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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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gedacht, als er sich weigerte, mit Red Fox zu gehen. Er wollte nicht noch einmal der Spießgeselle von Mattotaupas Mörder sein.
     
     

 
»Meine Augen sehen gelbe Büffel …«
     
    Tobias machte sich mit der in Buchstaben- und Bilderschrift ausgefertigten Botschaft an Sitting Bull und Tokei-ihto auf den Weg. Ohne Abschiedsgruß verließ er die Truppe. Er durchquerte die Furt, setzte dann seinen Schecken in Galopp und war für die Zurückbleibenden bald nicht mehr zu sehen.
    Der Mustang des Kundschafters hatte einen guten Gang. Er schnaubte und nieste, denn der Ritt in der Morgenfrühe über die betaute Prärie war ein Genuß für Mensch und Tier. Leise nur strich der Wind über Blüten und Gräser. Kleine Präriehunde verschwanden pfeifend in ihren Löchern, und von fern äugte neugierig eine Antilope.
    Um die Mittagszeit machte der Kundschafter Rast. Rings war es still, nichts Verdächtiges rührte sich. Tobias öffnete seinen Proviantsack und aß. Nachdem er gegessen hatte, steckte er die Pfeife an und überdachte nochmals seine Entschlüsse. Er hatte von Smith den Befehl erhalten, zu den Black Hills zu reiten und dort Sitting Bull und Tokei-ihto zu suchen. Man hatte Tobias nicht gefragt, ob er damit einverstanden sei, und er hatte geschwiegen und sich im stillen seine Gedanken gemacht. Smith hatte befohlen, was Red Fox ihm geraten hatte. Red Fox aber war kein Mann, dem man vertrauen konnte; Tobias war überzeugt, daß in seinen Ratschlägen ein Hinterhalt lauerte.
    Als Red Fox die Station verließ, hatte Tobias dem Rothaarigen heimlich nachgespäht. Das brauchte niemand zu wissen, und Tobias hätte sich später lieber prügeln lassen, als ein Wort davon zu sagen. Der Rote Fuchs war zunächst nach Norden geritten, als er sich aber unbeobachtet glauben mußte, war er mit seinem Mustang über den Fluß an das Südufer zurückgekommen und hatte den Weg nach Südwesten eingeschlagen. Er verbarg etwas. Tobias hatte das Gespräch zwischen dem Roten Fuchs und Adams mit angehört. Was für einen Handel plante der Mann, der ein Bandit gewesen war und jetzt als Kurier diente? Tobias wollte sich nicht nach den Ratschlägen des Red Fox, daher auch nicht nach den Befehlen von Samuel Smith richten. Er war entschlossen zu tun, was er selbst für zweckmäßig hielt.
    Es war unmöglich zu wissen, wo sich die gesuchtenHäuptlinge im Augenblick aufhielten, denn die Prärie war weit, und Mustangs waren schnell. Eher ließ sich etwas über den Lagerplatz der Weiber und Kinder vermuten. Tobias war es bekannt, daß die Bärenbande im Winter die schützenden Wälder der Vorberge der Rocky Mountains aufsuchte und das erste Sommerlager am Pferdebach aufschlug. Er beschloß, den Pferdebach als Ziel seines Rittes zu nehmen, und wandte sich von jetzt ab nach Südwesten. Das war dieselbe Richtung, die Red Fox heimlich eingeschlagen hatte.
    Der Kundschafter ritt, bis der Himmel dunkel wurde und die Sterne aufblinkten. Dann gönnte er seinem Schecken und sich die verdiente Ruhe. Die Nacht war kalt. Das Tier legte sich nieder; Tobias wickelte sich in seine Decke und schlief am Hals des Pferdes ein. Zu seinen Füßen ließ er ein kleines Feuer glimmen, das die Wölfe verscheuchen sollte. Wenn es die Dakotaspäher anzog, schadete das nichts. Tobias war durch das weiße Wolfsfell, seine Parlamentärsflagge, geschützt. Das er auch als Friedensbote Waffen trug, konnte niemanden wundernehmen, denn er brauchte sie zur Jagd, wenn sein Proviant ausging, und mußte sich gegen Bären und Wölfe schützen können. Nach einem ungestörten Schlaf machte er sich vor Sonnenaufgang wieder auf den Weg. Er blieb an diesem und auch am nächsten Tag unbehelligt. Um die Mittagszeit des dritten Tages war er, nach seiner Berechnung, nur noch einige Stunden vom Mittellauf des Pferdebaches entfernt. Die Umrisse des Felsengebirges im Westen waren schon merklich näher gerückt. Tobias befand sich jetzt in einem Grenzland zwischen verschiedenen Stämmen. Dakota und deren Erbfeinde vom Stamme der Pani jagten hier. Er mußte vorsichtig sein.
    Wieder einmal hielt er von einer Anhöhe Ausschau. Er konnte in ein flaches Tal blicken, das sich nordsüdwärts durch die Hügellandschaft zog. Der kleine Bach, der das Tal durchfloß, führte sicher nur zu dieser günstigen Jahreszeit Wasser. Im Talgrund entdeckte Tobias eine Fährte, die seine Aufmerksamkeit sofort fesselte. Weithin war das Gras zertrampelt und abgefressen, der Boden aufgewühlt.
    Der Kundschafter ritt

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