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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wir dich doch nicht behalten. Das ging nicht.«
    Johnny antwortete nicht. Aus der Pumpe tropfte es. Die Brunnenplatte war schwarz von Wasser.
    »Wie ist es dir ergangen?«
    »Gut«, antwortete Johnny.
    »Das freut mich.«
    »Und dir?«
    »Tja … ich komm zurecht. Ich bin allein.«
    »Ach?«
    »Es gibt keine Frauen, die hierher ziehen wollen.« Göte betrachtete den nassen Stein. Das Wasser begann schon zu verdunsten. Er schaute auf. »Und was ist aus deinem Bruder geworden?«
    »Wie meinst du das?«
    »Dein Bruder. Den hatten sie doch woanders untergebracht. Zu ihm wolltest du wohl, als du abgehauen bist, nicht?«
    »Ja.«
    »Was ist aus ihm geworden? Wo ist er?«
    »In der Hauptstadt«, antwortete Johnny.
    »Ach, und was macht er da?«
    »Arbeitet im Büro.«
    »Im Büro? Donnerwetter. Der hat’s geschafft.«
    Johnny nickte.
    »Aber du arbeitest nicht im Büro, oder?« Göte machte eine Kopfbewegung zum Duett hin. »Das ist nicht gerade ein Büroschlitten.« Er lächelte. »Der hat schon einiges auf dem Buckel.«
    »Es ist mein bester Freund«, sagte Johnny.
    Göte musterte den Duett eingehender. Die Katze verschwand darunter und tauchte auf der anderen Seite wieder auf.
    »Es tut mir Leid … dass sie dich abgeholt haben. Ich hab das nicht so gemeint. Erinnerst du dich daran?«
    »Nein.«
    »Aber so war es.«
    »Ich erinnere mich, dass du mich umbringen wolltest«, sagte Johnny.
    »Ach, das. Es war doch nur ein Spaß.«
    »Was meinst du?«
    »Damals im Heu. Das meinst du doch auch?«
    »Unter anderem.«
    »Es war nur ein Spaß«, wiederholte Göte.
    »Habt ihr nach mir noch mehr Pflegekinder gehabt?«
    »Ja …«
    »Und haben sie es überlebt?«
    »Ha, ha.«
    »Ich muss los.« Johnny bewegte die Beine.
    »Jetzt weißt du, wie es hier aussieht«, sagte Göte.
    »Komm doch mal wieder vorbei.«
    Plötzlich hörte Johnny das Geräusch von Pferdehufen hinter der Scheune.
    »Hast du immer noch Pferde?«, fragte er.
    »Nein, schon lange nicht mehr.«
    »Ich dachte, ich hätte was gehört.«
    »Hier gibt’s keine Pferde«, sagte Göte.
    Warum hatte er sich ausgerechnet für diesen Hof entschieden? Er verschwand im Rückspiegel, Göte verschwand. Es hatte andere Höfe gegeben und andere Häuser. Vielleicht war sowieso alles egal.
    Seved war einmal auf dem Weg dorthin gewesen. Er hatte die Anhöhe gesehen, hatte er gesagt. Sie hatte den Hof verdeckt und er war statt nach Süden nach Osten gegangen. Die Sonne hatte ihn falsch geleitet.
    Johnny wusste nicht, ob das stimmte. Vielleicht spielte es auch keine Rolle, was man sagte, was man tat. Doch. Hier sitze ich ja jetzt, hier auf dieser Reise. Ich tue etwas, was wichtig für mich ist.

14
    Der August schritt voran, Autofahrten kreuz und quer über schlechte Straßen. Die Wälder, durch die er fuhr, wurden in der Dämmerung tiefer und dunkler, standen wie Wände hinter den Straßengräben. Die schmalen Wege, die in die Wälder führten, waren kaum noch zu erkennen.
    Die Nadel der AMI, die bei Hennings stand, war abgenutzt. Es war über Nacht passiert und beeinträchtigte den Klang, aber doch nicht so sehr, dass Sven drei Tage, bevor Johnny kam, die Stromzufuhr hätte abschalten müssen.
    »Warum zum Teufel hast du das gemacht?«
    »Du wolltest doch sowieso kommen.«
    »Es ist doch egal«, sagte Johnny, »ob die Box an ist oder aus.«
    Sven sagte nichts. Er mochte Johnny nicht in die Augen sehen. Vielleicht tat es ihm Leid. Das war schwer zu erraten, er war nicht der Typ, der um Entschuldigung bat.
    »Ich hab die Kasse gesehen«, sagte Johnny. »Entweder hast du dir die Hälfte unter den Nagel gerissen, oder du hast deinen Laden einen halben Monat geschlossen gehabt.«
    »Natürlich. Ich hab mir das Geld unter den Nagel gerissen«, sagte Sven. »Ich hab mir einen Nachschlüssel anfertigen lassen.« Er breitete einen Arm aus. »Ich hab Geld gebraucht.«
    »Ich bin drauf angewiesen«, sagte Johnny. »Ich hab keine Kuchen zu verkaufen. Das hier ist mein Job.«
    »Gib mir nicht die Schuld, Johnny.« Sven sah sich um, als würde sich der Schuldige irgendwo im Café verstecken.
    »Ich kann nichts dafür, dass die Leute nicht mehr so häufig die Musikbox spielen.«
    Johnny wischte sich über Stirn und Augen, rieb seine Augenlider. Dahinter wurde es schwarz und rot. Als er die Hand wegnahm, war alles in seinem Blickfeld gestreift.
    »Ich möchte nur, dass du die AMI nicht abstellst, bis ich komme«, sagte er. »Das ist das Einzige, was ich will.«
    »Ja, ja.« Sven hielt die

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