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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Magazin.«
    »Die Pistole? Jetzt?« fragte Peter auf deutsch.
    »Ja. Habe ein Treffen mit den Kidnappern ausgemacht. Heute abend – kann sein, daß nur einer kommt, ich weiß es nicht. Im Hump, zwischen elf und Mitternacht. Also, Peter, wenn Sie bereit wären, auf mich zu warten… Es ist jetzt kurz nach elf. Drinnen werd ich die gar nicht beachten, und später kann ich sie hoffentlich beschatten. Kann sein, daß sie mit dem Auto kommen, aber das weiß ich nicht. Wenn nicht, werd ich ihnen zu Fuß folgen, so gut das geht.«
    »Oh, oh.« Peter schien Bedenken zu haben.
    Ob er an die hochhackigen Stiefel dachte, fragte sich Tom. »Falls gar keiner kommt, haben wir diesmal wenigstens unsern Spaß, und keiner kommt zu Schaden.« Soeben hatte er den rosa Schriftzug der Bar entdeckt, doch viel kleiner als in der Erinnerung. Peter suchte einen Parkplatz. »Da vorne!« Tom hatte eine Lücke in der Reihe rechts am Bordstein stehender Autos bemerkt.
    Peter fuhr bis dorthin vor.
    »Sind Sie bereit, eine Stunde zu warten? Auch länger?«
    »Ja, sicher.« Peter parkte rückwärts ein.
    Tom erläuterte den Plan: Die Entführer, falls sie zu dem Treffen kamen, sollten einen Barmann oder Kellner nach »Joey« fragen. Sollte Joey nach einer Weile nicht auftauchen, würden sie wieder gehen. Er wollte ihnen dann folgen. »Ich glaube kaum, daß sie bis zum Morgengrauen warten, wenn die Bar schließt. Gegen zwölf oder kurz danach werden sie wissen, was läuft. Aber wenn Sie pinkeln müssen, gehen Sie lieber jetzt.«
    Peter fiel die Kinnlade herunter, er mußte lachen. »Nein, alles okay. Sie gehen alleine da rein? Ohne Hilfe?«
    »Sehe ich so zerbrechlich aus? Max kommt nach, vielleicht auch Rollo. Bis bald, Peter. Wenn bis Viertel nach zwölf nichts passiert ist, komme ich hierher, dann sehen wir weiter.«
    Tom sah zur Tür vom Hump hinüber: Ein Mann trat heraus, zwei schlüpften hinein. Durch die geöffnete Tür dröhnte der Beat der Discomusik lauter als zuvor – BOOM - PA , BOOM - PA , BOOM - PA , wie Herzschläge, weder zu schnell noch zu langsam, aber stark. Und nicht gerade echt, dachte Tom: künstlich, elektronisch, alles andere als Menschenwerk. Er wußte, was Peter jetzt durch den Kopf ging.
    »Finden Sie das klug, was Sie da vorhaben?« fragte Peter auf deutsch.
    »Ich will wissen, wo der Junge ist.« Tom nahm die Handtasche. »Peter, wenn Sie nicht warten wollen, nehme ich das nicht übel. Falls ich schnell genug eines erwische, folge ich ihnen im Taxi.«
    »Ich werde warten.« Peter lächelte angespannt. »Sollten Sie Ärger bekommen: Ich bin hier draußen.«
    Tom stieg aus und überquerte die Straße. In der Abendbrise kam er sich nackt vor; er vergewisserte sich mit einem Blick, daß der Wind nicht sein Kleid hochwehte und ihn entblößte. Auf dem Bordstein knickte er um und mahnte sich zur Ruhe. Nervös betastete er seine Perücke und zog die Tür der Bar auf, den Mund leicht geöffnet. Die pulsierende Discomusik verschlang ihn, die Echos der Beats wummerten in seinen Ohren. Tom ging zur Theke und spürte die Blicke von mindestens zehn Männern auf sich; die meisten lächelten ihn an. Es roch nach Pot.
    Wieder war kein Platz an der Theke frei, doch zu seinem Erstaunen trat eine Handvoll junger Männer beiseite, so daß er endlich die Hand auf die runde, chromglänzende Stange legen konnte.
    »Und wer bist du?« fragte ein junger Mann. Unter seinen zerschlissenen Levis trug er offensichtlich nichts.
    »Mabel«, sagte Tom mit flatterndem Augenaufschlag. Gelassen öffnete er die Handtasche, suchte in ihr nach Markstücken und Kleingeld für einen Drink. Auf einmal fiel ihm ein, daß weder er noch Max an Nagellack gedacht hatte. Ach, zum Teufel damit. Anscheinend war es hier männlich, das Hartgeld nach englischer Manier auf die Theke zu donnern, also tat er das nicht.
    Die Jungen und Männer auf der Tanzfläche wirbelten zum dröhnenden Hämmern der Popmusik herum: Der Boden unter ihren Füßen schien zu wogen, als würde er jeden Moment explodieren. Männer standen herum, schauten zu, schoben sich die Stufen im gläsernen Treppenhaus hinauf, das zu den Toiletten führte. Vor Toms Augen stürzte einer die Treppe herunter, wurde von zwei anderen wieder aufgerichtet und taumelte weiter, offenbar unverletzt. Tom bemerkte mindestens zehn andere Männer in langen Fummeln, doch er suchte jetzt Max. Langsam, ganz langsam holte er eine Zigarette aus der Schachtel in seiner Handtasche und zündete sie an. Er hatte es nicht eilig,

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