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Der Junge mit dem Herz aus Holz

Der Junge mit dem Herz aus Holz

Titel: Der Junge mit dem Herz aus Holz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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noch besser rechnen kann, zum Beispiel.«
    »Und noch besser schreiben«, sagte der alte Mann.
    »Und noch besser schreiben«, wiederholte Noah. »Vielleicht werde ich dann auch so ein guter Holzschnitzer wie Sie. Und eines Tages kann ich meinen eigenen Spielzeugladen aufmachen!«
    »Kann sein«, sagte der alte Mann und blieb schwer atmend an der Kreuzung stehen. »Da sind schon viel merkwürdigere Dinge passiert. Ich habe zum Beispiel einmal gesehen, wie sich eine Raupe mit einem Wal gestritten hat. Und sie hat gewonnen! Hast du was dagegen, wenn wir hier eine kurze Pause einlegen?«, fragte er dann. »Ich bin ein bisschen müde.«
    »Kein Problem«, sagte Noah. Ein paar Schritte entfernt stand eine Bank. »Wir können uns da drüben hinsetzen.«
    Der alte Mann nickte. Sie gingen zu der Bank und setzten sich. »Schon besser«, seufzte er. »Es ist schrecklich, alt zu werden. Man stelle sich vor – ich war früher der beste Läufer aller Zeiten, und jetzt schaffe ich es nicht mal mehr bis an den Dorfrand, ohne eine Pause einzulegen und mich auszuruhen – also, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.«
    Noah schaute den alten Mann an und überlegte, weil er seine Frage auf jeden Fall richtig formulieren wollte. »Denken Sie …?«
    »Manchmal schon«, gab der alte Mann zu. »Aber nur, wenn ich es gar nicht vermeiden kann.«
    »Nein«, sagte Noah kopfschüttelnd. »Was ich fragen wollte, war – denken Sie, ich könnte hier bei Ihnen bleiben?«
    »Wie bitte – hier?« Der alte Mann schaute sich um. »Auf dieser Bank an einer Kreuzung? Das klingt nicht wie ein besonders vernünftiger Plan.«
    »Nicht
hier
«, sagte Noah. »Ich meine, im Spielzeugladen. Ich könnte hierherziehen und bei Ihnen wohnen, und Sie könnten mich ausbilden. Ich würde alles lernen, was man über Holz und Schnitzen wissen muss, und ich könnte den Laden offen halten, wenn Sie mal Urlaub machen wollen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, noch mal Urlaub zu machen«, sagte der alte Mann und tätschelte lächelnd die Hand des Jungen. »Meine Reisezeit liegt hinter mir, fürchte ich.«
    »Aber ich könnte den Laden nachts übernehmen. Wenn Sie schlafen. Er wäre dann vierundzwanzig Stunden am Stück geöffnet.«
    »Ich glaube nicht, dass wir dafür genug Kundschaft haben«, erwiderte der alte Mann mit ernster Miene. »Nein, ich glaube nicht, dass das geht, mein Junge. Es scheint mir keine besonders vernünftige Idee zu sein.«
    »Dann könnte ich vielleicht einfach nur Ihr Lehrling werden«, schlug Noah vor. »Sie bringen mir alles bei, was Sie wissen. Ich könnte eine große Hilfe für Sie sein und –«
    »Noah«, sagte der alte Mann mit einem freundlichen Lächeln, »du vergisst, dass du schon ein Zuhause hast.«
    »Hab ich das?«, fragte der Junge.
    »Ja, natürlich.«
    »Ich weiß nicht, ob es sich noch wie ein Zuhause anfühlt«, sagte Noah. Er kniff die Augen zusammen und schaute die Straße hinunter – mit vielen Kurven und Windungen führte sie ins zweite Dorf zurück und dann ins erste Dorf und dann in den Wald und schließlich zu dem Haus mit den Steinmauern, wo seine Mutter im Bett lag.
    »Es fühlt sich vielleicht anders an«, sagte der alte Mann. »Aber das heißt nicht, dass du nicht dorthin zurückgehen sollst. Ich habe meinen armen Vater so lang allein gelassen, und als ich zurückgekehrt bin – nun, da war es zu spät für uns. Ich wollte die Welt sehen und habe mich nur für meine eigenen Wünsche interessiert. Ich glaube nicht, dass du die Welt sehen willst, oder?«
    »Doch!«, rief Noah. »Jedenfalls irgendwann«, fügte er etwas leiser hinzu.
    »Und wenn du das tust, wenn du immer weiter weggehst – glaubst du nicht, dass irgendwann der Tag kommt, an dem du es genauso tief bereust, wie ich mein Verhalten bis heute bereue?«
    Noah nickte. Es stimmte, dass er sich schon jetzt nach zu Hause zurücksehnte, nach seinem eigenen Bett. Und obwohl er nicht wusste, wie die Geschichte mit seiner Mutter enden würde – jetzt war sie ja noch da, sie war nicht weggegangen. Und sie hatte recht gehabt, als sie sich wünschte, mit ihm so viel Zeit wie möglich zu verbringen, als sie es noch konnte. Das sollte er jetzt auch tun. Er wusste nicht, wie viel länger sie noch zusammen sein konnten, aber selbst wenn es nur noch ein Tag war oder zwei Tage, genügte das vielleicht, um Erinnerungen fürs ganze Leben zu sammeln.
    Noah klopfte ein paarmal mit dem Fuß auf den Boden, machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu, auf und zu,

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