Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
Hof zurück.
    Der Hofplatz war groß und zaunlos. Neben einem Heuhaufen stand verlassen ein rostiger Pflug. Er parkte den Duett neben dem Pflug. Die Türen zur Scheune standen halb offen. Es roch nach Heu und Chemie, ein trockener Geruch. Zwei Jagdhunde bellten von einem Hundezwinger am hinteren Ende neben dem Wohnhaus. Die harten Laute prallten an der Anhöhe ab und hüpften zurück.
    Johnny ging über den Hof, auf dem einige Hühner herumliefen. Das Haus lag im Schatten, ein schwarzes Haus. Während er den Hof überquerte, tauchten keine Erinnerungen in ihm auf. Er wusste nur, dass er immer auf dem Weg weg von diesem Haus gewesen war, niemals auf das Haus zu, wie jetzt. Er sollte umkehren, sich in seinen Duett setzen und die vertrauten Wege zurückfahren.
    Er war stehen geblieben, wie zur Umkehr bereit, bevor ihn die Erinnerungen auf diesem Hofplatz überfielen, der wie eine Wüste war, in der sich nichts anderes bewegte als die Hühner, doch auch die waren plötzlich verschwunden. Das Hundegebell war verstummt. Eine Katze auf der Jagd glitt lautlos über den Hof. Jetzt hörte er den Zug, wie einen Ruf. In diesem Augenblick erinnerte er sich an das Heulen des Zuges, der ferne Ruf, der ihm gegolten hatte. So hatte er es als Kind empfunden.
    Johnny sah, wie sich die Tür öffnete und ein Mann aus dem Schatten trat. Sein Hemd war bis weit hinunter auf die Brust geöffnet. Er stieg in ein Paar Stiefel, die auf der offenen Veranda standen, während er Johnny im Auge behielt. Das war ein Blick, den Johnny zu kennen meinte. Noch war er zu weit entfernt. Er machte drei Schritte vorwärts. Er erkannte das Gesicht.
    »Was willst du?«, fragte das Gesicht.
    Johnny antwortete nicht. Er ging näher.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte der Mann, der ein paar Schritte die Treppe hinuntergekommen war. Sein Blick huschte nach links zum Hundezwinger, in dem die Hunde wieder angefangen hatten zu bellen. Plötzlich drehte er sich um, als wollte er losstürzen und seinen Elchstutzen holen.
    »Ich geh gleich wieder«, beschwichtigte Johnny den Mann.
    »Was sagst du?« Der Mann drehte sich wieder zu ihm um.
    »Du bist Göte, nicht?«
    »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Ich bin John. John Bergman.«
    »Bergman? Du?«
    »Erinnerst du dich an mich?«
    »Der Ausbüxer«, sagte Göte.
    Johnny antwortete nicht. Die Hunde waren wieder verstummt. Göte kam die Treppe herunter. Die Tür hinter ihm stand offen, und Johnny hörte von drinnen Stimmen, vielleicht Nachrichten im Radio, aber er verstand keine einzelnen Wörter.
    »Das ist ja … du, John?«
    »Dich gibt’s also noch«, sagte Johnny.
    »Ich war der Einzige, der den Hof übernehmen konnte.«
    »Wo sind deine Eltern?«
    »Auf dem Friedhof.« Göte zeigte zu der Anhöhe, als würde sie die Gräber enthalten.
    »Deine Schwester?«
    »In der Stadt. Sie ist bei der ersten Gelegenheit abgehauen.«
    »Aber du bist geblieben.«
    »Wie du siehst.«
    Johnny drehte sich um. Die Katze lag ein paar Meter entfernt und betrachtete ihn.
    »Ich muss wieder los.«
    »Aber warum bist du hergekommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Stimmt was nicht mit dir? Was ist los, John?«
    »Hast du ein Glas Wasser?«
    »Komm rein, dann kriegst du Wasser.«
    »Habt ihr keinen Brunnen?« Johnny sah sich um. »Hier hat es einen Brunnen gegeben.«
    Göte hob die Hand und zeigte auf etwas hinter Johnny. Er drehte sich um und sah den Brunnen vor dem Scheunengiebel.
    Er ging hin und pumpte Luft ohne Widerstand, dann fühlte er, dass die Pumpe zu arbeiten begann. Das Wasser floss in einem dünnen Rinnsal. Er beugte sich vor und trank. Es schmeckte nach kaltem Rost.
    »Die wird schon lange nicht mehr benutzt«, sagte Göte hinter ihm.
    Johnny wischte sich den Mund ab. Ihm war schwindlig geworden, als er den Kopf hob, nur eine Sekunde lang. Er hielt sich am Brunnen fest. Dann hörte er wieder Götes Stimme.
    »Es ist auch schon lange her, seit du hier warst.«
    »J… ja.«
    »Ich hab dich vermisst, nachdem sie dich abgeholt haben.«
    »Sie haben mich … abgeholt?«
    »Die Alte von der Kommune.«
    »Deine Eltern … wollten mich doch nicht mehr.«
    »Wolltest du denn hier sein?«
    Göte stand ihm auf der anderen Seite des Brunnens gegenüber. Die Pumpe war vor langer Zeit grün gestrichen gewesen, aber jetzt war die Farbe abgeblättert. Johnny erinnerte sich an die grüne Farbe.
    »Du hast mehrere Male versucht abzuhauen, John.«
    »Ja.«
    »Das ging ja nicht«, sagte Göte.
    »Was?«
    »Da konnten

Weitere Kostenlose Bücher