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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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von Clarence P. Klapp. Der DOOF -Lieferwagen stand halb versteckt in einer Seitengasse am Ende der Straße. Clarence P. drückte eins seiner Vogeläuglein gegen das Teleskop. Er richtete die Linse auf Stan und dann auf die offene Haustür in der Fischzuchtgasse Nr. 69.
    „Blamabös!“, murmelte er. „Absolut skandabel.“ Er lehnte sich zurück. „Es ist genau so, wie ich gemutmoost habe, Jungs.“
    Diesmal war Clarence P. nämlich nicht alleine. Er hatte ein DOOF -Einsatzkommando mitgebracht: Vier kräftige Kerle in Schwarz, mit kahl rasierten Schädeln und Stiernacken und Händen wie Koteletts drängelten sich im Lieferwagen. Sie hießen Doug, Alf, Fred und Ted.
    „Schaut gut hin“, sagte Clarence und die DOOF -Jungs drängelten sich um das Teleskop. „Was halst ihr davon?“
    Doug meinte, es sei blamabös.
    Alf sagte, es sei skandabel.
    Fred hielt es für eine himmelrufende Schande.
    Ted schüttelte den Kopf. Er holte tief Luft. „Chef“, sagte er. „Ich seh jetzt, dass Se Recht gehabt ham. Es is gut, dass Se uns gerufen ham. Die Welt heutzutage geht vor die Hunde, jawoll. Und es is mir eine Ehre, den Leutchen da eine Lektion zu lernen und se auf die Straße zu setzen und ihnen die Fresse zu polieren. Jawoll.“
    „Gut gesagt, Ted“, sagte Clarence P. „Die Leiter vom Direktoramt wäre sturz auf dich. Und jetzt, Jungs, wurmt euch auf.“
    Und die Jungs fingen an, Kniebeugen zu machen und Liegestützen und solche Sachen, und der Lieferwagen schaukelte und ruckelte und quietschte. Stan, der das ungewöhnliche Verhalten des Wagens bemerkte, blieb verblüfft stehen. Clarence P. richtete das Teleskop auf sein Gesicht.
    „Schnell, Jungs“, sagte er. „Das ist einer von ihnen. Schaut dem Bösen ins Gesicht!“
    Die Kerle guckten. Sie grunzten und ächzten vor Abscheu.
    Fred würgte. „Das is das Schrecklichste, was ich je gesehen hab, Chef“, sagte er.
    „Gut gesagt, Fred“, sagte Ted.
    „Ich knöpf ihn mir vor“, sagte Alf. „Darf ich ihm die Zähne ausschlagen, Chef?“
    „Nein, Alf“, sagte Clarence P. „Der ist noch mundjährig. Wir haben einen größeren Fisch am Häkel. Lass ihn in Reue.“
    Und Stan blickte hinunter zu seinem Eimer und ging weiter.
    Clarence P. öffnete seine Aktenmappe. Er zog ein Dokument heraus, auf dem stand:
    DOOF-Reumütigungsbefehl
    Er rieb sich die Hände. „Also, Jungs“, sagte er. „Kopf hoch, Brust raus, Rücken ungerade. Los geht’s.“
    Und die Jungs vom DOOF -Einsatzkommando drängelten sich aus dem Lieferwagen.
    Stan wanderte ins Morgenlicht. Er wanderte an der Kneipe Zum Schifferglück vorbei, an der Herberge der Heilsarmee und vorbei am Oxfam-Laden. Der Fluss glitzerte unter ihm und in der Ferne lag das strahlend blaue Meer. Als er sich der Gemeindewiese näherte, sah er, dass der Jahrmarkt gerade abgebaut wurde. Das große Riesenrad lag in Einzelteile zerlegt auf der Ladefläche eines langen Lastwagens. Die Karussellpferde waren auf einem Anhänger gestapelt. Von den Hotdog-Buden oder dem Zuckerwattenverkäufer war nichts mehr zu sehen, auch nicht von Wahrsager-Rosis altem Wohnwagen. Stan ging mittendurch. Männer schwangen mächtige Vorschlaghämmer, wickelten Taue und Leinwandplanen zusammen. Überall erklangen Rufe und Flüche und das Dröhnen von Motoren. „Pass doch auf, Kleiner!“, schrie einer. „Mach dich vom Acker, du Kröte!“
    Stan duckte sich, wich aus und ging weiter. Er hatte keine Ahnung, warum er hergekommen war und was er zu finden hoffte. Er hatte kein Ziel, fühlte sich immer noch wie betäubt. Der Boden unter seinen Füßen bebte.
    „Biste wieder da, Jung?“ Das war die Stimme von Mr Dostojewski, der mit einem Mal neben ihm ging.
    „Konntest wohl nich wegbleiben, was?“
    Stan sagte nichts. Dostojewski lief noch dichter neben ihm. Sein Arm stieß gegen Stans Schulter. Er deutete hinunter in den Eimer. „Wo is’n der Rest geblieben?“
    Stan konnte nicht antworten. In seine Augen traten Tränen. Eine Stimme in seinem Inneren sagte: Geh weg von hier. Geh nach Hause . Eine andere Stimme sagte: Geh weiter. Geh bis ans Ende der Welt.
    „Suchste Arbeit?“, fragte Dostojewski.
    „Fahren Sie ab?“, fragte Stan.
    „So isses. Die Bude is eingepackt, die Enten sin verstaut, der Wohnwagen is angehängt.“
    „Wo fahren Sie hin?“
    „Nach hier und da, nah und fern. Rund um die Welt und dann, wer weiß …“ Er hielt inne und lächelte. „Biste hier, weil du mitfahrn willst, kleiner Stan?“
    „Nein“, sagte Stan. Aber

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