Der Jukebox-Mann
zusammengerührt, falsch gebraten.
Er drückte auf die Taste für Spiegelei mit Speck und Bratkartoffeln und hörte das Klingelsignal in der Küche. Im Lokal roch es stark nach Fett, und in der Luft hing ein Nebel von Essensdünsten.
Die Bar war voller städtischer Arbeiter, die ihr zweites Frühstück einnahmen. Die Köpmannagatan auf der anderen Seite der Verkehrsinsel bei der Kreuzung war voller Schlaglöcher. Die Wurlitzer in der Ecke spielte die Vierunddreißig. Die Box gehörte Gustav Geier, aber mit der Wartung hatte er Johnny beauftragt, er kaufte auch ziemlich häufig Platten bei ihm. Und auch die Jukebox hatte er Johnny abgekauft, eine 2200, mit 100er-Magazin, ein schwächeres Modell, die vielen Platten waren zu eng angeordnet, die Wahlspulen wurden leicht zu heiß, hängten sich auf, was ziemlich viel Wartung erforderte. Ein Arbeitsplatz, der zu Fuß zu erreichen war, also ein gutes Geschäft für Bergman & Co.
Johnny wartete vor der Durchreiche auf das Essen. Dann setzte er sich an einen Einzeltisch in der Nähe der Garderobe. Die Speckscheiben waren angebrannt und das Ei sah aus wie eine alte 45er-Platte, die Kartoffeln waren verkohlt und schmeckten nach Tran. Alles war wie üblich.
Geier ließ die Kasse Kasse sein und bewegte sich durch den Haufen Arbeiter, irgendwie schleichend, eben wie ein Geier. Er hieß so, war auf den Namen getauft. Das hatte ihm das Leben sicher nicht immer leicht gemacht.
Er beugte sich über Johnny, zog die Schultern hoch.
»Schmeckt’s?«
»Sehr gut, wie immer, Gustav.«
»Hast du ein paar Vierunddreißiger auf Lager?«
»Vierunddreißiger? Die Platte? Oder Boxen?«
Geier zeigte mit seinem knochigen Finger auf die Jukebox. Sein Jackettärmel wedelte wie ein Flügel.
»Hörst du nicht, wie das klingt? Der singt ja, als wär er im Stimmbruch.«
»Ich hab noch einen kleinen Stapel«, sagte Johnny.
»Ich nehm sie alle«, sagte Geier. »Diese Melodie soll erhalten bleiben.«
Er fädelte sich einen Weg zurück zur Kasse.
Johnny aß seinen Teller leer, der schwärzlich geworden war. Es war bekannt, dass der Koch Stahlwolle zum Abwaschen benutzte. Das Porzellan hatte kreiselnde Kratzer, wie Schallplattenrillen.
Am Himmel waren Wolken aufgezogen. Die Temperatur war gesunken und die Schatten kamen und gingen. Auf der Treppe zündete er sich eine Zigarette an. Ein Traktor mit einer Heuladung schwankte vorbei. Obendrauf saßen zwei Jungen, die zehn Jahre alt sein mochten. Sie winkten ihm zu und er winkte zurück. Er dachte an Lennart und an Elisabeth und dass er zur Geburtstagsfeier eingeladen war, die auch seine war.
In seiner Küche oder über Blomstrands Werkstatt war keine Sonne. Er wählte die Nummer, ließ es fünfmal klingeln. Wieder stellte er sich vor, wie es in dem Zimmer aussah, in dem das Telefon stand. Er wusste, dass es klingelte. Er hatte überprüft, ob der Anschluss noch angemeldet war. Er kannte die Adresse. Hinfahren wollte er nicht, nicht jetzt, noch nicht. Er würde die Straße nicht aufsuchen, selbst wenn er etwas in der Hauptstadt zu erledigen hätte. In ein paar Monaten würde er vielleicht hinauffahren müssen. Dann würde es dunkel sein, wenn er von zu Hause aufbrach. Gegen acht würde er oben sein, würde in der Raststätte für Fernfahrer essen, rein in die Stadt, raus aus der Stadt, noch etwas in der Raststätte essen und zurück über die Landstraße nach Hause, wenn es wieder dunkel war. Er würde nicht zu der Adresse gehen. Das glaubte er.
Kulas Bar war leer, als er eintrat. Die Jalousien waren heruntergelassen, da die Sonne jetzt auf die Fenster schien. Johnny hatte Durst nach der Fahrt. Es waren nur fünfundvierzig Minuten gewesen, aber überwiegend durchs Flachland, unter einem Himmel, wo es keinen Schutz für Menschen oder Fahrzeuge gab. Am Ende hatte der Duett gestottert. Das hatte ihn nervös gemacht. Er spürte den Schweiß am Rücken, als er die Bar betrat, und bestellte eine Limo. Kulas Frau stand am Fenster und schaute auf die Straße. Sie war zehn Jahre älter als Kula, und Kula war zehn Jahre älter als Johnny. Sie war selten hier. Sie hieß Ulla.
»Bengt ist in der Stadt«, sagte sie auf eine Frage, die vielleicht gestellt werden würde, vielleicht auch nicht.
Sie goss das Getränk in ein Glas, reichte es ihm mit einer zittrigen Bewegung, und er trank. Das Gesöff hatte einen Nachgeschmack wie von einem alkoholischen Drink, allerdings ohne dessen Wirkung.
»Ich sehe, du hast Platten mitgebracht«, sagte Ulla.
Er
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