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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Hosen und Unterhosen, dann legte sie alles in verschiedene Schubladen und auf verschiedene Regale.
    »Wahrscheinlich bist du genauso unglücklich mit der neuen Lösung wie ich«, sagte Bruno, worauf sie sich umdrehte und ihn mit einer Miene ansah, die nahelegte, dass sie ihn nicht so recht verstand. »Das hier«, erklärte er, setzte sich auf und sah sich um. »Alles. Ist es nicht schrecklich? Ödet dich nicht auch alles an?«
    Maria öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber genauso schnell wieder. Offenbar wollte sie ihre Antwort gut überdenken und in Ruhe die richtigen Worte wählen, überlegte es sich dann aber anders und verwarf sie ganz und gar. Bruno kannte Maria fast schon sein ganzes Leben lang. Sie hatte bei ihnen zu arbeiten angefangen, als er erst drei war, und meistens waren sie gut miteinander ausgekommen, allerdings hatte sie auch nie irgendwelche Gefühlsregungen gezeigt. Sie erledigte nur ihre Arbeit, polierte Möbel, kümmerte sich um die Wäsche, half beim Einkaufen und Kochen, brachte ihn manchmal zur Schule und holte ihn wieder ab, das allerdings häufiger in der Zeit, als er noch acht war; mit neun beschloss er, dass er alt genug war, um allein in die Schule und zurück zu gehen.
    »Dann gefällt es dir hier nicht?«, sagte sie schließlich.
    »Gefallen?«, erwiderte Bruno und lachte leise. »Gefallen?«, wiederholte er, nunmehr etwas lauter. »Natürlich gefällt es mir nicht! Es ist schrecklich! Ich kann nichts tun, ich habe niemanden zum Reden, niemanden zum Spielen. Bist du denn gern hier?«
    »Den Garten am Haus in Berlin mochte ich immer sehr«, sagte Maria und beantwortete damit eine gänzlich andere Frage. »Wenn es nachmittags warm war, habe ich mich gern in die Sonne gesetzt und unter dem Efeubaum am Teich zu Mittag gegessen. Die Blumen dort waren so hübsch. Die Düfte. Und die Bienen sind immer um die Blüten geflogen und haben einem nie etwas getan, wenn man sie in Ruhe gelassen hat.«
    »Dann gefällt es dir hier also nicht?«, fragte Bruno. »Findest du es genauso schlimm wie ich?«
    Maria runzelte die Stirn. »Das spielt keine Rolle«, sagte sie.
    »Was spielt keine Rolle?«
    »Was ich denke.«
    »Aber natürlich spielt das eine Rolle«, sagte Bruno gereizt, als wäre sie nur absichtlich kompliziert. »Schließlich gehörst du zur Familie.«
    »Ich bin nicht sicher, ob dein Vater dem zustimmen würde«, sagte Maria und musste lächeln, weil seine Bemerkung sie rührte.
    »Jedenfalls bist du gegen deinen Willen hierhergebracht worden, genau wie ich. Wenn du mich fragst, sitzen wir alle im selben Boot. Und es sinkt.«
    Einen Augenblick lang hatte Bruno den Eindruck, dass Maria ihm ihre wahre Meinung sagen wollte. Sie legte die restlichen Sachen aufs Bett und ballte ihre Hände zu Fäusten, als wäre sie über etwas schrecklich wütend. Ihr Mund öffnete sich, erstarrte aber sogleich, als hätte sie Angst vor den vielen Dingen, die sie sagen könnte, wenn sie erst einmal anfing.
    »Bitte sag's mir, Maria«, bettelte Bruno. »Wenn wir uns nämlich alle einig sind, können wir Vater vielleicht überreden, uns wieder nach Berlin zu schicken.«
    Schweigend wandte sie den Blick von ihm ab, schüttelte dann traurig den Kopf und sah ihn wieder an. »Dein Vater weiß, was das Beste ist«, sagte sie. »Darauf musst du vertrauen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte Bruno. »Ich glaube, er hat einen schrecklichen Fehler gemacht.«
    »Dann ist es ein Fehler, mit dem wir alle leben müssen.«
    »Wenn ich einen Fehler mache, werde ich bestraft«, erwiderte Bruno. Ihn ärgerte es, dass die Regeln, die für Kinder galten, offenbar nie von Erwachsenen befolgt werden mussten (obwohl sie es waren, die sie aufstellten). »Dummer Vater«, fügte er leise hinzu.
    Marias Augen weiteten sich, dann trat sie einen Schritt auf ihn zu und hielt entsetzt die Hände vor den Mund. Sie sah sich um, ob auch wirklich niemand in der Nähe war und gehört hatte, was Bruno gerade gesagt hatte. »Das darfst du nicht sagen«, ermahnte sie ihn. »So etwas darfst du nie über deinen Vater sagen.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Bruno. Er schämte sich selbst ein wenig für seine Worte, aber das Letzte, was er zu tun gedachte, war, sich zurückzulehnen und ausgeschimpft zu werden, wenn seine Meinung ohnehin niemanden interessierte.
    »Weil dein Vater ein guter Mann ist«, sagte Maria. »Ein sehr guter Mann. Er sorgt für uns alle.«
    »Du meinst, weil er uns den weiten Weg hierhergebracht hat, ans

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