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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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keinen, sie haben ihn denn. Lebt wohl, Fräulein Cate.«
    »Wo geht Ihr hin? Wo könnt Ihr Euch verbergen?«
    »Amerika ist groß. ’s ist nur, daß ich immer wieder wandern muß. Ich habe kein Glück.«
    »Aber ein tapferes Herz habt Ihr, Adams.«
    »Das Wort nehm ich mit.«
    »Vergeßt mich nicht ganz.«
    »Ihr habt auch kein Glück und seid doch besser als ich, Cate. Wenn ich Euch selbst mitnehmen könnte …«
    »Mein Vater braucht mich noch.«
    »Aber ich darf Euch einmal Nachricht geben?«
    »Tut das, Adams. Ich werde froh drum sein.«
    »Und wenn ich den Thomas und den Theo nicht mehr sprechen kann, so sagt Ihr den beiden, sie sollen sich auch so rasch wie möglich unsichtbar machen. Bei Roach werden sie kein gutes Leben mehr haben. Er weiß, daß sie freund mit mir sind und oft für den gefangenen Dakota gesprochen haben.«
    »Ich warne die beiden. Das hält nicht schwer.« Adams horchte.
    »Die Luft scheint rein zu sein. Ich versuche, durchs Tor zu kommen oder übers Tor, solange der Theo noch dort steht und Tobias noch auf dem Turm wacht …« Er verließ den Raum.
    Cate blieb am Bett ihres Vaters sitzen, sie horchte auf die Atemzüge und legte die Hände ineinander. Es gab viel, was sie in sich hineinzudenken hatte.
    Sie hatte sich in dem Augenblick des Abschieds selbst gestanden, daß sie Adams liebte. In vielem war er ihr noch fremd, dieser hart, beinahe grausam hart erzogene Farmersohn, der von nichts mehr zu träumen schien als von der Bauernarbeit. Aber das Fühlen und Denken des Mädchens hatte sich ihm zugewandt. Er schien das Gegenteil zu sein von allem, was sie hassen gelernt hatte. Er war kein Ehrgeizling, er war nicht falsch, er war nicht feige. Ein redlicher Mann war er. Nüchtern und rechnend war er ihr zuweilen erschienen, aber nun hatte er sein Leben gewagt, um einem Menschen, einem Indianer, zu helfen, nur um der Gerechtigkeit willen. Das war ein großer Entschluß und ihres alten Vaters, den sie liebte, würdig. Wenn sie jetzt an Adams dachte, so legte sie in ihre Gedanken alles Vertrauen hinein, dessen sie als ein junger Mensch noch immer fähig war.
    Sie wollte warten, ob sie von Adams eines Tages die erhoffte Nachricht erhielt.
    Draußen blieb es ruhig. Es war dem jungen Rauhreiter offenbar gelungen zu entkommen.
     
     

 
Uinonah
     
    Der Präriebrand, dessen Geruch bis zu dem Gefangenen im Keller gedrungen war, hatte viele Meilen weiter westlich das dürre Land heimgesucht. Seit dreizehn Jahren war das Feuer nicht mehr so verheerend über die Grassteppe gerast.
    Bei den Zelten am Pferdebach stand Blitzwolke, einen schlaffen Wassersack in der Hand. Sie schaute über die Prärie westwärts des Zeltdorfes. Die hartgrasigen Wiesen waren niedergebrannt, so weit das Auge reichte. Fern im Südwesten war der Horizont noch rot von Flammen und schwarz von Rauch. Dort fraß sich das Gegenfeuer weiter, das die Bärenbande angezündet hatte, um dem heranrückenden Brand die Nahrung zu nehmen und ihn zum Erlöschen zu bringen, ehe er den Fluß überspringen und die Zelte erreichen konnte. Der steife Nordwind, der die Feuer getrieben hatte, wehte noch immer, wirbelte Sand und Asche in die Höhe, dem Dakotamädchen in die Augen und in das Haar und weiter über das baumlose Steppengebiet zu Füßen des Felsengebirges.
    Blitzwolke sah auch die Wälder der Vorberge qualmen. Das Feuer hatte sich von der Prärie in den Baumbestand hineingefressen. Niemand tat den Flammen dort Einhalt. Das Mädchen begann, mit dem Wassersack an der Biegung des Pferdebaches ostwärts zu laufen. Der Bach war in den Sommerwochen zum Rinnsal geworden, und Blitzwolke mußte ein Stück gehen, bis sie genügend Wasser im Bachbett fand. Als sie den Ledersack ganz gefüllt hatte, schleppte sie ihn zu den Zelten. Auf den versengten Wiesen ringsum lagen noch verbrannte oder angebrannte, halbverkohlte Tiere: Vögel, Antilopen, Büffel, Mustangs, die auf der verzweifelten Flucht vor dem Feuer eingeholt worden oder in das nächste Feuer hineingeflohen waren. Mehrere Frauen waren unterwegs, um brauchbare Fleischteile der angekohlten Tiere zu holen. Blitzwolke erkannte unter den Frauen ihre ältere Schwester Honigblüte, und diese blickte auch herüber zu dem Mädchen mit dem Wassersack.
    »Gut, Blitzwolke!« rief sie. »Du hast den Sack voll gefüllt wie es sich gehört!«
    »Das Wasser bringe ich Uinonah und Untschida«, gab Blitzwolke zurück und kümmerte sich wenig um Honigblütes verblüffte Miene.
    Das Mädchen ging an der

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