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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Übung einen leichteren Ton in seine Worte.
    »Und das hier alles nur zum Spaß?« Max tätschelte noch einmal Toms braune Locken.
    »Nur zum Spaß. Ich möchte jemanden versetzen, ein blind date sozusagen. Jedenfalls wird er mich nicht erkennen, wenn er hereinkommt.«
    Max lachte.
    »Tom!« Eric kam ins Wohnzimmer zurück.
    Nenn mich nicht Tom, wollte er erwidern.
    Eric verschlug es für einen Moment die Sprache. Er starrte auf das Spiegelbild von Toms verwandeltem Gesicht. »P-Peter ist unten, er – er findet keinen Parkplatz und fragt, ob Sie nicht runterkommen können?«
    »Aber sicher.« Gelassen nahm Tom die Handtasche. Sie war ein bißchen groß, aus rotem und schwarzem, mattem und glänzendem Leder, das kreuz und quer zu einem Korbmuster verflochten war. Genauso gelassen griff er in die Tasche seiner Jacke, die in Erics Garderobenschrank hing, nahm den Schlüssel, den er bei dem Italiener gefunden hatte, und langte nach Peters Pistole rechts hinten auf dem Schrankboden. Eric und Max unterhielten sich und betrachteten Toms Aufzug; keiner bemerkte, wie er die Pistole in die Handtasche steckte, weil er ihnen den Rücken zukehrte. »Fertig, Max? Wer kommt mit runter?«
    Max ging mit. Er war schon leicht verspätet bei Eric eingetroffen und sagte nun, Rollo warte womöglich schon in der Bar; dennoch wollte er erst kurz nach Hause, um sich wenigstens »teilweise« umzuziehen, weil er das Hemd nach der Arbeit noch nicht gewechselt habe.
    Peter fiel fast die Kippe aus dem Mund. Er saß in seinem Wagen.
    »Tom«, sagte Tom. »Hallo, Peter.«
    Peter und Max kannten sich offenbar. Max hatte Tom erzählt, er wohne so nah, daß er zu Fuß nach Hause gehen könne, außerdem liege der Hump genau in der anderen Richtung. Er werde in ein paar Minuten nachkommen.Peter und Tom fuhren los, Richtung Winterfeldtstraße.
    »Also, was soll das? Alles nur zum Spaß?« fragte Peter leicht gereizt.
    Klang da eine Spur von Abweisung durch? »Nicht ganz«, erwiderte Tom. Er dachte daran, daß er Thurlow hätte anrufen können (was er nicht getan hatte), um zu erfahren, ob die Entführer den Termin am Abend einhalten würden. »Da wir gerade noch Zeit haben: Sie sind noch einmal zu jenem Schuppen gegangen, nicht?«
    Peter wand sich (oder zuckte nur die Achseln): »Ja, zu Fuß, ich wollte keine lauten Motorengeräusche. Stockfinster, so ganz ohne Licht.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich dachte, Sie könnten tot sein – oder verletzt, was noch schlimmer gewesen wäre. Dann sah ich den Mann dort liegen, nicht Sie. Da bin ich gegangen. Sie haben ihn nicht erschossen, oder?«
    »Nein. Mit dem Koffer zu Boden geschlagen.« Tom mußte schlucken. Er wollte nicht erwähnen, daß er ihm auch noch den Griff von Peters Pistole in die Schläfe geschmettert hatte. »Ich glaube, die Kidnapper dachten, ich wäre nicht allein. Habe mit Ihrer Pistole zweimal in die Luft geschossen und laut geschrien. Aber der Kerl, der da lag, war wohl tot.«
    Peter lachte leise, vielleicht aus Nervosität; dennoch ging es Tom gleich besser. »Überprüft hab ich das nicht, bin nicht so lange geblieben. Ich hab auch die Abendzeitungen nicht gelesen oder die Nachrichten gesehen.«
    Tom schwieg. Vorerst war er aus dem Schneider, dachte er, und daran, was jetzt war, mußte er sich halten. Sollte er wagen, Peter zu bitten, wieder zu warten, draußen vor dem Hump? Peter könnte ihm heute abend sehr nützlich sein.
    »Dann sind sie weggefahren«, sagte Peter, »in ihrem Wagen. Ich habe das gesehen und weiter auf Sie gewartet – mindestens fünf Minuten, glaube ich.«
    »Da bin ich gerade zu dieser Hauptstraße gegangen, dem Krüger-Damm, und habe den Bus genommen. Ohne auch nur einen Blick zur Kirche hinüber. Meine Schuld, Peter.«
    An einer Ecke bog Peter ab. »Das ganze Geld – in Erics Wohnung! Was werden die dem Jungen antun, wenn sie es nicht bekommen?«
    »Ach, ich denke, der ist ihnen weniger wichtig als das Geld.« Sie hatten die Straße erreicht, in der die Bar lag, und Tom hielt nach dem Schriftzug »Der Hump« an der Seitenwand eines Hauses Ausschau, rosa Neon mit einem waagerechten Strich darunter. Doch noch war nichts zu sehen. Er mußte Peter sagen, was alles am Abend passieren konnte, und tat sich schwer, damit anzufangen. In diesen Minuten kam er sich in den Frauenkleidern albern und verletzlich vor; nervös hob er die schwarzrote Handtasche in seinem Schoß, die schwer wog, wegen Peters Pistole. »Ich hab Ihre Waffe dabei. Vier Schuß sind noch im

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