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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Verdienst suchen?« An jenem Abend war Adams mit Red Fox einig geworden und hatte sich entschlossen, mit ihm und seiner Bande vom Niobrara aus in die Black Hills zu gehen, um Gold zu suchen. Der Mord an Mattotaupa war das vorzeitige Ende dieses Unternehmens gewesen. Seitdem war Adams entwurzelt, er war nur noch Treibholz.
    »Warum?« nahm Red Fox das kurze Wort von Adams auf. »Weil ich mir denken kann, daß du noch einen Scheffel Dollars nötig hast.«
    Adams zuckte nochmals die Achseln.
    »Ich habe jetzt eine gute Sache«, erzählte Red Fox beharrlich, trotz Adams’ Ablehnung. »Eine sichere Sache. Ein paar handfeste Burschen kann ich noch dazu brauchen. Wie steht’s mit dir?«
    »Willst du wieder einen umbringen?«
    Red Fox lachte häßlich. »Ist dir das auf die zarten Nerven gegangen? So empfindlich mußt du nicht sein, damit kommst du in der Welt nicht weiter. Ich habe einen Handel vor, einen ausgezeichneten Handel. Bist du mit von der Partie?«
    »Was du wohl hier handeln willst? Mit Fellen ist nichts zu verdienen. Das Geschäft haben die Pelzkompanien an sich gerissen.«
    »Danke für die Auskunft. Wie weise! Mir scheint, du bist ein bißchen langsam von Entschluß geworden. Nimm einen Gaul und komm jetzt mit. Ja?«
    Adams betrachtete Red Fox von oben bis unten. »Nein«, sagte er.
    »Dann verrecke doch hier als Offiziersbursche. Ich habe was Besseres vor! Abend!«
    Red Fox schwang sich auf den Schecken und galoppierte hinaus in die im Abenddämmer verschwimmende Prärie. Bald war er dem Auge entschwunden. Als die Männer fertig gegessen hatten und die Wachen für die Nacht verteilt wurden, fehlte Tobias. Niemand wußte, wohin er geritten sein konnte, und es wurde Mittag des folgenden Tages, bis er wiederkam. Eine ausreichende Auskunft, was er während der Zeit getan habe, war wieder nicht von ihm zu erlangen. »Er braucht seine Prügel«, sagte der Major. »Es ist ihm nicht bekommen, daß ich ihm nach dem Brand die zugedachten Hiebe erlassen habe«, und er schlug selbst mit einem Knotenstock über die Schultern des Indianers. Tobias sagte kein Wort und verzog keine Miene. Als der Zorn des Majors abgekühlt war, ging der Indianer zu den Pferden, wickelte sich in seine Decke und schien sofort einzuschlafen.
    Adams lag noch lange wach. Das Erlebnis mit Red Fox ging ihm nicht aus dem Sinn. Wenn der Bandit noch einmal hier in die Gegend kam, mußte er einen großen Streich planen, sonst lohnte sich das Risiko nicht. Für Red Fox gab es zwei Ziele, das war Adams klar: reich werden und Harry, den Dakota, töten, den einzigen, den er wirklich zu fürchten hatte. Vielleicht wollte er beides zugleich erreichen. Ob es ihm gelang, den jungen Häuptling zu Verhandlungen auf das Fort zu locken? Und was mochte das für ein Handel sein, den er jetzt plante? Am besten verdient wurde augenblicklich am Waffenschmuggel zu den Indianern, die sich für die Verteidigung ihres Landes rüsteten. Es war nicht von ungefähr, daß die Dakota mit guten Flinten schossen. Die hatten sie nicht alle in Friedenszeiten als Jagdwaffen gekauft und auch nicht alle geraubt. Die Händler verdienten wieder einmal. Wahrscheinlich mit einem einzigen Handel mehr als die Summe, die Adams’ ganze Farm kosten sollte. Hätte er doch mit Red Fox gehen sollen?
    Aber Adams haßte den frechen und gewalttätigen Menschen, diesen Burschen mit dem brutalen Kinn. Die Gedanken des Farmersohnes gingen weiter zu dem jungen Häuptling. Er konnte vor sich selbst nicht leugnen, daß dieser Indianer ihm einen Eindruck gemacht hatte, der noch nicht verwischt war. Adams war als ein Jungkerl mit achtzehn Jahren von der väterlichen Farm weggeritten, er war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt. Harry war vierundzwanzig, rechnete er sich aus. Als ein Knabe von zwölf Jahren hatte der Dakota den Stamm verlassen, zehn Jahre mit dem Vater in der Verbannung gelebt, vor zwei Jahren war er wieder zu den Seinen zurückgekehrt. Jetzt führte er die Bärenbande in einem hoffnungslosen Krieg. Trotz aller Tapferkeit und Umsicht mußten die Dakota unterliegen. Sie konnten keinen Pflug herstellen und keine Flinte fabrizieren, ihr Schicksal war besiegelt.
    Sie wurden aus der Heimat vertrieben ebenso wie Adams, sie mußten auf irgendeine Reservation gehen und sich dort von den Siegern schulmeistern lassen. Die Welt war nur für ein paar Mächtige geschaffen. Die anderen konnten sich freuen, wenn sie ihr Leben zu Ende gerackert hatten und starben.
    Adams hatte auch an den jungen Dakota

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