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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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gleichzeitig, warum in Gottes Namen ich ausgerechnet jetzt unbedingt Widerspruch einlegen muss.
    »Der Türsteher?« Wie Sophie wundern sich auch die beiden Eindringlinge über den Namen.
    Ich nicke, was mich überraschenderweise ein wenig belebt. »Flöhe hin oder her - geht es ihm gut oder nicht?«
    Die zwei Männer schauen sich an und einer von beiden beißt erneut in seine Pastete.
    »Daryl«, sagt er gelassen, »ich bin mir nicht sicher, ob mir Eds Ton gefällt. Er ist...« Er sucht nach dem richtigen Wort. »Er ist...«
    »Verbittert?«
    »Nein.«
    »Undankbar?«
    »Nein«, sagt der Mann, dem jetzt selbst das Wort eingefallen ist, nach dem er gesucht hat. »Schlimmer noch. Er ist respektlos.« Aus seiner Stimme klingt die reinste Verachtung. Er schaut mich direkt an. Seine Augen warnen mich, mehr noch als sein Mund. Sie bringen mich zu der Überlegung, ob ich zusammenbrechen und heulen soll, sie anflehen, dass sie meinem Kaffee trinkenden Hund nichts tun sollen.
    »Bitte«, sage ich schließlich, »ihr habt ihm doch nichts getan, oder?«
    Seine harten Augen werden flach.
    Er schüttelt den Kopf.

    »Nein.«
    Das schönste Wort, das ich je gehört habe.
    »Als Wachhund ist er allerdings eine völlige Katastrophe«, sagt derjenige, der immer noch seine Pastete mampft. Er tunkt jedes Stück davon in die Soße auf seinem Teller. »Stell dir vor, er hat selig weitergeschlafen, während wir hier eingebrochen sind.«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Und als er endlich aufgewacht ist, kam er hier rein und wollte was zu fressen.«
    »Und?«
    »Wir haben ihm eine Pastete gegeben.«
    »Gebacken oder gefroren?«
    »Natürlich gebacken!« Er ist empört. »Wir sind schließlich keine Barbaren! In Wahrheit sind wir ganz zivilisierte Menschen.«
    »Habt ihr mir eine übrig gelassen?«
    »Tut mir Leid, Ed - der Hund hat die letzte gekriegt.«
    Der verdammte Gierschlund! , denke ich, aber ich kann es ihm nicht verdenken. Hunde fressen alles. Gegen die Natur kommt man nicht an.
    Ich versuche jetzt, sie zu überrumpeln.
    Ich schieße los.
    Eine schnelle Frage.
    »Wer hat euch geschickt?«
    Einmal draußen, verliert meine Frage an Tempo. Die Worte schweben. Behutsam stehe ich auf und setze mich auf einen der Küchenstühle. Ich fühle mich jetzt etwas ruhiger. Ich weiß, dass dies alles Teil dessen ist, was als Nächstes geschieht.
    »Wer uns geschickt hat?« Der andere Kerl übernimmt
nun das Ruder. »Netter Versuch, Ed. Aber du weißt, dass wir dir das nicht sagen können. Nichts würde uns größeres Vergnügen bereiten, aber wir wissen es ja selbst nicht. Wir machen nur einen Job und werden dafür bezahlt.«
    Ich explodiere.
    »Was?!« - Keine Frage. Eine Anschuldigung. »Mich bezahlt keiner! Niemand gibt mir...«
    Ich werde geschlagen.
    Heftig.
    Dann setzt er sich wieder hin und isst weiter, stippt den letzten Rest vom Rand der Pastete in den Teich aus Soße auf dem Teller.
    Du hast dir zu viel Soße genommen , denke ich, und mir nichts übrig gelassen. Schönen Dank auch!
    Ruhig isst er den letzten Bissen, schluckt ihn halb hinunter und sagt dabei: »Oh, hör auf zu heulen, Ed! Wir tun alle nur unsere Pflicht. Wir alle leiden. Wir alle müssen Rückschläge ertragen, zum Wohle der Menschheit.«
    Sein Kumpel ist beeindruckt, genau wie er selbst.
    Sie nicken einander bekräftigend zu.
    »Sehr schön«, sagt der andere zu ihm. »Das musst du dir merken.«
    »Ja - wie war das doch gleich? Zum Wohle der…« Er denkt angestrengt nach, kommt aber nicht drauf.
    »Menschheit«, sage ich leise, sodass er mich nicht versteht.
    »Wie bitte, Ed?«
    »Menschheit.«
    »Natürlich! Kann ich mir einen Stift von dir leihen, Ed?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«

    »Das ist hier kein Schreibwarenladen, darum.«
    »Und wieder dieser Ton!« Er steht auf und schlägt mich, noch fester als zuvor. Dann setzt er sich wieder hin.
    »Das hat wehgetan«, sage ich zu ihm.
    »Danke.« Er schaut seine Hand an - auf das Blut, den Dreck, den Schweiß. »Du siehst nicht gut aus, Ed, weißt du das?«
    »Ich weiß.«
    »Was ist los mit dir?«
    »Ich will eine Pastete.« Ich schwöre - und ich bin mir sicher, dass du mich mittlerweile gut genug kennst, um diese Behauptung zu bestätigen -, dass ich mich manchmal wirklich kindisch benehme. Wie ein nervendes, quengelndes Balg. Marv ist nicht der Einzige.
    Derjenige, der mich ins Gesicht geschlagen hat, äfft meine Stimme nach, wobei er ihr einen schrillen, drängenden Ton gibt: »Ich will eine Pastete...« Er

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