Der junge Häuptling
Keuchend und spuckend kamen sie auf Deck. Der Fährmann krampfte die Hände noch um das untaugliche Steuer. Endlich kam es aus ihm heraus: »Rette sich, wer kann!«
Boote waren nicht vorhanden.
Der grauhaarige Fahrgast riß die Jacke herunter, um besser schwimmen zu können. Eine Woge brach gestautes Eis auseinander, schwemmte über Deck, schreckte mit ihrer Kälte und nahm die Lederjacke mit sich fort.
Bob hängte den einzigen Rettungsring, den das Fährschiff mitführte, ab und reichte ihn stillschweigend dem Fremden. Dieser wurde verlegen, nahm aber den sichernden Ring.
Pitt hatte sich nach niemandem mehr umgesehen. Er war schon im Wasser und begann zu schwimmen. Das Maultier, das ungenügend festgemacht war, folgte dem Beispiel, begab sich samt Gepäck ins Wasser undschwamm stromabwärts davon. Bob und der Indianer mit der kostbaren Halskette machten die Pferde frei. Sie wollten sie vom Schiff ins Wasser drängen, aber die Tiere rutschten, brachen ein, bäumten sich und schlugen aus vor Angst. Der Ponka, der abseits gestanden hatte, kam mit einem Sprung herbei. Er wies den gutgekleideten Indianer durch eine Handbewegung an, sich um den grauhaarigen Herrn zu kümmern, und übernahm selbst mit Bob zusammen die Pferde. Der Grauhaarige sprang gleichzeitig mit seinem indianischen Begleiter in den Strom. Der Ponka, der mit Bob zusammen noch zurückgeblieben war, ließ jetzt seine Kräfte spielen und zeigte, was er von Pferden verstand. Es dauerte keine halbe Minute mehr, und schon waren die Tiere alle drei im Wasser. Jack selbst glitt in die schlammgelben Wogen und hielt sich schwimmend in der Nähe der Tiere. Er hatte es nicht für notwendig befunden, etwas von seinen Kleidungsstücken abzulegen; sogar den hinderlichen Poncho hatte er noch um.
Mit Bob zusammen verließen die beiden Jungen, die als Maschinist und Heizer gearbeitet hatten, das Schiff. Der Fährmann selbst stand noch immer am unbrauchbaren Steuer; das strömende Wasser reichte ihm schon bis über die Hüften. Er ließ das Steuerrad nicht los. Am Ostufer, von dem das Schiff abgefahren war, sammelten sich immer mehr Menschen und gestikulierten. Wahrscheinlich schrien sie auch, aber über den breiten Strom waren ihre Stimmen kaum zu hören. Die Wirbel verstärkten sich und verschlangen Schiff und Steuermann. Die Schwimmer im Strom konnten nicht darauf achten; sie hatten genug mit sich selbst zu tun.
Pitt gelangte als erster an das Westufer. Triefend stieg er heraus und schaute sich nach den übrigen um. Sie schwammen zerstreut im Wasser. Jack hielt sich bei den Pferden. Die beiden Fremden schwammen nebeneinander. Es schien, daß der Indianer mit der kostbaren Halskette und Bob den grauhaarigen Herrn im Rettungsring noch mit allen Kräften unterstützten, damit er nicht vom Strom einfach mitgenommen wurde. Die
Jungen holten diese letzte Gruppe rasch ein.
Pitt rannte zu der Stelle hin, an der die Pferde an Land kommen mußten. Er wartete nur kurze Zeit, da kletterten die angsterfüllten Tiere schon ans Ufer und hangaufwärts. Es gelang Pitt sofort, die Zügel seines Braunen zu fassen. Der Ponka war schon im Wasser auf den Schecken des fremden Indianers hinaufgeglitten. Den Apfelschimmel griff er jetzt am Zügel.
Pitt und Jack erkannten stromabwärts das Maultier, das samt Gepäck ans Ufer stieg und südwärts davongaloppierte. Pitt begann, Jagd nach dem Tier zu machen.
Auch der grauhaarige Herr, der ihn begleitende Indianer und Bob konnten sich retten. Mit den beiden Jungen zusammen kamen sie an das Ufer. Durchnäßt, vor Kälte schlotternd, stolperten sie den Hang hinauf. Die Jungen liefen zu einer Rindenhütte am Hochufer. Diese Behausung, die wahrscheinlich dem Fährmann als Notunterkunft zu dienen pflegte, suchten auch die beiden Fremden auf. Der Ponka und Bob blieben für sich allein im Freien. Sie sammelten Holz, machten ein Feuer und zogen sich aus, um sich selbst, die Waffen und die Kleider im Wind und am Feuer zu trocknen. Doch legte der Ponka das Baumwollhemd auch jetzt nicht ab; er wollte es am Körper trocknen lassen.
Bobby schaute sich nach der Rindenhütte und nach den Pferden um. Der fremde Indianer war wieder herausgekommen und begann den Schecken und den Apfelschimmel, die ebenso erbärmlich froren wie die Menschen, trockenzureiben. Pitt kehrte von seiner Jagd auf das Packtier ohne Erfolg zurück. Das schlaue Maultier war in dem Augenblick, in dem es eingefangen werden sollte, wieder ins Wasser gegangen. Der Kurznasige pflockte
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