Der Junge mit den blauen Haaren
sollten wir. Auch wenn ich ewig hier mit dir stehen könnte“, murmelt Kay und sein heißer Atem streicht über meinen Hals.
„Ich genieße den Anblick wirklich“, kichere ich – und meine damit nicht nur die Niagarafälle - „aber die Ewigkeit im Stehen zu verbringen, ist nicht wirklich das, was ich mir so vorstelle.“
Schwungvoll werde ich umgedreht und ehe ich’s mich versehe, küsst Kay mich leidenschaftlich auf den Mund.
Als wir uns, nach Luft ringend, wieder voneinander lösen, fragt er zwinkernd: „Wie ist denn deine Vorstellung von der Ewigkeit?“
„Auf jeden Fall ziehe ich einen Platz vor, an dem ich hin und wieder meine Beine ausstrecken kann“, antworte ich lachend …
… und liege Sekunden später in meinem Bett, wo ich mir verwirrt die Augen reibe.
28)
O hne auch nur eine Minute darüber nachzudenken, springe ich aus dem Bett und sause, nur mit meinem kurzen Nachthemd bekleidet, durch unser Gemeinschaftsbad in Kays Zimmer.
„Kim!“, ruft er erschreckt, während sein Blick mich gleichzeitig von oben bis unten mustert, „was machst du hier?“
Ich habe keine Zeit, mich für meine mangelhafte Oberbekleidung zu schämen.
Schließlich haben wir gerade aufs intensivste geknutscht.
„Das warst du, oder?“
Kay reißt seine Augen noch weiter auf.
„Was? Was war ich?“, fragt er und klettert aus seinem Bett.
Jetzt gestatte ich mir eine eingehende Musterung und mir gefällt ausnehmend gut, was ich sehe.
Kay trägt eine kurze Pyjamahose und ein weites T-Shirt und sieht einfach nur zum Anbeißen aus.
Ich hole tief Luft.
„Das mit den Niagarafällen“, stoße ich hervor … und weiß im selben Moment, dass ich einen Fehler gemacht habe.
Denn wenn ich Recht habe mit meiner Vermutung, und das habe ich ganz bestimmt, dann weiß Kay jetzt genau, dass ich auch wunschträumen kann.
Und wenn ich mir seine Miene so ansehe, ist genau das der Fall.
Mist, verdammter!
Ich knete nervös meine Hände.
„Wie hast du es herausgefunden?“, fragt er leise.
Upps! Das ist nicht das, was ich erwartet habe.
„Ich … ähm …“
Während ich noch nach Worten suche, kommt Kay auf mich zu, nimmt mich an der Hand und zieht mich zu seinem Bett. Ich lasse es zu, dass er mich neben sich zieht und den Arm um mich legt.
Trotz der seltsam intimen Situation, beruhige ich mich sofort. Kein Wunder.
„Also“, beginne ich nochmal von vorn, „ich kann in meinen Träumen keine Orte aufsuchen, die ich noch nie zuvor in Wirklichkeit gesehen habe.“
Kay stößt pfeifend Luft aus. „Das habe ich nicht gewusst“, murmelt er und fährt sich mit seinen schlanken Fingern durch seine, nach allen Himmelsrichtungen, abstehenden Haare.
Ich kann mich gerade noch davon abhalten, es ihm gleich zu tun.
Eigentlich habe ich Angst, doch ich muss es wissen.
„Seit wann weißt du es?“
Es macht wenig bis überhaupt keinen Sinn, irgendwem etwas vormachen zu wollen.
Kay weiß genau, was ich meine. Ich muss nicht extra in Worte packen, dass ich wissen will, wann er bemerkt hat, dass ich ihn mir Nacht für Nacht herbei träume. Es ist so schon peinlich genug.
„Von Anfang an“, beantwortet er leise meine Frage.
Oooooooookay …
„Aber … aber … wie?“, flüstere ich entsetzt.
Kay zieht mich näher zu sich heran und küsst mich auf meinen Scheitel.
„Ich kann auch traumwandern.“
„Traumwandern?“, krächze ich und schaffe es, ihm ins Gesicht zu sehen.
Kay nickt.
„Das, was wir beide tun, nennt sich traumwandern“, erklärt er mir, während er mich wieder zu sich heran zieht und meine Oberarme streichelt.
„Woher weißt du das?“, frage ich.
„Das hat irgendein Psychofritze so genannt.“
Kays Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen und ich habe keinerlei Zweifel, dass das stimmt. Auch wenn ich beinahe spüren kann, dass da noch etwas ist.
Ich beschließe, später darüber nachzudenken.
„Ich habe es immer wunschträumen genannt“, gestehe ich tonlos.
„Das klingt schöner“, sagt Kay zärtlich, „und irgendwie hat das, was wir tun, ja auch mit unseren Wünschen zu tun. Ich wusste nur nicht, dass du nur Orte aufsuchen kannst, die du kennst.“
„Tja“, murmele ich, „und das sind ja nun nicht wirklich viele.“
Eine Zeit lang sitzen wir schweigend nebeneinander.
„Deshalb hast du in meinem ersten Traum so verwirrt geguckt“, geht mir plötzlich ein Licht auf.
„Ja“, gibt Kay zu, „aber nur, weil ich gerade im Begriff war, dich in meinen eigenen Traum zu holen. Nur dass du mir zuvor gekommen bist.“
Ist das
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