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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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noch während er das sagte, fragte er sich, ob er nicht vielleicht in Wahrheit Ja meinte.
    „Ich hab ’n paar hübsche neue Fische“, sagte Dostojewski. „Herrlich golden und glänzend.“ Er beugte sich zu Stan. „Nitascha würd sich freun, dich zu sehn. Sie hat zwar nix gesagt, aber ich kann’s in ihren Augen lesen. Man könnte meinen, Sie hätt ’nen Narren an dir gefressen, Jung.“

    Stan sagte nichts. Vor ihm stand ein Landrover mit einem Wohnwagenanhänger. Hinter dessen Fenster stapelten sich kleine Plastikenten. Nitascha guckte durch das Fenster des Landrovers. Stan sah sich plötzlich hinter ihr sitzen und mit ihr wegfahren, weg von den Maschinen und den Fischkonserven. Frei sein und durch die Welt reisen.
    „Weißte, was ich glaub?“, sagte Dostojewski. „Ich glaub, du bist ’n Jung, der zu lange eingesperrt war. Ich glaub, du bist ’n Jung, der bereit is für’n Abenteuer. Hab ich Recht oder nich?“
    Stan zuckte mit den Schultern.
    „Es gibt jede Menge Arbeit“, sagte Dostojewski. „Die vielen Fische, um die sich wer kümmern muss. Und die vielen Enten, die wer sauber machen muss. Hängt ganz von dir ab, aber meiner Meinung nach bist du dafür gebor’n, mit ’nem Entenangel-Mann durch die Welt zu fahren.“

    Stan seufzte. Vielleicht hatte Dostojewski Recht. Er war jedenfalls nicht dafür geboren, in einer Fischfabrik in der Fischzuchtgasse zu leben. Was für ein Leben war das denn? Und was für ein Leben war das mit einem Kerl wie Ernie, der so etwas Schreckliches tun konnte? Er holte tief Luft.
    „Ich bezahl dich natürlich“, sagte Dostojewski. „Hab ich dir doch schon gesagt.“
    Stan holte noch einmal tief Luft. Sei tapfer , sagte er zu sich.
    „Okay“, sagte er dann laut. „Ich komme mit.“
    „Guter Jung!“, sagte Dostojewski. Er öffnete die Wagentür. „Guck mal, wer mit uns kommt, Nitascha!“
    Nitascha schaute Stan an. Sie blickte zu ihm hin wie beim ersten Mal durch das Guckloch. Auf dem Rücksitz stand ein Becken mit lauter herrlichen Goldfischen drin.
    Stan stieg ein.
    „So ist’s recht“, sagte Dostojewski. „Hab ein Auge auf die Fische, mein Jung. Wir woll’n ja nich, dass das Becken umkippt, stimmt’s?“
    Er kletterte auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und fuhr langsam über das holprige Feld. Dann gab er Gas und fuhr hügelaufwärts, weg vom Fluss. Stan schaute aus dem Fenster. Er schaute hinab in seine Straße. Er sah seine Tante und seinen Onkel vor dem Haus stehen. Sie waren umringt von einem Berg von Kabeln und Rohren und Schläuchen. Ein kräftiger Kerl in Schwarz stand mit verschränkten Armen vor der Haustür und versperrte ihnen den Weg hinein.
    „Setz deinen eigenen Fisch dazu, wenn du willst“, sagte Dostojewski und wies mit dem Kinn zum Becken.
    Stan tauchte die Hand in den Eimer. Er holte den kleinen Fisch heraus und ließ ihn dann vorsichtig ins Becken gleiten.
    Oh, meine Gefährten! , hörte er in seinem Herzen.
    Nitascha zog die Nase hoch und streckte Stan die Zunge heraus.
    „Willkommen in unserer kleinen Familie, Stan“, sagte Dostojewski. Dann trat er das Gaspedal durch und sauste hinaus aus der Stadt, weg von allem, was Stan kannte.



Dreizehn
    Nun dauert es nicht mehr lange und Pancho Pirelli wird die Bühne betreten. Er wird in unserer Geschichte erscheinen. Pancho Pirelli? Wer ist das? Die Frage ist berechtigt. Der Bursche ist eine fischige Legende, ein ichtyologisches Genie. Er ist dermaßen erstaunlich, dass einige Leute sich fragen, ob er überhaupt ein Mensch ist. Wie schafft er das bloß? Wie kann er immer und immer und immer und immer wieder dem Tod ein Schnippchen schlagen? Er muss Kiemen und Schuppen haben. Und wahrscheinlich denkt er Fischgedanken und durch seine Adern fließt Fischblut. Er ist ein Mann der Fische, ein sagenhafter Held, und wenn er erscheint, dann wird er Stans Welt auf den Kopf stellen und das Innerste nach außen kehren. In diesem Augenblick, genau an dieser Stelle unserer Geschichte, weiß Pancho noch gar nicht, dass es einen Jungen namens Stanley Potts überhaupt gibt. Und Stan hat auch keine Ahnung von Pancho. Aber ihre Schicksale sind vorherbestimmt. Sie bewegen sich aufeinander zu. Ob sie es wollen oder nicht, ihre Wege werden sich kreuzen. Dagegen kann niemand etwas tun. Und es wird nicht mehr lange dauern.
    In der Zwischenzeit schaukelt Stan mit Dostojewski und Nitascha in dem Landrover über das Land. Der Wohnwagen hinter ihnen rattert und ruckelt. Sie folgen der Straße, die am Meer

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