nächste Mal mit dem Wagen liegen bleibst.«
    Sie winkt uns zum Abschied zu und geht hinaus auf die Straße.
    »Mach’s gut, Audrey«, flüstere ich. Sie ist schon weg.

    Als Marv in sein Auto steigt, hoffe ich auf das Unausweichliche, und es trifft auch tatsächlich ein.
    Der Motor

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