Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
Wandschrank und Ernie und Annie schliefen unter einer riesigen Kopfabschneidemaschine.
Morgens um sechs Uhr klingelte der Wecker.
RING-DING-DING-DONG-DING-DING-RING-DONG!!!!
Und gleich darauf ging eine Sirene los:
LA-LÜÜÜÜ-LA-LÜÜÜÜ-LA-LÜÜÜÜ!!!
Als Nächstes fing ein Tonband an zu spielen:
AUFWACHEN!!! AUFWACHEN!!!
Und dann schrie Ernie:
„HOCH MIT EUCH! RAUS AUS DEN FEDERN! ES IST SECHS UHR! WIR MÜSSEN ANFANGEN! DIE ARBEIT RUFT!“
Wenn Annie stöhnte oder Stan ächzte, sagte Ernie stets: „ DAS MACHEN WIR NUR FÜR UNS! FÜR DIESE FAMILIE! JETZT LOS! ES IST SECHS UHR! DIE ARBEIT RUFT! “
Aber eines Morgens sagte Annie: „Mach mal langsam, Ernie.“
„Was meinst du damit: Mach mal langsam?“
„Ich meine: Gönn uns etwas Ruhe. Nur heute.“
Ernie war bereits voll in Aktion. Er hatte die dicken Gummihandschuhe übergezogen, die Schere zur Hand genommen und brannte darauf, den ersten Fisch aufzuschlitzen und auszunehmen. In seinen Gedanken schwammen und tummelten sich silbrige Fische.
„Ernie!“, schrie Annie. „Mach mal langsam, nur heute!“
„Was ist denn heute Besonderes?“
„Das weißt du nicht mehr?“, fragte Annie.
„Was denn?“
Sie zog einen braunen Umschlag unter ihrem Kopfkissen hervor und wedelte damit vor seiner Nase herum. „Du weißt es nicht mehr? Heute ist Stans Geburtstag!“
„Tatsächlich?“, sagte Ernie. „Ach ja, natürlich! Heute ist Stans Geburtstag.“ Er zuckte mit den Schultern. „Na und?“
„Und deshalb sollten wir heute besonders nett zu ihm sein. Wir sollten alle zusammen etwas Schönes machen.“
„Etwas Schönes?“ Er runzelte die Stirn. „Was meinst du damit: etwas Schönes?“
„Ich meine Geschenke und eine Party und glückliche Gesichter und Geburtstagskuchen und … dass er heute ausnahmsweise einmal nicht an popelige Plattfische denken muss.“
„ Popelige Plattfische! Ich möchte Sie daran erinnern, gute Frau, dass diese Plattfische Ihren Lebensunterhalt verdienen! Ich möchte Sie daran erinnern, dass …“
„Und ich möchte dich daran erinnern, dass deine gute Frau in einen Streik eintreten wird, wenn du heute nicht nett zu deinem Neffen bist!“
Ernie zuckte zusammen.
„Und jetzt Ruhe“, sagte Annie. Sie stand auf und ging auf Zehenspitzen zu Stans Wandschrank. „Guten Morgen, Liebling“, flüsterte sie.
Stan tastete nach seiner Arbeitskleidung. „Entschuldigung!“, sagte er. „Habe ich verschlafen? Ist es schon Zeit zum Aufstehen? Zeit für die Arbeit?“
Aber Annie nahm ihn in den Arm. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Stan!“, sagte sie.
Der Junge war verblüfft. „Was?“, fragte er verdattert. „Heute ist mein Geburtstag?“
„Aber ja!“, erwiderte Annie. „Wusstest du das nicht?“
Stan dachte nach. „Mir war so, als hätte ich heute Geburtstag … Aber es hat niemand etwas gesagt. Deshalb dachte ich, ich hätte mich geirrt. Oder dass ihr es vergessen hättet.“
„Ach, Stan“, sagte Annie. „Glaubst du wirklich, wir würden so etwas vergessen? Wir haben die ganze Zeit daran gedacht. Nicht wahr, Ernie?“
Ernie hüstelte. Er schnippelte mit der Schere in der Luft herum. „Klar haben wir das.“ Er versuchte in den Wandschrank zu gucken und zu grinsen. „Herzlichen Glückwunsch, mein Junge! Herzlichen, herzlichen, herzlichen Glückwunsch! Ha-ha-ha-ha-ha-ha-ha-ha! Jetzt gib ihm schon die Karte.“
Annie überreichte Stan den Umschlag. Stan zog die Karte heraus. Auf der Vorderseite war ein Segelschiff abgebildet und innen stand etwas geschrieben.
„Oh, danke! Danke!“, rief Stan. „Das ist die schönste Karte, die ich je bekommen habe.“
„Gut!“, sagte Ernie. „Ich glaube, das reicht jetzt. Draußen warten Fische darauf, eingedost zu werden!“ Und damit wandte er sich wieder seinen Fischwannen und seinen großartigen Maschinen zu.
„Wie albern von ihm!“, sagte Annie. „Soll er sich doch um seine Fische kümmern! Wir werden jetzt erst einmal gemütlich frühstücken.“
Aus einer Einkaufstüte holte sie ein paar Dosen Limonade, Schokoladenriegel und einen großen Beutel mit anderen Süßigkeiten heraus. Sie kicherten und ließen es sich schmecken. Alle paar Minuten brüllte Ernie: „ WO BLEIBT IHR DENN? TRÖDELT NICHT HERUM! MACHT EUCH AN DIE ARBEIT! “
Aber Annie sagte bloß: „Achte gar nicht auf ihn.“ Und als sie die Süßigkeiten aufgegessen und die Limonade ausgetrunken hatten, sagte sie: „So, lieber Stan, heute wird ein ganz besonderer Tag
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