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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Halbstarker ohne eigene Karre. Das war nicht in Ordnung. Das war wie ein Cowboy ohne Pferd. Bosse wischte sich die Stirn ab, drehte sich dann um und öffnete die doppelte Werkstatttür weiter. Durch die Türen sah Johnny den Teil einer offenen roten und weißen Karosse, soviel er erkennen konnte, war das Weine Fyrlunds Ford Fairlane, den Bosse von der Schmiergrube aus reparierte. Es war ein schönes Auto, ein 500 Sunliner Cabrio von achtundfünfzig, mit dem Weine Mädchen in fünf Landesteilen aufgerissen hatte, mit dreihundertvierzig Pferdestärken über die Felder, zwischen den Ruinen. Johnny hatte ihm geholfen, einen Philips-Plattenspieler einzubauen. Weine hörte nur Orbison, The Everly Brothers und Elvis und war nie über die Grenze zu den Sechzigern hinausgekommen. Er war dem Baujahr des Ford treu.
    Johnny nahm einen Schluck Kaffee. Bosse Kula verschwand in der Werkstatt, ließ die Türen jedoch offen zum späten Abend. Johnny konnte die Augen schließen und Weines Stimme im letzten Jahr von seinem neuen Auto reden hören mit Worten, die Weine selbst nicht richtig verstand: Fender skirts! Connie kit! Power steering! Power brakes!
    Johnny blätterte in dem neuen Katalog von Atlas in Chicago, » world’s leading distributor of coin operated equipment «. Letzteres bedeutete, dass man eine Münze in einen Schlitz steckte, damit etwas passierte. Sicherheitshalber hatte Atlas die Botschaft in mehreren Sprachen auf den Umschlag gedruckt, und er buchstabierte sich durch die Wörter, um zu hören, wie sie klingen mochten, » el distribuidor mas importante del mundo … le distributeur le plus important du monde … der größte Vertreiber der We… «
    Er wurde vom Telefonklingeln unterbrochen. Während er zu dem Apparat ging, massierte er seinen Nacken.
    »Hallo?«
    »Du musst dich mit deinem Namen oder der Telefonnummer melden«, sagte Elisabeths Stimme.
    »Sind wir bei der Armee?«
    »Aus Höflichkeit dem Anrufer gegenüber«, sagte sie.
    »Beim nächsten Mal«, erwiderte er. »Aber in Amerika sagen sie immer ›hello‹, und niemand beschwert sich deswegen.«
    »Wir sind nicht in Amerika, Johnny.«
    Von hier aus konnte er aus dem Küchenfenster sehen, und in diesem Moment fuhr Bosse Kula Weines Fairlane rückwärts aus der Werkstatt. Der V8-Motor donnerte und es war ein Lärm wie auf einem Flugfeld.
    »Da bin ich nicht ganz sicher«, sagte er.
    Er hörte sie etwas zu jemandem im Hintergrund sagen, dann war sie wieder da.
    »Ich rufe wegen Mittwoch an«, erklärte sie. »Übermorgen also.«
    Er hörte eine Tür in ihrer Wohnung zuschlagen.
    »Ja?«
    »Lennarts Geburtstag. Erinnerst du dich? Und dein eigener.«
    »Na klar.«
    Er erinnerte sich. Er hatte daran gedacht, und doch überraschte sie ihn. Es war zwei Wochen her, seit sie darüber gesprochen hatten.
    »Bist du am Mittwoch in der Nähe?«
    »Schon … wie üblich.«
    »Möchtest du Mittwochabend eine Torte haben? Und vorher ein kleines Abendessen?«
    »Ist das … ist das eine gute Idee, Elisabeth?«
    »Was? Torte zu essen? Das sagst ausgerechnet du … tja, indirekt lebst du ja davon, dass die Leute ins Café gehen und Torte essen.«
    »Ist Lennart da?«
    »Er ist eben weggegangen«, sagte sie.
    »So kam es mir auch vor … ich meine … wenn ich euch Mittwoch besuche und …«
    »Und? Und was?«
    »Ob die Idee so gut ist.«
    »Was zum Teufel ist mit dir los, Johnny? Fällt es dir so schwer, ein paar Stunden mit meinem Sohn und mir zusammen zu sein und etwas mit uns zu essen? Nicht nur meinetwegen, falls du das denken solltest.«
    Er wusste, was mit ihm los war. Er konnte es nicht sagen. Es ging um den Jungen. Es ging um ihn. Nicht um sie.
    »Ich hab nicht die Absicht, dich deswegen lange zu bitten.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Ich habe abends frei und dachte gegen acht. Eher schaffst du es wohl auch kaum.«
    Er rechnete nach. Wenn nichts Unvorhergesehenes passierte, müsste er es bis acht schaffen oder wenigstens eine Pause machen können.
    »Bei dir?«
    »Bei uns«, sagte sie. »Wir wohnen hier zu zweit, wie du weißt.«
    »Bertil hat immer noch nichts von sich hören lassen?«
    »Der ist … abgeschrieben«, sagte sie. »Für mich ist er jedenfalls abgeschrieben. Für Lennart ist es schlimmer. Er ist jetzt noch mehr allein«, fuhr sie fort. »Er entzieht sich.«
     
    »Hast du nicht gesagt, dass er schon immer etwas … tja …«
    »Eigen war? Meinst du das? Vielleicht. Aber jetzt kapselt er sich ganz ab. Er will nicht rausgehen. Und seine Freunde kommen

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