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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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noch an ihrem Platz.
    Von hinten griff Feuerfratze nach meinen Armen. Voller Kraft wehrte ich ihn ab. Oder war es nur meine schnelle Reaktion? Ninja Boy! Ich war zu fix für ihn. Das ganze Rugbytraining machte sich bezahlt. Ich fuhr herum und hieb ihm meine Faust knallhart auf die Nase. Im ersten Augenblick war ich nicht sicher, ob das laute Krachen entstand, weil seine Nase oder sein Kiefer brach. Sein Wangenknochen? Er ging zu Boden. Während er fiel, hob sich mein Knie und traf seinen Kopf. Wieder krachte es.
    Sehr schnell.
    Sehr scharf.
    Sehr schmerzhaft.
    Hab kein Mitleid.
    Er wand sich wimmernd am Boden.
    Jede Menge Blut.
    Jede Menge Schmerz.
    Fi Fei Fo Fam, ich rieche das Blut eines Schotten – mit gebrochener Nase und womöglich gebrochenem Kiefer. Oder einer Fraktur des Wangenknochens.
    Wimmernd. Ich sehe ihn mir an, sehe auf ihn hinunter, spüre in mir, wie diese enorme Welle des Zornes höher steigt, Zorn auf diesen Typen, der noch vor Sekunden nach meinem Blut gelechzt hat, der McEvoy drängte, auf mich einzustechen. Ihn anfeuerte. Stich die Fotze ab, warum tust du’s nicht? In mir brodelte es. Kochte über. Der kleine Dreckskerl würde meine Tritte spüren. Wieder und wieder und wieder. Kopf, Magen, Rippen, ganz sicher bin ich mir nicht. All das und mehr. Und mehr. Ich lasse meine Füße entscheiden. Eins zwei drei. Tritt. Stiefel. McEvoy sieht zu. Die Versicherung kommt zum Vorschein. Klammheimlich. Nur im allergrößten Notfall, ermahne ich mich selbst.
    AUTSCH!
    Eins zwei drei.
    Tritt.
    Stiefel.
    Autsch!
    Autsch!
    Autsch!
    Kein Wimmern mehr. McEvoy wie erstarrt. Glotzt. Hat Magnete an den Schuhen. Hängt fest. Zumindest glaube ich das. Aber man sollte nie einem Idioten trauen.
    McEvoy ist über mir.
    Ist gesprungen.
    Eine zornige Raubkatze.
    Er ist schwerer, als ich vermutet habe. Ein Schmerz in meinem Rücken. Verrenkt. Mehr als das. Viel mehr als verrenkt. Ich kann nicht atmen. Kämpfe, um Luft in meine Lungen zu bekommen. Um sie zu füllen. Um diesen katzenhaften Affen von meinem Rücken herunterzubekommen. Die Knie geben nach. Schweiß. Mir wird heißer. Mir wird kälter. Hiebe. Fäuste. Schläge. Heißer. Kälter. Es prasselt auf meinen Hinterkopf nieder, auf meine Wange, auf mein Auge. Schon wieder ein verdammtes Veilchen. Auf demselben Auge. Auf dem anderen Auge. Dem heilen. Zwei verdammte blaue Augen. Ich bin jetzt ein Boxer. Ein Preisringer. Blut läuft mir aus der Nase. Die Augen tränen. Ich bekomme ihn nicht weg. Ich schwinge, werfe mich herum, probiere jede Bewegung in meinem Repertoire.
    Er ist der Katzenmann. Seine Krallen bohren sich in meine Haut. Benutz deine Versicherung. Ich spüre
    das
    Tropfen
    Tropfen
    Tropfen
    von
    Blut
    Blut
    Blut.
    Die Nase platzt. Der Hals ist steif. Verdammt, er bricht mir den Hals. Vielleicht hat er das Ding gesehen, das sie in Filmen durchziehen. Eine scharfe Drehung. Werfen. Schnappen. Gebrochen. Tot. So leicht ist das. Er lässt nicht los. Zeit für den Wahnsinn. Er sagt irgendwelches Zeug zu mir. Zeug, das ich nicht verstehe. Zwei kämpfende Katzen. Eine Katze, die gewinnt. Eine Katze, die nicht aufgibt. Wo ist seine Waffe? Wo ist mein Schnitt? Wo ist das Loch? Der Schlitz? Das Blut? Die Kälte?
    Die Ambulanz. Das Blaulicht. Die Ärzte. Die Eltern. Die Prognose. Die Tränen. Das Leid. Die Beerdigung. Die Erinnerung. Die Qual. Die Depression. Die Schuld. Der reuige Sünder. Wo sind alle anderen? Spucke trifft mein Ohr. Seine Spucke. Infizierte Spucke. Über meinen Kopf hinweg versuche ich, ihn zu boxen. Es ist sinnlos. Ich treffe ihn am Oberkopf. Hartes Gel. Keine Kraft. Sinnlos. Das war’s. Der Verstand gibt auf. Der Körper ist schwach. Die Knie geben nach. Das war’s. So wird es sein. So ist mein Leben für mich vorbestimmt. Verdammt noch mal, nimm es hin und hör auf zu jammern, Clem. Ein weißes Licht. Zeitlupe. Frieden. Ein stiller Ort.
    Ich bin hier zu Hause. In der guten, alten Zeit.
    Bang!
    Bang!
    Bang!
    Noch immer prasseln sie nieder. Wie harter Regen. Gedanken an Bob Dylan. Ich lasse es regnen. Der Junge, der es regnen ließ. Der Kopf ist heiß. Blut. Ich kann es riechen. Das war’s. Es ist so, wie The Doors es gesungen haben. Rucken. Ich versuche es jetzt mit einem Ruck. Kleider zerreißen. Das Hemd gibt die Brustwarze frei. Jugendliche Brustbehaarung. Bekleidung der Höhlenmenschen.
    Verrückte Gedanken gehen mir durch den Kopf. Wie soll ich in diesem Zustand nach Hause kommen? Es ist Zeit für die Versicherung, jetzt oder nie. Ob ich

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