Der junge Häuptling
Chancen in dieser Richtung erwägen.«
»Gut. Ich diktiere die Briefe. In einer Stunde wieder, bitte!«
Roach zog sich zurück. Sobald der Oberst ihn nicht mehr hören konnte, pfiff der Leutnant vor Vergnügen. Die Straße seiner Karriere lag geglättet vor ihm.
»In einer Stunde«, sagte er zu Pitt, der auf ihn gewartet hatte. »Wir bekommen alles, was wir uns nur wünschen! In einer Stunde machst du dich mit den Briefen von Oberst Jackman auf den Weg nach dem Fort. Ich selbst komme in ein paar Tagen mit unseren Dragonern nach. Ich muß die Gattin von Major Jones nach Randall geleiten!«
»Und wer geleitet mich und die Briefe in meiner ledernen Brusttasche?«
Roach überhörte in diesem Fall den allzu vertraulichen Ton, denn er hatte selbst kein reines Gewissen.
»Du kannst die beiden Läufer mitnehmen, Jack und Bobby. Die Damen haben sich sowieso vor Jacks Bemalung erschreckt. Sie erwarten, daß der Indsman sich abschminkt!« Roach hüstelte, um nicht ungeziemend zu lachen.
Pitt grunzte vor Vergnügen. »Aber nicht doch«, meinte er dann. »Ein Schwein muß seinen Dreck und ein Indianer muß seine Farben haben. Sonst werden sie beide unverträglich. Ich nehm also den Jack und den Bobby mit mir!«
Die Abrede wurde eine Stunde später ausgeführt. Pitt erhielt zwei von einem Schönschreiber geschriebene, von Oberst Jackman unterzeichnete und mit vielen Siegeln versehene Briefe, die er als zuverlässiger Eilbote nach Fort Randall bringen sollte.
Der Kurznasige holte sich sein Pferd. Die beiden Läufer hatten im Stall übernachtet und hielten sich bereit, wieder mitzukommen. Pitt erklärte ihnen wortreich, was für Erfolge Leutnant Roach bei Oberst Jackman erzielt hatte und daß große Verstärkungen an den Niobrara gehen sollten. Bobby bewunderte das Erreichte gebührend. Jack, der Ponka, mochte von dem Bericht Pitts nur wenig verstanden haben oder sich nicht dafür interessieren, und es berührte ihn scheinbar gar nicht, wenn der Rauhreiter ihn darum für dumm und hochnäsig hielt.
Auf dem Herweg von Randall nach Yankton hatten die Kuriere den Missouri bei Randall überquert und die Biegung des Stromes abgeschnitten. Jetzt erklärte Pitt, er wollte gleich bei Yankton über den Strom und das Missouri-Knie umreiten. Da dies durchaus unzweckmäßig und als eine Zeitvergeudung erschien, gab er Bob gegenüber schließlich zu, er habe noch einige Privataufträge für das Städtchen Niobrara eingehandelt und wolle daher die umständliche Route wählen. Die Läufer hatten dazu nichts zu sagen. Ob sie sich gern oder ungern fügten, blieb offen; Pitt kümmerte das nicht. Wenn Leutnant Roach seine Privatinteressen mit dem Dienst zu verbinden wußte, warum nicht auch der kleine Mann Pitt mit der Stummelnase, der für kurze Zeit einmal sein eigener Herr war?
Der Kurier begab sich mit seinen beiden Läufern an das Ufer des Missouri, um mit einer Fähre überzusetzen. Während des Aufenthalts der Kuriergruppe in Yankton hatte sich das Bild des Stromes wesentlich geändert, Hochwasser war im Kommen. Die lehmgelben Wasser leckten an den Ufern hinauf. Der Eisgang war bedrohlich. Auch auf der Oberfläche des Stromes ließen sich Wirbel erkennen, die der Schiffahrt auf dem Missouri gefährlich waren. Die Dampffähre hatte am Ostufer angelegt. Der Fährmann rauchte. Seine beiden Hilfskräfte, hochaufgeschossene, sehr junge Burschen in blauen Hosen und gestreiften Sweatern, rekelten sich. Niemand schien Anstalten für eine Überfahrt zu treffen.
Als Pitt mit Bob und Jack an das Ufer kam, warteten schon zwei Fahrgäste. Die beiden Gruppen standen zunächst still auf der Landebrücke und warteten nun gemeinsam. Die beiden Fahrgäste, die sich zuerst eingefunden hatten, zogen durch ihre Erscheinung die Aufmerksamkeit auf sich. Der eine der beiden war ein Weißer, der andere ein Indianer. Beide waren äußerst sorgfältig und sauber gekleidet, der Weiße nach Cowboyart, aber in teures weiches Leder, der Indianer nach indianischer Sitte; er trug lederne Gamaschenhosen mit Fransen an den Nähten, einen überhängenden ledernen, schön gestickten Rock und eine Kette aus Gold und Edelsteinen. Beide hatten edle Pferde bei sich. Der Indianer führte ein Maultier mit Gepäck.
»Tscha«, sagte der Fährmann endlich, betrachtete die fünf Anwärter auf die Überfahrt und schob seine Pfeife in den Mundwinkel. »Wer von euch will denn nun unbedingt ersaufen? Ich nicht.«
»Wir müssen hinüber!« schrie Pitt daraufhin.
»Militärischer
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