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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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wartete ich ab bis hinterher. Ein Schlag. Mehr Flüssigkeit. Erleichterung. Wenn dieses Mädchen auch nur die geringste Ahnung hatte, dass ich in der Nachbarkabine stand und ihr zuhörte, war ich erledigt. Ein Sturz aus großer Höhe. Explosion mit fliegenden Fahnen.
    Alles, was nötig war, damit sie kreischend über die Flure rannte, war ein Blick nach drüben oder der Beginn eines Gesprächs. Wer weiß, wessen sie mich beschuldigt hätte? Dass ich sie berührt hatte? Dass ich mir einen wichste? Es war eine verzwickte Situation. Ich würde höchst unrühmlich vom Schulgelände heruntergeführt werden. Decke über dem Kopf. Ich hielt den Atem an, falls sie spürte, dass jemand neben ihr war. Falls sie spürte, dass der Atem männlich war. Das Pschschsch -Geräusch hörte auf. Der Schlüpfer wurde hochgezogen und die Tür geöffnet. Ich atmete durch die Nase aus.
    Erleichterung. Sie wusch sich nicht die Hände und summte im Gehen Wonderwall. Ich bewegte meine Füße und tanzte herum. Einen geblasen kriegen? … Cora macht’s dir!!!, bedeckte den größten Teil der Tür. Die arme Cora. Trotzdem konnte ich einfach kein Mitleid für sie aufbringen. Sobald meine Hände aufhörten zu zittern, schob ich den Riegel zurück und verdrückte mich schnell. In der Hoffnung, dass niemand mich sehen würde.
    Wo zum Teufel war dieses Mädchen, und was hatte sie mir zu erzählen? Ganz bestimmt hatte sie keine Frauenprobleme. Ich stand vor den Toiletten der älteren Mädchen und wog die Möglichkeiten gegeneinander ab, sie zu finden. Der Aufenthaltsraum kam für uns nicht in Frage. Das ganze Gekeife, Gehetze und Gezanke war nichts für Rosie und mich. Man brauchte nichts weiter zu tun, als sich aus dem Gespräch einer Gruppe zurückzuziehen, und noch ehe man sich verabschiedet hatte, brannten einem die Ohren. Jeder hatte dabeizubleiben. Vor allem aber waren die Gespräche für gewöhnlich kindischer Müll: Wer trieb es mit wem? Wer trieb es nicht mit wem? Wer würde es gern mit wem treiben? Wer ist auf Facebook? Das ist alles fürchterlich ermüdend und öde. Am meisten provozierte mich, dass sich der Lärmpegel im Aufenthaltsraum hörbar senkte, sobald ich dort eintrat. Es machte mich paraonid. Rosie und ich hatten einen Pakt geschlossen, uns dort nicht blicken zu lassen. Sie würde sich an diesen Pakt halten. Sie war diese Art von Mädchen. War sie vielleicht zurück in die Klasse gegangen?
    Auf keinen Fall konnte ich zurück in die Klasse. Den Ärger mochte ich mir nicht antun. Also die Raucherecke.
    Die Raucherecke war eine verdreckte kleine Enklave neben den Räumen der Naturwissenschaften, am hinteren Ende der Schule. Tatsächlich besaß dieser Ort zwei Namen. Einer war die Raucherecke, aus offensichtlichen Gründen. Manchmal drängten sich dort bis zu fünfzig Leute, die einträchtig vor sich hinpafften, einschließlich einiger Lehrer. Es wurde aber auch der Spucknapf genannt, denn es war ungeschriebenes Gesetz, dass jeder Knirps aus der fünften oder sechsten Klasse, der wagte, diesen kleinen Flecken heiligen Boden zu betreten, mit einer Ladung Spucke empfangen wurde. Es erübrigt sich zu sagen, dass die überwältigende Mehrheit von ihnen sich fernhielt. Die Einzigen, die das Glück hatten, Einlass zu erhalten und sich an den Zigaretten der Älteren gütlich zu tun, waren entweder Verwandte von NEDs oder selbst NED-Anwärter.
    Man musste kein Experte sein, um zu wissen, dass die Raucherecke für die, die nicht daran teilnahmen, kein geeigneter Ort war. Für mich ganz bestimmt nicht. Rosie ging gelegentlich, um Cora Gesellschaft zu leisten. Ich bin jedoch ziemlich sicher, dass sie auch hin und wieder einen Zug – oder auch mehrere – nahm, auch wenn sie mir anderes erzählt hatte.
    Ich beschloss, meinen Kopf nach draußen zu stecken, nur um sicherzugehen. Von dem kleinen, rechtwinkligen Fenster in der Tür aus konnte ich die Hälfte der Raucherecke überblicken. Der Boden war übersät mit Hunderten von Zigarettenkippen, und die stammten alle von diesem Vormittag. Die Hausmeister machten für gewöhnlich jeden Tag sauber. Vergebene Liebesmüh. Ich konnte niemanden sehen. Ich zog die Tür auf. Trat nach draußen.
    Godot!
    »Na guckt mal, wen die verdammte Katze uns da angeschleppt hat!« McEvoy stand dort mit einem seiner Legionäre. Einem dürren, kleinen Wurm von einem Typen, das Haar mit Gel angepappt und in die Stirn gezogen. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen. Er musste von draußen kommen. Ein Eindringling. Ich

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