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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Büchsen und Flinten bewaffnet waren.
    Alle warteten gespannt. Keiner erwartete etwas Gutes. Auch die Knaben und Mädchen dachten nur an ein neues Unglück.
    Als die Reiter sich näherten, war zu erkennen, wer kam. Schonka, Rotflügel und Tatokano, außerdem Blutiger Tomahawk, ein älterer Krieger, der nicht zur Bärenbande gehört hatte. Mit diesem zusammen ritten weitere zehn Bewaffnete, Weiße und Indianer.
    Hapedah und Tschaske wurden bleich vor Zorn, wie es vordem schon einmal die kleine Blitzwolke geworden war. Eng beieinander standen sie und warteten, was geschehen werde. Als die Reiter die Zeltsiedlung erreicht hatten, sprangen sie bei dem Lager der Dragoner ab. Man schien sich rasch zu einigen; der Befehlshaber erteilte eine Genehmigung. Hapedah und Tschaske beobachteten Schonka, Rotflügel und Tatokano, die auf das Häuptlingszelt zugingen, in dem sich Untschida und Uinonah befanden.
    Die drei Bewaffneten begaben sich in das Tipi und kamen mit den beiden Frauen zusammen wieder heraus. Darauf begannen sie vor aller Augen und in aller Eile das Zelt Tokei-ihtos zu zerstören. Sie zerbrachen die Stangen. Hapedah und Tschaske blickten verzweifelt auf Tschetansapa. Aber die waffenlosen Männer auf dem Dorfplatz sahen nur stumm zu. Uinonah und Untschida rührten sich nicht.
    Als das Zelt Tokei-ihtos zerstört war, trat Schonka vor Tschetansapa. Der alte Hawandschita kam aus seinem Zaubertipi herbei.
    »Beruft die Ratsversammlung!« befahl Schonka mit lauter Stimme. »Der Vater der Reservation wünscht es so. Als Ratsmänner werdet ihr erfahren, was geschehen ist, warum es geschehen ist und was noch geschehen muß! Die Dakota haben jetzt neue Häuptlinge. Eure alten, nichtswürdigen Anführer werden euch nicht mehr beraten, und das Zelt Tokei-ihtos, der der Sohn eines Verräters und voreilig wie ein Knabe war, sei auf immer zerstört! Hau!«
    Tschetansapa fuhr auf. »Schmutziger Kojot, du Verräter und Feigling!« rief er Schonka zu, und alle Erbitterung, die sich in ihm angesammelt hatte, brach mit einer nicht mehr überwindbaren Gewalt heraus. »Mit den Waffen, die Red Fox, der Mörder, dir gab, willst du uns zwingen! Glaube nicht, daß Männer dir gehorchen werden! Sollen wir uns anstecken an deiner Räude? Bleib uns fern! Es wäre wahrlich besser, dein Zelt zu zerstören und dich zu verjagen, als Tokei-ihto zu schmähen! Ich habe gesprochen, hau!«
    Schonka, Rotflügel und Tatokano hatten die Pistolen gezogen und richteten sie auf Tschetansapa.
    »Schweig!«
    »Ich schweige nicht …«
    Die drei drückten ab, aber Tschetansapa war schon im Sprung, und die Männer trafen ihn nicht tödlich.
    Tschetansapa riß Schonka zu Boden, stach Rotflügel das Dolchmesser in die Schulter und verschwand zwischen Zelten und Felsen. Aufbrüllend rannten die drei Bewaffneten hinter ihm her. Die auf dem Dorfplatz Versammelten hörten Schüsse. Es entstand ein wirres Durcheinander. Endlich ebbte die Schießerei ab, und das aufgeregte Geschrei legte sich.
    Blitzwolke und Eidechse hatten sich mit Hapedah und Tschaske zusammengefunden. Sie bebten in Zorn und Angst.
    Schonka und Tatokano kehrten, noch schwer atmend, aus dem Felsengelände zurück. Rotflügel erschien bei den Dragonern und ließ seine Wunde verbinden. Schonka und Tatonkano hatten wieder die geladenen Pistolen zur Hand.
    »Der räudige Kojot ist entflohen!« schrie Schonka. »Dieser Anführer und Verräter und Freund eines Verräters! Er ist aber von unseren Kugeln getroffen! Sterben soll er und zu Aas werden, und keine Hand soll sich für ihn rühren! Wer ihm hilft oder ihn verbirgt, der ist auch des Todes! Ich verlange von den anwesenden Ratsmännern, daß sie unseren Taten und Beschlüssen zustimmen, oder ich werde die Langmesser, die draußen lagern, bitten, daß sie eure Zelte zerstören und euch eure Weiber und Kinder niederschießen! Ich habe gesprochen, hau!«
    Die Krieger, die als Ratsmänner angesprochen waren, schauten zu Boden. Endlich trat Alter Rabe schwerfällig vor.
    »Friede sei zwischen den Dakota und den Langmessern! Eure Taten und Beschlüsse waren notwendig. Die Pfeife mag nachher im Beratungszelt umgehen und unsere Zustimmung heiligen! Ich habe gesprochen, hau!«
    Es war noch vor Mittag.
    Untschida ging ohne ein Wort und zu aller Verwunderung in das Zelt Hawandschitas. Uinonah und Blitzwolke begaben sich mit Hapedah in Tschetansapas Zelt zu Mongschongschah. Tschaske war nicht mehr zu sehen. Draußen fluchten die Dragoner. Schonka und Tatokano

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