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Der junge Goedeschal - Roman

Der junge Goedeschal - Roman

Titel: Der junge Goedeschal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Goedeschal, um ihre Liebe warbst und belebten Blick – mehr noch fremd sind sie dir, die jenen Unbekannten dem ziehenden Vogelschwarm, kaum erkenntlich zwischen erstem Wolkengrau-Geschiebe im Herbst, gleich erachten wollen, jenen Unbekannten, der umsonst versucht, wenigstens durch Verrat Anteil ihres Lebens in die Hand zu krampfen.
    Diese Nächte sind still. Was Schande war, nun ist es nicht größer gewesen als das andere auch und die unzüchtigen beschworenen Schatten verblassen von Mal zu Mal. Unwirklich alles; jedes Gefühl, nur außerhalb deines Seins ist es erlebt, und das Leben entzieht sich deinen Fingern jener Qualle gleich, von der du einst träumtest oder sprachst – selbst das weißt du nicht mehr.
    Am Ende stehst du da, und dich dir zu beweisen, fragst du: »Was nun?«
    Eine Empörung glimmt in dir empor, dass selbst jener Brief nicht Preis genug gewesen, Anteil ihres Lebens zu erlangen und trostlosestes Alleinsein aufzubrechen; was Scherz war, nun muss es erbitterter Kampf sein, und am Ende sagst du: »Ich zwinge sie doch!«
    Da rührt sich die Hand. In der Nacht stehen die Gedanken auf, aus des Masturbanten Träumen tritt jene andere Ilse, deren Schulter von Fäulnis übergrünt ist und auf deren noch keuschem Gesicht ein Lächeln von grotesker Verruchtheit grunzt. Ihre Fußspitze tastet tändelnd den Boden. Und der sonst so züchtige Rock – nun flattert er auf, vom Windsturm deiner Begierden gepackt, und am Bein ahnst du das blaugeäderte Fleisch, dort, wo die Strümpfe enden, jenes Fleisch,das ein wenig zu weich und zu süß ist und schwankt – denkst du …
    Fange diese ein. Hefte sie mit den Dolchstößen stechender Schriftzeichen auf. Nun, da über Hans Schirmer weg der Brief und noch einer und ein neuer und wieder ein anderer zur Mutter hinwandern, darfst du hoffen, dass auch sie noch sich so sehen wird.
    Doch genug Hoffen? Nein, in jener Nacht, da du sie ganz auftatest und deine ungelahrten Hände schmerzvoll in ihr Tiefstes tauchtest, erwuchs unabweisliches Bedürfnis, sie sich selbst zu breiten.
    »So bist du. Nicht diese Kälte. Gleichgult glaube ich nicht. So bist du, so süß blühend, so wahnsinnig mannlüstern, beinsehnend. Birg dich nicht länger. Tu dich auf. Jener, der kommt, Schüler Kai Goedeschal, Sohn eines Staatsrats, ist dein Gefährte. Lass den Mantel gleiten, schmieg deinen Busen in seine Hand.«
    Schweigt sie noch immer, Kai? Mehr Gift. Schärfe zutiefst. Scheue nicht den Blick dieses Schreibers, der alles weiß. Nimm selbst aus ihm noch Kraft zu tieferer Schuld und dreh sie um sich, indem dein kalter Finger sachlich ihr Innerstes weist.
    Nun sitzest du, gebogenen Rückens, anderer Gefühle voll, bei jener, und in mancher Minute schon scheint es wie ein Strom zu sausen zwischen euch, oder das langsame Schwingen der Lampe am Haken ist es nicht, das diesen gleitenden Schein in euern Gesichtern zucken macht, wenn der Blick der Mutter sich erinnert und prüft.
    Und prüft.

64
    »Süße Nacht, wieder da! Weit hinter mir, oben, steht der weiße Mond der milchglas-umschlossenen Lampe. Aber hier nun, ins Bett geruht und die Glieder hingebreitet, willige Raststätten wandernder Bilder, sehe ich im Schattenwinkel klarer die Gebärden jener Gequälten, die in diesen gleichen Nächten auf dem Stachelrost meiner Briefe schlafen gehen.
    Nicht, Es? Nicht genug, nicht wahr? Noch ist dein Kissen nicht genässt von Tränen der Scham, Ilse. Oder stehst du schon auf – leise zittert dein Fuß auf dem Boden, dass ihn niemand hört –, und der Wärme des Betts entflohen, hockst du dich in den Winkel des Sofas und denkst jenem unbegreiflichen Feinde nach, der dich peitscht? Wandert dabei dein Gedanke auch zu mir? Und nun, den Kopf ein wenig zurückgelehnt, den Mund halb offen, dass die breiten Zähne feucht glänzen, denkst du nun über jenen Täter fort auch meiner, dessen Liebe jeden Tag so neu gekränkt wird?
    Dort im Schatten des Ofens … Klarer sehe ich dich nun als tags, wenn ich an deiner Seite hocke und im schwirrflügelschnellen Augenaufschlag deines Blickes Duft dieser Schmerzen zu erhaschen suche. Klarer nun. Ganz leise tropft dein Herz Blut, und leidest du schon still, legst du doch die Hand an jenes Gerundete und lockst ihn selbst nun in die Fingerspitzen, den Schmerz, der antwortend dem schweigsamen drinnen zuckt. Fragst du: warum? Und nächste Nacht wieder und immer wieder? Kein Ende? Keine Flucht?
    Nicht Ende noch Flucht. Sieh, mein Segel wölbte günstiger Wind

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