Der Jüngstre Tag
seiner Schicht im Strafzimmer abholen und habe gesehen, dass die Tür nicht verriegelt war. Weder Greg noch Damian waren im Raum.«
Diana war bereits aus dem Bett und zog sich das Kleid über den Kopf. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Was ist mit Jasper?«
»Das habe ich nicht überprüft. Ich bin sofort zu dir gekommen.«
»Alle sollen sich im Großen Saal versammeln. Sag Duncan und Paul, sie sollen zum Cromwell Tower gehen und nachsehen, ob Jasper noch in seiner Zelle ist.«
Diana und Susan rannten durch die Galerie. Diana bog in ihr Arbeitszimmer ab. Susan stieg im Eilschritt die Treppe hinunter und lief, so schnell es ihre arthritischen Glieder erlaubten, durch den Großen Saal zu den Quartieren rund um den Lawn Court.
Zu ihrer großen Erleichterung fand Diana alle Schlüssel einschließlich den zu Jaspers Zelle in ihrem Schreibtisch. Sie nahm die Schlüssel zur Waffenkammer heraus und rannte los, um Gewehre und Munition zu holen. Die Mitglieder der Gemeinschaft strömten in den Großen Saal, als sie gerade dort ankam. Alle stellten gleichzeitig Fragen, die sie alle nicht beantworten konnte.
Paul und Duncan rannten hintereinander in den Saal.
»Jasper ist auch weg«, rief Duncan atemlos.
Auf allen Gesichtern spiegelte sich Angst, nur Jennifer sah vollkommen fassungslos aus.
»Wie um Gottes Willen sind sie entkommen?«, fragte Diana und warf Duncan ein geladenes Gewehr zu.
Paul streckte die Hand aus, in der zwei grob geschliffene Schlüssel lagen. »Einen Schlüssel haben wir in der Zellentür gefunden und den anderen in dem Schloss an seiner Eisenkugel und der Kette.«
Diana nahm die Schlüssel an sich und betrachtete sie eingehend. Jennifer starrte ungläubig auf die Schlüssel. Sie kannte sie. Den kleineren hatten sie benutzt, um in den vergangenen Wochen das Schloss an Jaspers Eisenkugel und der Kette aufzuschließen. Erst letzte Woche hatte sie ihm geholfen, den größeren Schlüssel für seine Zellentür nachzumachen. Jasper hatte ihr versprochen, diesen Schlüssel zu benutzen, um sie von Haver wegzubringen, wenn der Zeitpunkt günstig war. Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass er vorhatte auszubrechen? Warum war er stattdessen mit seinen Brüdern geflohen?
»Es kommt noch schlimmer«, sagte Kimberley, als sie in den Großen Saal trat. »Virginia ist auch weg.«
»Was?«, kreischte Jennifer so laut, dass es trotz des Tumults im Großen Saal alle hörten. »Wurde sie entführt?«
Kimberley schüttelte den Kopf. »Sie hat die kleine Hazel mitgenommen. Man sieht in ihren Räumen und an dem, was sie eingepackt haben, dass alles sorgfältig geplant war.«
Amy und Beatrice begannen zu weinen. Die vierzehnjährigen Zwillinge waren dank Dianas und Theresas künstlicher Befruchtung schwanger. Sie konnten nicht glauben, dass ihre Mutter ohne sie weggegangen war.
»Dieses Miststück!«, rief Jennifer. Ihre Stimme war so hasserfüllt, dass sich alle zu ihr umdrehten. »Das ist doch unglaublich, oder?«, zischte sie. »Begreift ihr denn nicht? Diese kleine Nutte hat die Beine für ihn breit gemacht, und er hat sie betört, damit sie ihm hilft, die Schlüssel nachzumachen.«
»Wie soll er sie denn verführt haben?«, rief Duncan, um seine Tochter zu verteidigen. »Habt ihr nicht immer gemeinsam Jasper eingeschlossen und abgeholt?«
»Natürlich.«
»Es reicht«, rief Diana. »Jetzt ist es wichtig, dass wir für unsere Sicherheit sorgen. Die Chatfield-Brüder haben offenbar keine Waffen, sonst würden wir jetzt alle an der Wand stehen.«
»Wir würden wohl eher tot vor der Wand liegen«, entgegnete Paul düster.
Diana gab ihm ein Gewehr. »Wir müssen Wachen auf dem Cromwell Tower und dem West Gate postieren. Du übernimmst den Cromwell Tower. Duncan, du das West Gate. Verschließt die Türen unten an den Türmen, sobald ihr drin seid. Los jetzt.«
Als Duncan und Paul davoneilten, drehte Diana sich zu Cheryl um. »Verriegel das Westtor und alle anderen Tore. Susan, du machst das Frühstück. Die anderen bleiben alle innerhalb der Mauern. Sofort nach dem Frühstück beginnen wir mit dem Schießtraining.«
»Was ist mit den Tieren auf der Farm?«, fragte Bridget.
»Niemand geht in den Park, wenn ich es nicht ausdrücklich erlaube.«
In den nächsten Tagen blieb die Gemeinschaft in Haver in höchster Alarmbereitschaft, während Diana in ihrer Rolle als Oberkommandeurin ihre Truppe drillte und ausbildete. Jasper war der gefährlichste ihrer Feinde. Davon war Diana überzeugt. Damian – ein extrem
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