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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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mir wohl im Schauspiel-Kurs ein Hemd borgen könnte? Werden Mum und Dad überhaupt etwas merken? Wird die Schule sie informieren, dass sie mir eine neue Uniform kaufen müssen?
    Ich gehe in die Knie. Sehe Feuerfratze. Seine Augen sind geschlossen. Friedlich. Schläft er oder …? Meine Tat. Seine Tat. McEvoy braucht Regen. Müde Hiebe. Nur noch schwach. Drei Schläge.
    Bang!
    Bang!
    Bang!
    Nichts. Ein Schlag. Schwindel. Sterne. Summen. Wahnsinn. Nichts mehr möglich als ein Schwinger mit der Versicherung. Ein Schwinger. Oder war es ein Angriff? Ein schneller Stoß? Ein kleiner Schubs?
    Dann eine Pause.
    Eine lange Pause.
    Eine unheimliche Pause.
    McEvoy fällt neben mir nieder.
    Über mir, genauer gesagt. Ich schiebe ihn wie eine Lumpenpuppe beiseite. Keine Katze mehr. Eine Lumpenpuppe. Bagpuss. Reglos und erbärmlich. Hässlich. Bedeckt mit meinem Blut. Durchtränkt.
    Mit meinem Blut?
    Wessen Blut?
    Ich bin hellwach. Die Farbe der Gefahr. Stich in die Seite. Muss genäht werden.
    Mein Blut?
    McEvoy liegt still.
    Still.
    Ein Wasserfall aus seinem Hals. Soll ich ihn aufhalten? Druck ausüben? Nichts tun? Die Säfte aus ihm herausströmen lassen? Soll er es sich ablecken. Atem. Nicht meiner. Nicht der von Feuerfratze. Nicht der von McEvoy. Die verlangten Regen.
    Tränen. Nicht unsere.
    Schließlich drehe ich mich um.
    Hinter mir.
    Mein Nacken schmerzt.
    Ich drehe mich um und sehe sie.
    Endlich!
    Endlich habe ich sie gefunden.
    Und da ist sie.
    Sie ist da.
    Bei mir.
    Sie hat nach mir gesucht.
    Mein Schutzengel.
    Etwas aus dem Kunstbedarf in der Hand. Eine wahre Künstlerin. Van Gogh mit Brüsten.
    Sie steht da.
    Starrt.
    Frau aus Eis.
    Ich erinnere mich an unseren Ausflug in den Kunstladen.
    Die Versicherung halte ich fest in der Hand. Gerade erst habe ich sie in McEvoys Drosselvene gerammt.
    Jetzt in der richtigen Hand.
    Starren.
    Sie starrt den Wahnsinn an. Die Versicherung.
    Sie erkennt es.
    Es gehört ihrer Mutter.
    Ihnen beiden. Für Tomaten, Gurken, Hühner, Paprikaschoten, Pilze, Bananen und jetzt auch Drosselvenen. Wie zum Teufel hat er mein Messer in seine mörderischen Hände bekommen? Das denkt sie gerade … vielleicht. Es jagt ihr durch den Kopf. Heute Morgen. Er war eine Ewigkeit lang in der Küche, während ich oben The Stone Roses gehört habe. Da muss er es geklaut haben. Er muss.
    »Er hätte mich umgebracht«, sagte ich. Ich zitterte. Hatte ein bisschen Angst. Das ist untertrieben.
    »Clem, das Messer«, sagte Rosie.
    »Ich habe es heute Morgen genommen. Tut mir leid. Ich hatte Angst. Du kannst es wiederhaben. Ich brauche es nicht mehr.« Meine Augen ruhten auf McEvoys leblosem Körper.
    »Oh, Clem, verdammt noch mal, was hast du getan?«
    »Ich habe nach dir gesucht. Ich konnte dich nicht finden.« Mein Blick noch immer auf McEvoy. Das Blut noch immer suppend.
    »Das ist Wahnsinn«, sagte sie.
    Ich wandte meinen Blick von McEvoy ab. »Wo bist du denn hingegangen?«, fragte ich. »Ich habe dich gesucht.«
    »Ich hatte Frauenprobleme.«
    »Ich konnte dich nicht finden, Rosie.«
    »Clem, du musst dieses Messer loswerden«, hat sie, glaube ich, gesagt. Ich war in einen Zustand der Trance versunken.
    »Warum hast du mich in diesem Kurs alleingelassen?«
    »Das habe ich dir doch gesagt, Clem.«
    »Was? Sag es mir, ich verstehe es nicht.«
    »Ich hatte Frauenprobleme.«

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