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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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erst in der Zeit auf, als ich nicht mehr hier war. Ich konnte nie tiefe Wurzeln schlagen, und wenn man keine tiefen Wurzeln schlägt, bekommt man nie einen Halt. Man kann jederzeit wieder herausgezogen werden. Es ist verdammt leicht, einen wieder rauszuziehen. Man zieht sich selbst raus.
    Er stieg aus dem Auto. Das Haus linker Hand war weiß verputzt und das rechts mit gelben Eternitplatten verkleidet. Es waren kleine Häuser, drei oder vier Zimmer.
    Er stand vor dem weißen Haus. Er erinnerte sich an etwas Weißes. Es konnte alles Mögliche sein. Eine kleine Pforte aus Gusseisen schwang langsam im Wind mit einem Ton wie von einem Tier. Die Pforte war niedrig, wie für ein Kind. Er berührte sie.
    Eine Frau öffnete die Haustür. Sie musste ihn durchs Fenster gesehen haben. Die Frau war alt, vielleicht achtzig, vielleicht noch älter. Sie hatte die Haare mit einer breiten Spange hochgesteckt. Das Haar hatte die gleiche Farbe wie die Pforte, die gegen Johnnys Schenkel schlug. Die Frau hatte offensichtlich keine Angst. Sie kam auf die Treppe hinaus und ließ die Tür hinter sich offen. Sie schien weit sehen zu können, nicht nur die fünf Meter bis zu ihm, sondern noch weiter. Der Garten war klein, ein Viereck um das Viereck des Hauses.
    »Bitte?«, sagte sie. »Wen suchen Sie?«
    Er machte einen Schritt auf den Gartenweg. Die Steinplatten waren von Gras und Unkraut überwuchert.
    »Wen suchen Sie?«, wiederholte die Frau. Sie wirkte immer noch nicht ängstlich.
    »Ich bin bloß mal … vorbeigekommen«, sagte Johnny.
    Sie stand auf der Treppe und sah auf ihn herunter, nein, nicht herunter, dort unten, wo er stand, war er fast in Augenhöhe mit ihr.
    »Ich glaube, ich hab hier gewohnt, als ich klein war«, fuhr er fort.
    Sie antwortete nicht. Vielleicht nickte sie.
    »Aber ich weiß nicht, ob es das richtige Haus ist«, sagte er. »Ob es dieses ist oder vielleicht das da drüben.« Er nickte zum Eternithaus. »Ich glaub, eins von diesen beiden war es.«
    »Wie war der Name?«, fragte sie.
    »Mein Name? John … Johnny Bergman.«
    »Bergman?« Sie schien wieder an ihm vorbeizuschauen, über die Schotterstraße hinweg. »Heißen Sie Bergman?«
    »Ja.« Er machte noch einen Schritt weiter auf das Grundstück. Hier war etwas, das ihm bekannt vorkam, vielleicht ein Duft.
    »Dann haben Sie nicht hier gewohnt«, erklärte sie.
    »Wie bitte?«
    »Es ist lange her«, sagte sie. »Wir wohnen schon lange hier, aber so lange nun auch wieder nicht.«
    »Vielleicht war es nicht dies Haus.«
    »Mein Mann ist letztes Jahr gestorben«, sagte sie. »Er stammte von hier. Er hätte es vielleicht gewusst.«
    »Ja.«
    »Die Leute, denen wir das Haus abgekauft haben, hatten keine Kinder«, sagte sie. »Vielleicht weiß Bergstrand es.«
    Sie zeigte auf das Eternithaus. »Die haben schon hier gewohnt, als wir einzogen.«
    »Danke«, sagte er, drehte sich um, ging durch die Pforte und schloss sie hinter sich. Die alte Frau blieb auf der Treppe stehen.
    »Bergstrand«, wiederholte sie und zeigte wieder auf das Nachbarhaus.
    Er ging die wenigen Schritte zum nächsten Grundstück. Dort gab es keine Pforte. Ein Briefkasten hing schief an einem Holzpfahl, der längst hätte ausgetauscht werden müssen.
    Auf halbem Weg zur Tür, die einen neuen Anstrich brauchte, blieb er stehen. Was können mir diese Menschen erzählen? Was kann ich von ihnen erfahren? Was will ich wissen? Was … sollte ich wissen?
    Er drückte auf die Türklingel, aber es war kein Ton zu hören. Er drückte noch einmal, doch es blieb still. Dann klopfte er an die Tür. Als er sich zum Gehen wandte, hörte er von drinnen ein Geräusch. Die Tür wurde geöffnet, nur einige wenige Zentimeter. Er sah eine Bewegung, ein Gesicht.
    »Ja …?«
    »Entschuldigung«, sagte Johnny, »ich wollte Sie nur … etwas fragen.«
    »Ja?« Es konnte eine Männerstimme, aber auch eine Frauenstimme sein. »Was wollen Sie?«
    »Ich heiße Bergman, und ich möchte wissen, ob ich … hier gewohnt habe, als ich klein war.«
    »Wie bitte?«
    Er wiederholte es.
    »Hier wohnt kein Bergman«, sagte die Stimme, die immer noch kein erkennbares Gesicht hatte.
    »Nicht jetzt. Es ist mehr als … dreißig Jahre her.«
    »Bergman?«
    »Ja.«
    »Die sind schon vor langer Zeit weggezogen.«
     
    Das Fenster ließ nicht viel Tageslicht ins Zimmer. Es war mit schweren Übergardinen verhangen. Johnny hatte Lust sie aufzuziehen.
    Der alte Mann stand am Fenster. Er drehte sich um und kehrte in den Raum zurück, wo Johnny

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